Die Muttermalkontrolle zur Hautkrebsvorsorge ist jedermann zu empfehlen», schreibt das Hautzentrum Zürich auf seiner Website. Dabei untersucht der Hautarzt die ganze Haut auf verdächtige Muttermale und auffällige Stellen. In den Augen der Hautspezialisten entscheiden solche Vorsorgeuntersuche über Leben und Tod.
Eine neue Studie aus Deutschland gibt ihnen scheinbar recht. Die Forscher der Technischen Universität Dresden untersuchten Krankenkassendaten von 1,4 Millionen Personen aus Sachsen. Sie verglichen zwei Gruppen miteinander: Die erste Gruppe liess mindestens einmal einen Hautuntersuch beim Arzt machen, die zweite nicht. Es zeigte sich, dass die Sterblichkeit bei der ersten Gruppe geringer war.
Oft falsche Resultate bei Krebsvorsorgestudien
Die Aussage der Studie ist umstritten. Der Arzt und klinische Epidemiologe Johannes Schmidt aus Einsiedeln SZ sagt, bei Studien betreffend Krebsvorsorge komme es oft zu falschen Resultaten. Ein bekanntes Problem: Gesunde Personen gehen eher zu Vorsorgeuntersuchen, weil sie sich ohnehin stärker um ihre Gesundheit kümmern. Das verfälscht die Ergebnisse solcher Analysen. Auch die Forscher selbst räumen dies im Fazit der Studie ein.
Vorsorgeuntersuche führen zudem dazu, dass zwar immer mehr Menschen die Diagnose Hautkrebs bekommen. Doch die Zahl der Todesfälle bleibt gleich. Das zeigen die neusten Zahlen aus der Schweiz: Von 1990 bis 1994 stellten Ärzte bei rund 5900 Menschen schwarzen Hautkrebs fest. Von 2015 bis 2019 waren es bereits über 15 500 neue Diagnosen.
Fachleute sprechen von Überdiagnosen: Ärzte entdecken auch Tumore, die gar nie Beschwerden ausgelöst hätten. Ein Krebs kann wieder verschwinden, oder er wächst nicht, sodass er nie Schaden anrichtet.
Laut der unabhängigen Forschergruppe Cochrane schaden solche Diagnosen den Betroffenen: Sie lösen bei ihnen Angst aus, denn sie wissen nicht, dass der Krebs sich nie bemerkbar gemacht hätte. Zudem führen sie zu unnötigen Therapien. Bei schwarzem Hautkrebs schneiden Ärzte den Tumor meist heraus. Eine solche Operation bringt Risiken mit sich: zum Beispiel, dass sich die Wunde infiziert oder schlecht abheilt. Zudem bleibt eine Narbe zurück.
Ein weiteres Problem solcher Vorsorgeuntersuche, so Schmidt: Die bösartigen Tumore wachsen oft so schnell, dass sie bereits in der Zeit zwischen zwei Hautuntersuchen eine gefährliche Grösse erreichen. Stattdessen fände man vermehrt die gutartigen Tumore, weil sie langsam wachsen und sich zwischen den Untersuchen kaum verändern.
Die Forscher der Cochrane-Studie kommen zum Schluss: Es gibt keinen Grund, alle Personen auf schwarzen Hautkrebs zu untersuchen. Es gebe bisher keinen Beweis, dass der Untersuch mehr nütze als schade.
Fachleute raten deshalb nur Personen mit Risikofaktoren oder verdächtigen Muttermalen zu einem Kontrolluntersuch beim Hautarzt. Risikofaktoren sind: Fälle von Hautkrebs in der Familie, sehr helle Haut, häufige Sonnenbrände in der Kindheit, regelmässige Besuche im Solarium und mehr als 50 Muttermale am Körper.
Die Kontrolle der Muttermale beim Hautarzt kostet je nach Aufwand 150 bis 250 Franken. Die Hautarztpraxen rechnen den Untersuch über die Grundversicherung ab. Auch Zusatzversicherungen beteiligen sich oft an den Kosten des Vorsorgeuntersuchs.
Schwarze Flecken im Auge behalten
Lassen Sie Rücken, Kopfhaut und Fusssohlen von jemand Nahestehendem kontrollieren. Schwarzer Hautkrebs kann auch unter Nägeln und an Stellen entstehen, die nicht der Sonne ausgesetzt sind. Zeigen Sie ein Muttermal dem Arzt, wenn es eines der folgende Merkmale hat:
- Asymmetrie: Es ist nicht gleichmässig oval oder rund.
- Begrenzung: Die Ränder sind ausgefranst oder verwaschen.
- Farbe: Mehrere Farbtöne.
- Dynamik: Es verändert sich auffällig schnell in Form, Grösse oder Farbe.
- Erhabenheit: Es ragt aus der Haut heraus.