Während der Wechseljahre produziert der weibliche Körper weniger Östrogen. Diese hormonelle Veränderung führt dazu, dass sich die Schleimhaut in der Scheide zurückbildet: Sie fühlt sich vor allem beim Scheideneingang trocken an und juckt. Diese Erfahrung machte auch Gesundheitstipp-Leserin A. R. aus Stäfa ZH. Sie hatte nach den Wechseljahren häufig eine trockene Scheide. Sie sagt: «Es fühlte sich an, als ob sich unten alles zusammenzieht.» Vielen andern Frauen geht es ähnlich.
Frauenärzte verschreiben dann oft Tabletten oder Cremes mit Östrogen. Diese bauen die Scheidenschleimhaut wieder auf. Doch Hormontherapien in den Wechseljahren sind umstritten: Pillen mit Östrogen können Blutgerinnsel, Krebs und hohen Blutdruck auslösen. Vor kurzem warnte die Europäische Arzneimittelagentur: Scheidencremes, die hochdosiertes Östrogen enthalten, sollten nicht länger als vier Wochen benutzt werden. Sonst seien Nebenwirkungen möglich wie bei den Hormontabletten.
Frauenarzt Harald Meden aus Rüti ZH empfiehlt Therapien mit Hormonen nur bei Frauen, denen andere Mittel nicht geholfen haben. «Dazu gehören Frauen, die oft an Blasenentzündungen und Infekten in der Scheide leiden.»
Eine gute Alternative sind Pflanzenextrakte, die ähnlich wie Hormone wirken (siehe Tabelle im PDF). Dazu gehören Präparate mit der Yamswurzel. Diese enthalten einen Wirkstoff, der die Produktion von Östrogen im Körper anregen soll. Allerdings gibt es kaum Studien über Wirkungen und Nebenwirkungen. Auch Leserin A. R. stiess in der Drogerie auf ein Scheidengel mit Yamswurzel. Sie berichtet: «Ich streiche fast jeden Tag etwas davon ein – seither habe ich keine Beschwerden mehr.»
Ähnlich wirkt die Salbe «Rheum Rhaponticum» mit dem Extrakt des Sibirischen Rhabarbers. Dieser beinhaltet Stoffe, die ähnlich wie Östrogen wirken sollen. Studien weisen darauf hin, dass der Extrakt gegen Trockenheit und Brennen an der Scheide helfen kann. Allerdings ist die Salbe nur gegen Rezept erhältlich.
Schmerzen beim Sex: Feines Öl als Gleitmittel
Viele Frauen haben vor allem beim Sex Schmerzen. Auch sie brauchen nicht gleich Hormone. Die Frauenärztin Regina Widmer aus Solothurn sagt: «Oft genügt es, wenn man den Scheideneingang täglich mit einem feinen Öl einreibt.» Geeignet sind kaltgepresste Öle wie Olivenöl, Mandelöl oder Granatapfelöl. Man massiert sie sanft ein. Die Öle pflegen die zarte Haut des Scheideneingangs und wirken auch als Gleitmittel. Gleitmittel und Scheidengels können die Schleimhäute befeuchten.
Manche dieser Gels enthalten Hyaluronsäure – zum Beispiel die Produkte «Hyalofemme» oder «Gynomunal». Die Säure sorgt dafür, dass die Schleimhaut in der Scheide die Feuchtigkeit über viele Stunden speichern kann. Eine chinesische Studie aus dem Jahr 2013 zeigte: Hyaluronsäure wirkt ebenso gut gegen Trockenheit in der Scheide wie ein Gel mit Östrogen.
Andere Befeuchtungsgels enthalten Milchsäure, zum Beispiel der «Gynofit Milchsäure Vaginalgel». Die Milchsäure soll den pH-Wert in der Scheide regulieren, sodass Bakterien sich weniger gut vermehren können. Cremes mit Milchsäure, wie «Vagisan» oder «Gynaedron», haben den Vorteil, dass sie nicht nur die Scheide befeuchten, sondern auch den Scheideneingang pflegen.
Solche Produkte sind aber nicht bei allen Frauen mit trockener Scheide geeignet. Ärztin Regina Widmer sagt: «Sie sind sinnvoll bei Frauen, die Probleme mit einem Ungleichgewicht der Bakterien in der Scheide hatten.» Die Scheide riecht dann unangenehm.
Stark fetthaltige Cremes eignen sich nur zur Pflege des Scheideneingangs. Sie enthalten zum Teil heikle Substanzen und sollten nicht in die Scheide gelangen. So enthält die «Sagella Creme» fast 30 Inhaltsstoffe, darunter Parfüm, Emulgatoren und Konservierungsstoffe. In «Deumavan» steckt Vaseline. Das Problem: Vaseline dichtet die Haut ab und lässt sie nicht atmen. Eine US-Studie zeigte 2013 auf, dass Vaseline das Risiko für Bakterieninfekte erhöht, wenn sie ins Innere der Scheide gelangt.
«Am besten Produkte mit wenig Inhaltsstoffen»
Die «Cobagin Creme» wiederum enthält neben Traubenkernöl auch Harzextrakte und Eiweisse. Ihr Nutzen ist unklar. Alexander Vögtli, Apotheker und Gründer der Medikamentenplattform Pharmawiki, sagt: «Am besten sind Produkte mit wenig Inhaltsstoffen.»
Der Hersteller von «Deumavan» schreibt, die Creme schütze den Intimbereich vor Urin, Stuhl und Keimen. Man dürfe sie nicht auftragen, wenn eine Infektion vorliege. Der Hersteller von «Cobagin» schreibt, seine Produkte seien «keine Alltagspflegemittel». Ein Arzt müsse beurteilen, ob die Inhaltsstoffe bei der Patientin sinnvoll seien. Der Hersteller der «Vagisan Creme» schreibt, sie sei nicht geeignet bei Scheideninfekten, sondern nur bei trockener Scheide. Der Hersteller der Creme «Gynaedron» schreibt, der Wirkstoff Dexpanthenol behandle Trockenheit der Scheide und begünstige auch die Wundheilung in der Scheide und am Scheideneingang. Der Hersteller des «Gynofit Milchsäure Vaginalgels» empfiehlt das Produkt nur bei Jucken, Brennen und unangenehmem Geruch in der Scheide.
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