Draussen ist es kalt, doch in den Räumen der Klubschule Migros in Rapperswil SG kommen zwei Dutzend Frauen ins Schwitzen. Zu Popmusik üben sie kleine Choreografien ein. Sie gehen in die Knie, lassen die Arme kreisen. Manche Figuren erinnern ans klassische Ballett: Die Frauen strecken mal ein Bein waagrecht aus, stehen mal grazil auf den Zehenspitzen. Kursleiterin Olena Appel macht alle Bewegungen vor. Übungen mit dem Theraband und auf der Gymnastikmatte runden die Trainingsstunde ab.
Ballett-Workout ist ein neuer Trend aus den USA. Es kombiniert Bewegungen des klassischen Balletts mit Fitnessübungen. «Das ist ein gutes Training», sagt der Berner Fitness-Experte Niklaus Jud. Er hat für den Gesundheitstipp die neue Fitnessart beurteilt (siehe Unten).
Viele Fitnessstudios bieten wöchentliche Kurse an. Patricia Faber leitet Kurse im Tanzstudio Formbar in Basel und sagt: «Das Training ist abwechslungsreich und man kräftigt Arm-, Bein- und Rumpfmuskeln.» Appel ergänzt, das Training sei weniger streng als beim klassischen Ballett. Deshalb könnten auch Frauen und Männer ohne Ballettkenntnisse mitmachen.
Kursteilnehmerin Sarah-Jane Caminada (29) sagt, Ballett-Workout verbessere ihre Kondition: «Das merke ich jeweils nach den Ferien – dann finde ich es anstrengender.» Die 37-jährige Silvia Pavlechova fügt an, seit sie Ballett-Workout mache, habe sie weniger Rückenschmerzen. Und Iris Schuhmacher (35) gefällt, dass es kein Konkurrenzdenken gibt wie beim klassischen Ballett: «Alle können mitmachen, unabhängig vom Körperbau.» Tatsächlich haben längst nicht alle Teilnehmerinnen die Figur einer klassischen Ballerina. Auch braucht man weder Spitzenschuhe noch Tüllröckchen, nur normale Gymnastikkleider.
Die Klubschule Migros preist den Fitnesstanz als «umfassendes Training für wohlgeformte Beine, einen knackigen Po und straffe Arme» an. Fitness-Experte Jud sagt, man könne Arme, Beine und Po vielseitig trainieren, «vielleicht sogar besser als bei anderen Programmen». Haltung und Beweglichkeit würden verbessert. Allerdings könne man Muskeln mit Krafttraining gezielter aufbauen. Marco Toigo, Muskelphysiologe der Uni-Klinik Balgrist in Zürich: «Ballett-Workout hilft, die Bewegungskontrolle und die Haltung zu verbessern.» Um den Kreislauf auf Touren zu bringen, seien aber Joggen, Velofahren oder Rudern wirksamer.
Die Klubschule Migros räumt ein, nach einem Ballett-Workout seien die Trainierenden «körperlich nicht so ausgepowert» wie nach einem intensiven Ausdauertraining. Dennoch rege es die Atmung und den Kreislauf an. Patricia Faber sagt, dass ihre Kundinnen keine grossen Muskeln wollen und sich gerne tänzerisch bewegen. Teile des Trainings würden den Puls hochtreiben und die Ausdauer verbessern.