Wenn Viviane Küng Jazztanz macht, vergisst sie die Zeit: «Es macht mich glücklich und ich kann dabei völlig abschalten», sagt die 46-Jährige aus Röschenz BL. In der Gruppe übt sie schnelle und kraftvolle Bewegungen und Choreografien ein.
Aus den Lautsprechern ertönt rhythmischer, moderner Pop, zwischendurch auch mal ein klassisches Stück. Das abwechslungsreiche Training begeistert Viviane Küng seit zehn Jahren. Und es tut ihr auch gut: «Ich bin fitter und beweglicher geworden.» Zudem habe sich ihre Körperhaltung verbessert.
Tanzen ist ein gutes Fitnesstraining. Es stärkt Herz und Kreislauf, kräftigt Muskeln und Knochen und hilft beim Abnehmen. Eine Übersichtsstudie der Universität Sydney in Australien kam 2018 zum Schluss, dass Tanzen mindestens so fit macht wie zum Beispiel Schwimmen, Fussball oder Fitnesstraining.
Jazztanz fördert die Beweglichkeit
Die Auswahl ist gross. Tanzschulen bieten zum Beispiel Kurse in Jazztanz, in indischem Bolly-wood-Tanz, spanischem Flamenco oder Line Dance zu Countrymusik an. Bei all diesen Stilen tanzt man nicht als Paar, sondern jeder einzeln in einer Gruppe.
Nicht alle Tanzstile fördern die Gesundheit gleichermassen. Das zeigt ein Vergleich des Gesundheitstipp. Drei Fachleute beurteilten, wie nützlich zehn verschiedene Einzeltänze für Fitness, Körperbeherrschung, Beweglichkeit und Konzentration sind und wie gut man damit Stress abbauen kann. Im Expertenteam waren Andrea Schärli, Dozentin für Tanz am Institut für Sportwissenschaft der Uni Bern, Jochen Heckmann, künstlerischer Leiter der Höheren Fachschule für zeitgenössischen und urbanen Bühnentanz im Tanzwerk101 in Zürich, sowie der Zürcher Tanzpädagoge Philippe Dick.
Ergebnis: Jazztanz und Modern Dance kamen bei den Experten am besten an (siehe Tabelle im PDF). Beim Jazztanz tanzt man zu Musikstilen wie Pop und macht ausladende, kraftvolle Bewegungen, Drehungen und Sprünge. Andrea Schärli sagt: «Beweglichkeit ist hier wichtig.» Zudem fordern die komplexen Choreografien das Gehirn. Jochen Heckmanns Fazit: «Jazztanz ist ein ganzheitliches Training.»
Ebenso gut für die Gesundheit ist Modern Dance. Dabei tanzt man ausdrucksvoll und frei zu moderner Musik, mal langsam, mal schnell. Andrea Schärli: «Modern Dance ist anspruchsvoll für die Koordination.» Denn man mache dabei immer wieder andere Bewegungen, oft auch mit dem ganzen Körper auf dem Boden. «Das ist nicht jedermanns Sache», so Philippe Dick.
Wer beim Tanzen lieber auf den Füssen bleibt und schnelle Rhythmen mag, sollte Stepptanz ausprobieren. Mit kleinen Eisen an den Sohlen klappern die Schuhe im rasanten Takt der Musik. Das benötigt eine gute Koordination und fordert das Gehirn. Ein weiterer Vorteil laut Philippe Dick: «Das Hüpfen beim Stepptanz stärkt die Knochen.»
Stepptanz ist auch für Ältere geeignet
Stepptanz ist auch für Senioren geeignet. Tanzschulen bieten eigens für sie Kurse an. Tanzen ist für ältere Leute generell ein ideales Training, um sich vor Stürzen zu schützen. Zu diesem Schluss kam im Jahr 2017 eine britische Studie der Universität von Leeds. Allerdings verbessert Stepptanz die Beweglichkeit des ganzen Körpers weniger, da er vor allem Füsse und Unterschenkel fordert. Auch Afrodance und Bollywood-Tanz sind nur beschränkt gut für die Beweglichkeit. Beim Afrodance stampfen die Tänzer und schütteln sich zu afrikanischer Trommelmusik. Oft gehen sie dabei leicht in die Hocke. Das fordert die Muskeln im Rücken. Beim Bollywood-Stil tanzt man zu fröhlichem Ethno-Pop aus Indien. Andrea Schärli empfiehlt beide Tanzstile als gutes Fitnesstraining für Herz und Kreislauf.
Ballett hingegen ist dafür laut den Experten weniger geeignet: Den Kreislauf bringen die kontrollierten Bewegungen kaum auf Touren. «Ballett stärkt vor allem den Rumpf und ist gut für die Körperhaltung», sagt Philippe Dick. Ähnlich ist es beim spanischen Flamenco: In sehr aufrechter Haltung bewegen die Tänzerinnen Arme und Hände, klatschen und stampfen rhythmisch mit den Füssen. «Das erfordert Konzentration und Körperbeherrschung», sagt Jochen Heckmann.
Youtube-Videos geben Infos zu Tanzstilen
Für Ballett und Flamenco interessieren sich vor allem Frauen: In Tanzkursen sind Männer meist in der Unterzahl. Das gilt auch für den hawaiianischen Hula-Tanz mit seinem sanften Hüftbewegungen und für den orientalischem Bauchtanz. Mit beiden Stilen trainiert man die Kondition nur beschränkt – dafür überwiegt hier die Freude am gemeinsamen Bewegen. Sie sind auch für weniger fitte Leute gut geeignet. Ebenso Line Dance: Dabei tanzen Frauen und Männer in einer Reihe zu Countrymusik. Jochen Heckmann: «Die Schritte sind leicht zu erlernen.» Hier zähle vor allem das Erlebnis in der Gruppe. Dies helfe, Stress abzubauen.
Wer einen Tanzkurs sucht, informiert sich am besten zuerst auf Youtube.com. Dort findet man Videos zu allen Tanzstilen. Tanzschulen bieten Schnupperstunden an, in denen man testen kann, ob einem der Tanzstil und der Unterricht gefallen. Denn: «Es hängt auch vom Lehrer oder von der Lehrerin ab, wie intensiv, anspruchsvoll oder entspannend das Tanzen ist», sagt Andrea Schärli.
Buchtipp
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2. Auflage). Aus dem Inhalt:
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