Die Werbung verspricht Wunder: Die Biorepair-Zahnpasta könne «mikroskopisch kleine Defekte» an der Oberfläche der Zähne reparieren. Das sei möglich, weil die neuartige Zahnpasta zu einem Fünftel aus «künstlichem Zahnschmelz» bestehe, schreibt der deutsche Hersteller Kurt Wolff im Internet. Biorepair bilde eine «Schutzschicht gegen Abnützung» und mache die Zähne weniger empfindlich. Ein weiterer Unterschied zu normalen Produkten: Die Zahnpasta enthält kein Fluorid. Verkauft wird sie in Apotheken und Internetläden.
Zahnmediziner halten Biorepair für nutzlos. Adrian Lussi, Direktor der Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern, sagt: «Es gibt keinen Beweis dafür, dass diese Zahnpasta die Zähne reparieren kann.» Zwar hätten Studien gezeigt, dass Biorepair eine Deckschicht auf den Zähnen erzeugen kann. Doch sei nicht bekannt, wie lange sie hält. Lussi empfiehlt, eine Zahnpasta mit Fluorid zu verwenden. Denn es sei seit Jahrzehnten bewiesen, dass dieser Stoff vor Karies schützt.
Ulrich Saxer, Lehrbeauftragter für Präventivzahnmedizin an der Universität Zürich, kritisiert, bisher seien nur Laborversuche mit Biorepair bekannt, aber keine Tests mit Menschen. Es genüge, die Zähne mit einer normalen Zahnpasta richtig zu reinigen. Denn der Körper stelle selber eine Substanz her, die kleine Schäden in den Zähnen ausgleichen kann: den Speichel. Er versorgt die Zähne mit Kalzium und Phosphat. Diese Mineralstoffe werden durch saure Lebensmittel aus den Zähnen gelöst. Um den Zahnschmelz zu schonen, sollte man die Zähne nicht unmittelbar nach dem Essen putzen. Saxer empfiehlt: «Wer Salat, Gemüse oder Früchte gegessen hat, sollte nachher den Mund nur mit Wasser spülen.» Denn diese Lebensmittel enthalten viel Säure. Nach einem Frühstück mit Brot und Konfitüre könne man die Zähne hingegen problemlos putzen, weil diese Lebensmittel wenig Säure enthalten.
«Zähne morgens putzen reicht bis am Abend»
Es genüge, die Zähne zweimal pro Tag mit Zahnpasta und Zahnbürste zu reinigen. Ulrich Saxer: «Wenn Sie am Morgen die Zähne putzen, reicht das bis am Abend.» Denn nach einer gründlichen Zahnreinigung seien nur noch wenige Bakterien auf den Zähnen. Diese seien nicht in der Lage, Karies zu bilden. Denn Zucker wird für die Zähne erst dann schädlich, wenn viele Bakterien vorhanden sind. Sie zersetzen den Zucker und bilden Säure, die die Zähne angreift.
Zur Kritik der Fachleute entgegnet Hersteller Kurt Wolff, Studien hätten gezeigt, dass Biorepair wirke. Die Schutzschicht werde beim Zähneputzen immer wieder erneuert. Biorepair sei vorteilhaft für ältere Menschen, die zu wenig Speichel haben, denn Fluorid wirke bei diesen Personen möglicherweise weniger gut. Zudem seien Versuche mit Menschen durchgeführt worden. Allerdings konnte die Firma Kurt Wolff auf Anfrage keine solchen Studien vorlegen.
Tipps: So schützen Sie Ihre Zähne vor Karies
- Putzen Sie Ihre Zähne morgens und abends mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta.
- Warten Sie mit dem Zähneputzen eine halbe Stunde, wenn Sie säurehaltige Speisen wie Früchte oder Gemüse gegessen haben.
- Reinigen Sie die Zwischenräume einmal täglich mit Zahnseide oder mit einem Interdentalbürstchen.
- Lassen Sie Zahnstein ein- bis zweimal jährlich von einer Dentalhygienikerin entfernen.
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