Verengte Herzgefässe gehören zu den häufigsten Herzkrankheiten. Sind sie verstopft, erhält das Herz nicht mehr genug Sauerstoff. Anzeichen dafür sind ein Stechen oder Brennen sowie ein beengendes Gefühl im Brustbereich. Der Schmerz tritt meist bei körperlichen Anstrengungen auf, zum Beispiel wenn Patienten eine Treppe schnell hinaufsteigen. Risikofaktoren sind zu wenig Bewegung, ungesunde Ernährung, hoher Blutdruck und Stress.
Für Spitäler sind Stents ein lukratives Geschäft
Ärzte empfehlen Patienten oft, einen Stent einzusetzen. Das dünne Röhrchen aus Drahtgeflecht stützt die Gefässe und hält sie offen. Solche Eingriffe werden immer öfter vorgenommen. In den letzten sechs Jahren stieg in den Spitälern der Einsatz von Stents um einen Drittel (siehe Grafik im PDF). Das ist ein lukratives Geschäft: Der schnelle Eingriff kostet gemäss Bundesamt für Statistik durchschnittlich rund 14 000 Franken.
Doch die Operationen sind oft unnötig. Das zeigt nun eine Studie der US-amerikanischen Ärztekammer aus Massachusetts. 5000 Patienten mit verengten Herzgefässen nahmen daran teil. Sie schluckten bereits Blutverdünner, Cholesterinsenker und Betablocker gegen den hohen Blutdruck. Die Hälfte der Teilnehmer erhielt gleich zu Studienbeginn einen Stent eingesetzt. Die andere Hälfte nahm weiterhin nur Medikamente zu sich. Nach drei Jahren kamen die Studienautoren zum Schluss: Ein Stent hat keinen entscheidenden Vorteil. Er verhinderte keine zusätzlichen Todesfälle oder Spitalaufenthalte.
Herzspezialist Jochen Schuler aus Salzburg (A), Mitherausgeber der Fachzeitschrift «Der Arzneimittelbrief», bestätigt die Studienergebnisse – und verweist auf «bedeutsame» Risiken: «Bei der Operation können die Herzgefässe verletzt werden und Blutgerinnsel entstehen.» Für Schuler ist klar: Patienten können mit Training, gesundem Lebensstil und Medikamenten oft mehr erreichen als mit einer teuren und weniger nachhaltigen Operation.
Auch Allgemeininternist Markus Häusermann aus Gossau SG empfiehlt Patienten, Schmerzen, die von verengten Herzgefässen herrühren, zuerst mit Medikamenten zu behandeln. Ein Stent könne dann helfen, wenn die Schmerzen nicht verschwinden, so Häusermann.
Der Leiter der Kardiologie am Kantonsspital Baselland, Gregor Leibundgut, rechtfertigt die Eingriffe und kritisiert, die Studie hätte methodische Lücken. Zum Beispiel seien nur Patienten mit wenig Schmerzen ausgewählt worden. Dies entspräche nicht den Patienten mit verengten Herzkranzgefässen, die er normalerweise behandle. Hinzu kommt, dass man mit einem Stent meist keine Betablocker mehr schlucken muss. Diese machen oft müde und schwach oder stören die Erektion beim Mann.
So halten Sie Ihr Herz gesund
- Vermeiden Sie unnötige Hektik und Stress.
- Reduzieren Sie die Anspannung, etwa mit Yoga oder Meditation.
- Hören Sie auf zu rauchen.
- Essen Sie viel Früchte und Gemüse sowie ungesättigte Fette wie Oliven- oder Rapsöl. Ziehen Sie Geflügel oder Fisch rotem Fleisch vor.
- Bewegen Sie sich täglich mindestens 30 Minuten. Spazieren Sie zügig oder fahren Sie Velo. Aber auch Garten- oder Hausarbeit ist gesund.