Seit kurzem verkauft die Migros spezielle Unterwäsche: sogenannte Mens-Unterhosen. Sie sehen aus wie normale Unterhosen, haben aber eine saugfähige Schicht, die das Menstruationsblut aufnimmt. Damit braucht es keine Binden oder Tampons. «Sie sind hochwertig und praktisch», wirbt die Migros auf ihrer Website. Und dazu noch umweltfreundlich: Man kann sie waschen und mehrmals verwenden. Kostenpunkt: 25 Franken. Ähnliche Produkte gibt es auch bei Coop und im Internet zu kaufen.
Nur bei schwacher Mens oder nachts angenehm
Doch die Mens-Unterhosen haben Nachteile. Sexualpädagogin Bea Loosli aus Bubikon ZH sagt: «Man trägt den ganzen Tag die gleiche Mens-Unterhose.» Das sei vor allem bei starker Mens mit Blutklümpchen ein Problem. Man fühle sich nach gewisser Zeit einfach nicht mehr frisch. Ein weiterer Nachteil: Beim Wechseln muss man sich ganz ausziehen. «Das ist unpraktisch, vor allem auf öffentlichen Toiletten», so Loosli. Für sie sind Mens-Unterhosen nur bei schwachem Bluten oder in der Nacht empfehlenswert.
Kommt dazu: Mit der Zeit bildet sich eine feuchte, warme Kammer – ein idealer Nährboden für Pilze. Die Zürcher Ärztin Theres Blöchlinger sagt: «Frauen, die zu Scheidenpilz neigen, sollten darauf verzichten.»
Dazu kommt: Mens-Unterhosen enthalten oft Silberchlorid. Dieser Stoff soll verhindern, dass Bakterien sich vermehren und unangenehme Gerüche entstehen. So steht es auf dem Etikett der Selenacare-Unterhose aus Coop und Migros. Doch dieser Stoff ist umstritten. Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung ist noch nicht geklärt, ob ein Risiko für die Gesundheit besteht, wenn man mit Silberchlorid behandelte Mens-Unterwäsche trägt. «So lange sehen wir den Einsatz biozider Stoffe kritisch – vor allem in direktem Hautkontakt», so das Institut.
Der Mens-Schwamm ist schnell voller Keime
In den Läden sind immer mehr Produkte für die Monatshygiene erhältlich (siehe rechts). Ein Vergleich des Gesundheitstipp zeigt: Nicht alle sind gut. Zum Beispiel der Mens-Schwamm. Der Bio-Laden Rägeboge in Winterthur ZH verkauft ihn für 11 bis 13 Franken. Man verwendet ihn wie einen Tampon und führt ihn in die Scheide ein. Dort saugt er sich mit Blut voll. Frauen müssen ihn regelmässig herausnehmen und auswaschen. Das Problem: Man kann ihn nicht abkochen, um Keime abzutöten.
Die US-amerikanische Heilmittelbehörde spricht von einem «Produkt mit hohem Risiko». Denn bei einer Analyse enthielten die Schwämme Sand, Bakterien, Hefe- und Schimmelpilze. Darauf verweist auch Bettina Steinbrugger von der Plattform Erdbeerwoche, die alternative Produkte verkauft. Besonders stossend: Mit solchen Schwämmen richten sich Anbieter an umweltbewusste Frauen. «Doch die Methoden, mit denen man die Naturschwämme gewinnt, schädigen fragile Meeresökosysteme.»
Die Mens-Tasse sei besser, sagen Fachleute. Man führt sie in die Scheide ein wie einen Tampon. Im Gegensatz dazu trocknet sie aber die Scheide nicht aus. Nach der Mens kann man die Tasse kurz abkochen. Das tötet Keime ab. Ein weiterer Vorteil: Beim Schwimmen saugen sie sich nicht voll wie Tampons. Aber: «Man muss die Handhabung üben und sich getrauen, in die Vagina zu fassen», sagt Loosli. Eine Mens-Tasse muss man spätestens nach acht Stunden leeren und spülen. So verhindert man das schwere toxische Schocksyndrom – eine seltene Infektionskrankheit.
Mittlerweile gibt es über hundert Modelle. Die TV-Sendung «Kassensturz» liess im letzten Jahr sechs der meistverkauften Tassen von 28 Frauen testen. Am besten schnitt die «Fun Cup» der Migros ab, weil das Material sehr weich ist.
Tampons und Binden saugfähig und sicher
Die meisten Frauen verwenden Binden und Tampons. Sie haben auch bei den Fachfrauen gut abgeschnitten, weil sie praktisch und hygienisch sind. Ein Test des «K-Tipp» zeigte 2017: Auch günstige Binden sind saugfähig und sicher. Eine kleine Einschränkung: Binden sind beim Sport nicht praktisch, weil sie auf der Haut scheuern. Das gilt auch für Stoffbinden. Diese sind zudem wegen des Waschens etwas umständlicher zu nutzen. Ein Tipp von Fachfrau Loosli: «Am besten probiert man verschiedene Mens-Produkte aus.»
Verkäufer von Mens-Unterwäsche behaupten, man bleibe damit stets trocken. Gewebestücke könne man mit Toilettenpapier entfernen, schreibt die Firma Kora Mikino. Selenacare sagt, die Unterhosen seien gesundheitlich unbedenklich. Zu Beginn sei der Umstieg auf mehrfach verwendbare Produkte «mit einer Investition verbunden», die sich langfristig aber lohne.
Kora Mikino schreibt, das Material für ihre Unterwäsche produziere man in der EU; 90 Prozent der Unterhosen würden aber von einer chinesischen Grosshandelsplattform stammen. «Faktisch weiss niemand, welche Materialien und Chemikalien da eingesetzt werden.» Das Unternehmen The Female Company empfiehlt, Menstruationsschwämme nach dem Benutzen zu entsorgen. Der Vorteil sei, dass man sie im Gegensatz zu Tampons beim Sex tragen könne. Die Firma Johnson & Johnson schreibt, Tampons sollte man erst wechseln, wenn sie vollgesogen seien. So verhindere man ein Austrocknen der Scheide.
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