Notrufuhren können Leben retten. Wenn ältere Leute stürzen oder einen Herzinfarkt haben, drücken sie auf einen Knopf. Damit alarmieren sie Angehörige oder Notfallärzte, mit Standortangabe. Zusätzliche Sicherheit geben eingebaute Mikrofone und Lautsprecher. Denn sie ermöglichen es, direkt mit jemandem zu sprechen. So weiss man, dass der Hilferuf nicht ins Leere läuft. Eine solche Uhr verleiht älteren Personen Sicherheit, wenn sie allein zu Hause sind oder wandern.
Der Gesundheitstipp und die TV-Sendung «Kassensturz» liessen sieben Notrufuhren im Labor testen. Die Eperten prüften die Zuverlässigkeit der Notruffunktion, den Tragkomfort und die Handhabung. Fazit: Nicht alle Uhren funktionieren zuverlässig.
Versand eines SMS mit Standort per Knopfdruck
Am schlechtesten schnitt die Notrufuhr von Doro ab: Bei diesem Modell funktioniert der Notrufknopf nur, wenn man das passende Doro-Smartphone verwendet. Und selbst dann geht der SOS-Ruf oft ins Leere: «Ist das Handy im Ruhemodus, wird die Alarmierung zum Teil gar nicht ausgelöst», stellten die Laborexperten fest. Für die Doro-Watch gab es deshalb eine ungenügende Note.
Gute Noten gab es für die «Sicherheitsuhr B7» von James, die «Spirit Petite» von Smartwatcher, die «Notrufuhr 4G» von Limmex und die «Watch SE 4G» von Apple. Bei diesen Modellen erhalten die hinterlegten Adressen eine Textnachricht mit dem Standort, wenn man den SOS-Knopf drückt. Daneben erhalten bis zu zehn Personen einen Telefonanruf. Bei James und Limmex startet beim Drücken des SOS-Knopfs ein Kettentelefon. Dabei ruft die Uhr eine eingetragene Person nach der anderen an, bis eine von ihnen den Anruf abnimmt.
Die Uhren erkennen, wenn nur der Anrufbeantworter aktiviert wird. So verhindert die Uhr, dass die Anrufkette unterbrochen wird. Bei der Smartwatcher-Uhr startet eine Telefonkonferenz mit allen Kontakten. Bei der Apple-Watch geht ein Anruf auch an die Notrufnummer 112. Unter dieser Nummer erreicht man eine regionale Notrufzentrale. Die Apple-Watch richtet sich nicht im Speziellen an ältere Leute. Das Einstellen der Uhrenfunktionen ist daher etwas umständlicher als bei den anderen guten Modellen.
Für Leute mit Herzschwäche, Epilepsie oder Schlaganfallrisiko kann eine Uhr nützlich sein, die erkennt, wenn man stürzt. Sie löst dann selbständig einen Notruf aus. Die Uhr von Apple war die einzige im Test, die einen Sturz zuverlässig von starken Handgelenkbewegungen unterscheiden konnte.
Sturzerkennung kann Fehlalarme auslösen
Auch die Uhr von James erkennt Stürze. Im Test löste sie aber oft auch bei schwächeren Handgelenkbewegungen Notrufe aus. Wer Fehlalarme verhindern möchte, sollte die Sturzerkennung ausschalten. Die Uhren von Limmex und Smartwatcher haben keine Sturzerkennung.
Alle Uhren kann man auch unter der Dusche tragen. Sie überstanden drei fünfminütige Kontakte mit dem Wasser ohne Schäden. Auch fünf Stürze aus einem Meter Höhe überstanden sie schadlos.
Bei Notfalluhren, die über eine App oder via Internet Daten versenden, ist oft unklar, wie intensiv die Hersteller diese Daten für andere Zwecke speichern. In den letzten Tests der deutschen Stiftung Warentest erreichten die Smartwatches von Apple und Samsung nur genügende Noten bei Datenschutzprüfungen. Immerhin gaben sie keine Gesundheitsdaten an Dritte weiter. Knackpunkt beim Datenschutz sind häufig die dazugehörigen Smartphone-Apps. Erfolgt die Steuerung der Uhr nicht via App, ist das Risiko kleiner, dass persönliche Daten gesammelt werden. Die Notrufuhren von James, Limmex und Smartwatcher funktionieren ohne App.
Das braucht es zusätzlich, damit eine Notrufuhr funktioniert
Damit eine Notrufuhr SOS-Kontakte anrufen kann, braucht sie eine Verbindung ins Mobilfunknetz. Wer die Uhr benutzen möchte, muss daher eine SIM-Karte einsetzen. Bei den Seniorenuhren von James, Limmex und Smartwatcher sind die SIM-Karten bereits eingesetzt, und der Betrieb ist in den fixen monatlichen Kosten inbegriffen. Alle anderen Uhren brauchen dafür noch eine SIM-Karte.
Wer schon ein Handyabo hat, wählt dafür am besten das sogenannte Multi- oder Extra-SIM-Angebot seiner Telecomfirma.
So erhält man eine zusätzliche SIM-Karte mit der Handynummer. Beide SIM-Karten können gleichzeitig genutzt werden. Bei Sunrise, Swisscom, Wingo und Quickline kostet die Zusatz-SIM-Karte 5 Franken pro Monat, bei Migros Budget Mobile und Coop Mobile 6 Franken. Mit einer zusätzlichen SIM-Karte von Salt für 10 Franken sind keine Telefonate möglich. Wer kein Handyabo hat, kann die Notrufuhr auch mit Prepaid-Karte verwenden.
Wer nur die Notruffunktion mit gelegentlicher Telefonie und Nachrichten nutzt, verbraucht nicht viele Daten. Für diese Benutzer empfehlen sich die günstigen Prepaid-Karten von Lidl Connect und Migros Budget. Dort kosten Datenpakete rund 5 Franken im Monat.
So hat der Gesundheitstipp getestet
Das Labor Müller BBM in Planegg (D) prüfte für den Gesundheitstipp sieben Notrufuhren. Die Testkriterien.
- Notruffunktion: Das Labor löste mit jeder Uhr einen Notruf aus. Funktioniert der SOS-Knopf zuverlässig? Wie werden die Kontaktpersonen informiert? Was passiert, wenn bei einer Kontaktperson nur der Anrufbeantworter angeht? Bei den Uhren mit Sturzerkennung prüfte das Labor, wie gut die Uhr einen Sturz erkennt und einen Notruf ausführt.
- Akku: Ein Test gab Aufschluss darüber, wie lange der Akku hält, wenn man die Uhr den ganzen Tag trägt und damit telefoniert. Das Labor mass auch, wie lange es dauert, bis ein leerer Akku wieder voll ist.
- Tragekomfort: Ein Experte sowie ein Senior und eine Seniorin trugen die Uhren zwei Tage und eine Nacht lang. Danach beurteilten sie den Tragekomfort.
- Handhabung: Ein Laborexperte und die Senioren beurteilten, wie einfach sich die Uhren einrichten und bedienen lassen. Zudem prüften sie, ob das Display bei unter-schiedlichem Licht gleich gut lesbar ist.
- Robustheit: Das Labor beregnete alle Uhren drei Mal fünf Minuten und liess sie fünf Mal aus einem Meter Höhe fallen.