Verschiedene Apotheken verkaufen neu nicht nur Pillen, Hustensirup oder Pflaster. Seit kurzem dürfen sie ihren Kunden auch die Grippeimpfung spritzen. Die Kantone Bern, Freiburg, Neuenburg Solothurn und Zürich haben das bewilligt. Weitere Kantone sollen folgen, so der Schweizer Apothekerverband Pharmasuisse.
Das ist ganz im Sinn des Bundesamts für Gesundheit: Laut seinem Grippe-Strategieplan soll es «mehr Impfstellen mit niederschwelligem Zugang» geben, wie zum Beispiel Apotheken. Das Ziel: Möglichst viele Leute sollen sich impfen lassen. Das bezweckt die Behörde auch mit dem nationalen Grippe-Impftag am 6. November.
«Impfen gehört in die Verantwortung der Ärzte»
Doch für Fachleute ist das der falsche Weg. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser rät davon ab, sich in der Apotheke impfen zu lassen. Der Grund: «Es braucht zuerst eine ausführliche Beratung, die auf den einzelnen Patienten eingeht.» Das könne der Apotheker nicht, weil er nicht die ganze Krankengeschichte kenne. Zudem seien diese Fachleute medizinisch überfordert, wenn es darum gehe, zu entscheiden, ob ein Patient mit einer komplizierten Lungenkrankheit oder einem anderen schweren Leiden geimpft werden solle.
Auch die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH empfiehlt, Menschen mit chronischen Krankheiten sollten sich nicht in der Apotheke impfen lassen. Präsident Jürg Schlup: «Das gehört in die Verantwortung eines Arztes.»
Wenn sich solche Risikopatienten beim Arzt impfen lassen, zahlt die Krankenkasse, falls Franchise und Selbstbehalt ausgeschöpft sind. Das gilt z. B. für Patienten mit Diabetes oder Lungenkrankheiten sowie für Schwangere und Leute über 65 Jahren. In der Apotheke hingegen müssten sie für die Grippeimpfung rund 35 bis 45 Franken aus dem eigenen Sack zahlen.
Kommt dazu: Gesunde Menschen brauchen keine Grippeimpfung. Denn Forscher konnten bisher nicht nachweisen, dass sie ihnen etwas nützt. Die unabhängige Organisation Cochrane Collaboration kam zum Schluss, dass sich 71 Personen impfen lassen müssen, um einen einzigen Fall von Grippe zu verhindern. Die Impfung habe auch «keinen nennenswerten Einfluss auf Arbeitsausfall oder Krankenhaus-Aufenthalte».
Laut Pharmasuisse soll die Impfung in der Apotheke als «Ergänzung zum Angebot in Arztpraxen und Spitälern» dienen, so Präsident Fabian Vaucher. Zielgruppe der Apotheken seien gesunde Personen ab 16 Jahren, die keinen Hausarzt haben. Auch in der Apotheke werde der Kunde vor dem Impfen beraten. «Bestehen gesundheitliche Risiken, werden diese Personen an einen Arzt verwiesen.»
So beugen Sie Grippe vor
- Meiden Sie Menschenmassen.
- Waschen Sie sich oft die Hände mit Seife.
- Fassen Sie sich mit den Händen nicht ins Gesicht.
- Gönnen Sie sich viel Schlaf und Entspannung.
- Bewegen Sie sich regelmässig an der frischen Luft.
- Essen Sie viel Obst und Gemüse.