Die Firma Heilpflanzenwohl wirbt für ihr «neues pflanzliches Präparat» mit grossen Inseraten in Tageszeitungen. Glycowohl extra ist ein Sammelsurium von über einem Dutzend Wirkstoffen, darunter Chrom und ein Extrakt aus den Blättern der Weissen Maulbeere. Die Kapseln seien speziell für Leute gedacht, die auf einen gesunden Blutzucker achten, schreibt die Firma. Kosten pro Monat: rund 80 Franken.
Fachleute bezweifeln allerdings, dass das Mittel den Blutzuckerwert verbessert. Der Basler Diabetesspezialist Ulrich Keller sagt: «Es ist nicht klar nachgewiesen, ob und wie Glycowohl extra wirkt.» Zwar hätten Übersichtsstudien gezeigt, dass Chrom den Blutzuckerwert leicht senken kann – allerdings nur, wenn man mindestens 200 Mikrogramm pro Tag einnimmt. Bei Glycowohl extra sind in einer Tagesdosis nur 60 Mikrogramm enthalten.
Zum Pflanzenextrakt der Maulbeere gebe es kaum aussagekräftige Studien, sagt Keller. Laut Sigrun Chrubasik, Ärztin und Spezialistin für Pflanzenmedizin an der Universität Freiburg im Breisgau (D), gibt es zwar Hinweise, dass der Maulbeerextrakt den Blutzucker senken kann. Doch diese liessen sich nicht auf ein Kombipräparat mit weiteren Wirkstoffen wie Glycowohl übertragen. Die Kombination könnte anders wirken.
Tabletten mit Metformin wirken besser
Fazit von Ulrich Keller: «Für Diabetespatienten gibt es wirksamere und besser untersuchte Präparate.» In den meisten Fällen helfen Tabletten mit dem Wirkstoff Metformin gut (siehe Merkblatt). Unbestritten ist: Patienten mit Diabetes Typ 2 sollten sich regelmässig bewegen und abnehmen, wenn sie Übergewicht haben. Auch eine Diät mit wenig Kohlenhydraten hilft nachweislich, den Blutzucker im Griff zu haben («Saldo» 7/2021). Betroffene sollten viel Gemüse, Salat und Eiweiss aus Hülsenfrüchten, Fisch und magerem Fleisch essen.
Die Firma Heilpflanzenwohl sagt, sie halte sich an die vom Gesetz erlaubten Aussagen zur Wirksamkeit von Chrom.
Gratis-Merkblatt: «Diabetes-Medikamente»
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