Das Stärkungsmittel Strath helfe den Abwehrkräften und gebe Energie: So wirbt Hersteller Bio-Strath für sein Produkt. Möglich sei dies wegen der enthaltenen Mischung von Hefe und «mehr als 50 ausgewählten Kräutern». Beim Fermentieren verwandelt die Hefe Zucker und Stärke in Alkohol oder Säure. Diesen natürlichen Vorgang nutzt Bio-Strath beim Herstellen seiner Produkte. Die Firma sagt zudem, wegen der Fermentierung nehme der Körper die in den Kräutern enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren besonders gut auf.
Gesunde brauchen keine Zusatzvitamine
Auch andere Stärkungsmittel enthalten Mischungen aus vergorenen Kräutern, Früchten und Gemüsen.Das zeigt ein Vergleich des Gesundheitstipp (siehe Tabelle im PDF). In EM Multi ferment etwa hat es 26 fermentierte Pflanzen, darunter Ananas, Anis, Fenchel, Hagebutten, Holunderblüten, Ingwer und Zimt. Der Hersteller lässt diese Pflanzen mit Hilfe von Milchsäurebakterien vergären. Die gleichen Inhaltsstoffe stecken auch in den Mitteln Dr. Rau’s EM ferment und Mikro San.
Die Stärkungsmittel gehen ins Geld: So kostet eine Tagesdosis Regulatpro Immune 3 Franken, bei Man-Koso sind es gar 11 Franken.Dieses Geld kann man sich laut Fachleuten sparen. Der Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule sagt, der gesundheitliche Nutzen solcher Produkte sei nicht genügend bewiesen. Hinzu kommt: Die Inhaltsstoffe der Stärkungsmittel sind umstritten. So schreibt die Fachzeitschrift «Pharma-Kritik», die meisten Leute würden keine speziellen Produkte mit Vitaminen und Mineralstoffen brauchen. Zusätzliche Vitamine seien nur bei einem eindeutigen Mangelzustand oder bei einem erhöhten Bedarf nötig, zum Beispiel in der Schwangerschaft oder bei Veganern. Allerdings seien Stärkungsmittel in solchen Fällen nicht geeignet, um einen Vitaminmangel auszugleichen. Die deutsche Verbraucherzentrale warnt zudem, dass Vitamine und Mineralstoffe in zu grossen Mengen schaden würden. So könne zu viel Vitamin D das Herz, die Niere oder die Lunge verkalken. Eine Überdosis Kalzium erhöhe das Risiko von Nierensteinen.
Laut «Pharma-Kritik» bringt es auch nichts, zusätzlich Aminosäuren wie Asparaginsäure, Arginin und Lysin zu essen. Diese sind laut Herstellern in Mitteln wie Strath und Man-Koso ebenfalls enthalten. Studien hätten keinen Nutzen gezeigt: Sportler, die Asparaginsäure schluckten, steigerten ihre Muskelkraft und die Leistung nicht.
Auch der Basler Arzt Urspeter Masche sagt, Stärkungsmittel seien in der Regel überflüssig. Wer sich ausgewogen ernähre, nehme Inhaltsstoffe dieser Mittel in genügender Menge zu sich. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser rät, statt Stärkungsmitteln besser frische Früchte und Gemüse zu essen. Dort stecken natürlicherweise viele Vitamine, Mineralien und weitere wertvolle Pflanzenstoffe drin.
Frische Luft vertreibt Frühlingsmüdigkeit
Leuten, die sich in der Frühlingszeit müde fühlen, rät Präventivmediziner David Fäh zu einem gesunden Lebensstil. Dazu gehört laut Fäh ausgewogenes Essen mit wenig Fleisch und wenig verarbeiteten Produkten. Wichtig sei auch regelmässige Bewegung an der frischen Luft. Dabei könne man Sonne tanken und Vitamin D bilden. Fäh rät: «Bei längerfristigen Problemen wegen verminderter Abwehrkräfte oder bei hartnäckiger Erschöpfung und Müdigkeit ist es besser, einen Arzt aufzusuchen, als ohne Diagnose irgendwelche Mittel einzunehmen.»
Sanasis, Herstellerin von EM Multi ferment, sagt zur Kritik der Fachleute, auch Schweizer Olympiasportler würden das Mittel verwenden. Der hohe Preis ergebe sich aus der mehrstufigen Fermentation. Laut der Firma Kingnature, die ebenfalls ein Mittel namens EM Multi ferment vertreibt, ist ein Mangel an Nährstoffen und Vitaminen weit verbreitet. Ihr Stärkungsmittel könne dagegen helfen. Die Rohstoffe des Naturproduktes würden nur einmal im Jahr geerntet. Das erkläre den Preis. Das Unternehmen EM Chiemgau stellt das Stärkungsmittel Blue Redox her. Es schreibt, man werbe nicht damit, dass das Mittel das Immunsystem und die Leistungsfähigkeit stärke oder gegen Müdigkeit helfe.
Thomas Rau sagt, das Produkt Dr. Rau’s EM ferment sei kein Stärkungsmittel im engeren Sinn. So enthalte es neben Pflanzenextrakten auch für den Darm notwendige Bakterien. Das helfe, die Darmflora und die Darmtätigkeit zu verbessern. Das Produkt sei nicht für Sportler bestimmt, sondern für chronisch Kranke. Diese würden vom Mittel profitieren. Gemessen an den Inhaltsstoffen und an der kleinen notwendigen Tagesdosis sei das Mittel kostengünstig.