Die Qualität von Funktionsunterwäsche zeigt sich erst, wenn man schwitzt: Ein gutes Leibchen hält den Körper warm, egal ob es trocken oder verschwitzt ist. Denn es leitet die Feuchtigkeit schnell an die nächste Bekleidungsschicht weiter.
Doch das machen längst nicht alle, wie ein Test des Gesundheitstipp und der Fernsehsendung «Kassensturz» zeigt. Sie liessen zehn Langarm-Funktionshirts für Männer im Labor testen (siehe «So wurde getestet»). Alle Modelle sind auch für Frauen erhältlich.
Fazit des Tests: Nur gerade 3 von 10 geprüften Langarm-Funktionsshirts erhielten die Gesamtbewertung «gut»: die Produkte von Patagonia, Odlo und Landi. Sie funktionieren bei leichter Aktivität sehr gut und halten auch verschwitzt noch warm. Alle anderen Produkte schnitten in diesem Punkt schlechter ab.
Viele Leibchen trocknen nur langsam
Die meisten Shirts blieben länger als 24 Minuten feucht. Am langsamsten trockneten die Leibchen von T chibo und Icebreaker. Insgesamt am schlechtesten funktionierte das Produkt «Kaikkialla Aattami». Es schnitt «ungenügend» ab. Das Shirt hielt im trockenen und feuchten Zustand am wenigsten warm. Zudem transportierte es den Schweiss nicht effizient. Hersteller Eurofamily argumentiert, das Produkt sei für aktive Sportler gedacht. Während der sportlichen Aktivität sei die Wärmeisolation ausreichend. Ochsner-Sport verteidigt das als «genügend» bewertete Shirt der Eigenmarke «46 Nord» aus ähnlichen Gründen. Diese Funktionswäsche sei für Sportarten gedacht, bei denen man stark schwitze und warm bekomme.
Sportunterwäsche sollte möglichst schnell trocknen. Denn: Der Körper schwitzt nach dem Sport weiter, um die Temperatur zu senken. Feuchte Textilien verstärken diesen Kühleffekt. Die Muskeln ziehen sich zusammen, wenn sie nach sportlichen Aktivitäten im Winter zu schnell kalt werden. Das kann zu Verspannungen führen.
Einen Tipp gegen schnelles Auskühlen weiss der Zürcher Physiotherapeut Stefan Raschle. Er betreut auch die Profi-Eishockeyspieler der ZSC Lions: «Wer Zeit hat, sollte sich nach dem Sport zirka 20 Minuten locker weiterbewegen.» Ein Auslaufen gebe dem Körper die nötige Zeit, den Temperaturhaushalt und die Durchblutung langsam zu normalisieren. Wer keine Zeit für ein «Cool down» hat, dem empfiehlt der Physiotherapeut im Winter eine heisse Dusche nach dem Sport.
So wurde getestet
Das Textillabor Hohenstein in Bönnigheim (D) untersuchte die Isolation der Leibchen im trockenen und feuchten Zustand, die Atmungsaktivität, den Schweisstransport sowie die Trocknungszeit. Die Tests fanden im Labor unter standardisierten Bedingungen statt. Zum Einsatz kam ein Messgerät, das die Wärmeregulation der Haut mit leichtem oder starkem Schwitzen simuliert. Das Gerät mass, wie gut der Stoff die Körperwärme zurückhält, wie gut er den Schweiss aufnimmt und wieder abgibt. Zudem erfasste es die Zeit, bis das Leibchen trocken war, und wie viel Wasserdampf der Stoff durchliess.
Funktionswäsche
Merinowolle transportiert den Schweiss gut
Bei Funktionsbekleidung spielt das Material eine entscheidende Rolle. Die meisten Langarm-Shirts im Test bestehen aus einer Kombination verschiedener Materialien. Das Hauptmaterial sind meistens Kunststofffasern wie Polyester. Ausnahme: Das Shirt von Icebreaker besteht ausschliesslich aus Merinowolle.
Das sind die Vor- und Nachteile der verschiedenen Gewebe:
Baumwolle
+ Angenehmes Hautgefühl im trockenen Zustand
+ Kühlt, eignet sich für Sommerkleidung
– Saugt Nässe auf und bleibt lange nass
– Wärmt wenig
Merinowolle
+ Angenehmes Hautgefühl
+ Wärmt
+ Transportiert den Schweiss von innen nach aussen
+ Riecht nicht schnell nach Schweiss
– Kann verfilzen und Knötchen bilden
– Sollte schonend gewaschen werden
– Kann einlaufen
Polyester
+ Ist sehr reissfest
+ Saugt den Schweiss nicht auf
– Kann beim Tragen und Waschen Mikroplastik abgeben
– Basiert auf Erdölbestandteilen
– Bei leichtem Schwitzen kann Wasserdampf auf der Innenseite kondensieren
Polypropylen
+ Wärmt
+ Ist atmungsaktiv
+ Ist sehr stabil
+ Saugt den Schweiss nicht auf
– Kann beim Tragen und Waschen Mikroplastik abgeben
– Basiert auf Erdölbestandteilen
