Der 77-jährige Pietro Casotti aus Dübendorf ZH hatte nach einer Operation erhöhte Cholesterinwerte. Er musste fortan täglich eine Kapsel Sortis nehmen. Das Medikament von Pfizer enthält den Wirkstoff Atorvastatin. Der Cholesterinsenker soll vor Herzkrankheiten schützen.
Eines Morgens wachte Casotti mit Knieschmerzen auf. Er konnte kaum noch gehen. Zuvor war er täglich zu Fuss unterwegs: «Das war für mich unerträglich.» Die Schmerzen hörten nicht auf – acht Jahre lang. Abhilfe versprach dann ein orthopädischer Chirurg. Seine Diagnose: Casottis Knie seien stark ausgeleiert und müssten sofort operiert werden. Der Arzt führte deshalb eine Kniespülung durch. Doch die Schmerzen blieben.
Bei jedem Arzt eine andere Diagnose
Casotti gab nicht auf und ging zu weiteren Ärzten. Jeder stellte eine andere Diagnose. Er habe Arthrose, hiess es einmal. Ein andermal, er leide unter Gicht. Pietro Casottis Zustand verschlechterte sich: Er schlief schlecht und litt unter Verstopfung und Depressionen.
Casotti versuchte schliesslich, sich selber zu informieren und fand bald heraus: Sortis kann Gelenkschmerzen auslösen. Im Internetforum Sanego.de berichten mehrere Personen von Gelenk- und Muskelschmerzen nach der Einnahme des Medikaments. Ein Mann schreibt: «Ich hatte teilweise fast unerträgliche Gelenkschmerzen am Morgen. Meine Gelenke fühlten sich steif an.» Ein weiterer Patient berichtet von gelähmten Armen und Beinen. Kein Arzt hatte Pietro Casotti zuvor auf diese möglichen Nebenwirkungen hingewiesen.
Der 77-Jährige setzte das Medikament sofort ab. Von Tag zu Tag ging es ihm besser, seine Knie schmerzten immer weniger. «Ich bin fast wieder beschwerdefrei», sagt Casotti heute.
Hinzu kommt: Studien zeigen, dass Sortis bei gesunden Leuten weder das Schlaganfall- noch das Sterberisiko verringern. Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen in Köln (D) kommt zum Schluss: Der Vorteil von Atorvastatin bei Herzkrankheiten sei zweifelhaft. Pfizer äusserte sich nicht zum Fall.
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