Advantam ist der süsseste Stoff der Welt. Unglaubliche 37 000 Mal so süss wie Zucker ist er. Diesen Sommer hat ihn die Europäische Union zugelassen, als Zusatzstoff mit der E-Nummer 969.
Die EU-Behörde befand Advantam für «gesundheitlich unbedenklich». Doch es gibt noch keine Langzeitstudien. Zudem ist Advantam chemisch mit Aspartam verwandt. Auch der Hersteller ist derselbe: die japanische Firma Ajinomoto, weltgrösster Produzent von Aspartam. Dieser Stoff steht bereits seit Jahren in der Kritik. Studien weisen darauf hin, dass er Kopfschmerzen und Migräne auslösen kann. Aspartam soll auch für starken Juckreiz und sogar für Depressionen verantwortlich sein. Ratten, die mit Aspartam gefüttert wurden, bekamen zudem öfter Lymphdrüsenkrebs und Leukämie (Gesundheitstipp 5/06).
John van Limburg Stirum, Arzt für Komplementärmedizin in der Seegartenklinik in Kilchberg ZH, mahnt zur Vorsicht: «Es ist nicht auszuschliessen, dass Advantam ähnliche Nebenwirkungen haben wird.» Noch gibt es keine Lebensmittel in der Schweiz, die mit Advantam gesüsst sind. Erlaubt wäre der Einsatz des Süssstoffs aber, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit auf Anfrage bekannt gab.
Mit Advantam steigt die Zahl der künstlichen Süssstoffe auf elf. Sie kommen oft in Light-Produkten vor. Van Limburg Stirum rät generell von solchen Süssstoffen ab. Viele davon hätten einen extrem langen, süssen Nachgeschmack: «Das lässt die Geschmacksknospen abstumpfen.» Die Folge: Zucker schmeckt immer fader und man braucht immer mehr davon für das gleiche Geschmackserlebnis. «Damit ist der Weg zum Übergewicht geebnet.»
«Falsches Signal an den Körper»
Auch der deutsche Lebensmittelexperte Hans-Ulrich Grimm ist überzeugt, dass Süssstoffe dick machen: «Sie geben dem Körper ein falsches Süsssignal.» Studien hätten gezeigt, dass Süssstoffe ebenso wie Zucker das Insulin im Blut ansteigen liessen, und das bringe den Körper durcheinander. Auch US-Wissenschafter kamen zum Schluss, dass der Körper dann auf Zucker nicht mehr richtig reagieren und ihn nicht mehr verdauen könne.
Kürzlich gab eine Studie im Fachblatt «Nature» den Kritikern Aufwind. Israelische Forscher fütterten Mäuse mit Süssstoffen. Nach elf Wochen reagierte der Stoffwechsel der Mäuse ähnlich wie der von Diabetes-Patienten. Mit weiteren Versuchen konnten die Forscher zeigen, dass die Süssstoffe die Zusammensetzung der Darmbakterien veränderten. Anhand der Angaben von knapp 400 Personen stellten die Forscher zudem fest: Je mehr Süssstoffe jemand zu sich nimmt, desto eher verschiebt sich sein Stoffwechsel in Richtung Diabetes. Die Forscher fordern: «Der massive Einsatz von Süssstoffen muss neu beurteilt werden.»
Die Firma Ajinomoto bestreitet, dass Advantam und Aspartam ein Risiko für die Gesundheit darstellen. Die Stoffe bestünden aus Eiweissbestandteilen, die auch in natürlichen Lebensmitteln weit verbreitet seien. Ihr Nachgeschmack sei zudem nicht anders als der von Zucker.