Ein Sprung in den See oder ins Meer und sich danach in die Sonne legen – das machen im Sommer viele Leute. In den Niederlanden gibt es an Stränden und Grundschulen neu sogar gratis Sonnencreme. Damit möchte das Land die Hautkrebsfälle reduzieren.
Was viele aber nicht wissen: Trotz jahrelanger Forschung ist bis heute nicht zweifelsfrei belegt, dass Sonnencreme vor Hautkrebs schützt. Das schreibt Medizin-transparent.at.
Das unabhängige Informationsportal aus Österreich prüft die Faktenlage zu medizinischen Themen. Es hält fest: «Obwohl Sonnencreme die Haut vor Sonnenbrand schützt, ist bisher nicht nachgewiesen, dass sie auch Hautkrebs verhindern kann.»
Eine Übersichtsstudie, die Medizin-transparent.at unter die Lupe nahm, umfasste insgesamt 29 Untersuchungen mit rund 313'000 Personen. Laut den Forschern konnten die Studien den erwarteten Schutz von Sonnencreme vor Hautkrebs nicht bestätigen. Zu einem ähnlichen Schluss kam bereits im Jahr 2016 das renommierte Forschernetzwerk Cochrane in einer Übersichtsstudie.
Sonnencreme vermittelt falsche Sicherheit
Zwar verweisen Forscher auf Studien, die belegt hätten, dass Sonnencremes das Risiko für Hautkrebs reduzierten. Auffällig ist allerdings, dass die Kosmetikindustrie viele dieser Untersuchungen finanziert hatte. Der Arzt und klinische Epidemiologe Johannes G. Schmidt aus Einsiedeln SZ sagt: «Die Produzenten müssen belegen, dass ihre Versprechen zutreffen.» Das sei nicht der Fall.
Spanische Forscher nahmen vergangenes Jahr 63 Übersichtsstudien und Analysen zur Hautkrebsvorsorge unter die Lupe. Vier davon beschäftigten sich mit Sonnencreme.
Die Forscher kamen zum Schluss: Der Zusammenhang zwischen Sonnencremes und einem verringerten Risiko für schwarzen Hautkrebs sei «schwach» sowie «uneinheitlich». Sonnencreme vermittle ein falsches Gefühl der Sicherheit. Dies könne dazu führen, dass man zu lange in der Sonne bleibe, schreiben die Autoren.
Kein Schutz vor UVA-Strahlen
Hinzu kommt: Einige Sonnencremes bieten nur Schutz vor UVB-Strahlen, nicht aber vor UVA-Strahlen. Die UVB-Strahlen der Sonne dringen in die oberen Hautschichten ein und können eine Entzündungsreaktion auslösen. Diese äussert sich darin, dass die Haut sich rötet und zu brennen beginnt.
Doch UVB-Strahlen machen nur einen kleinen Teil der gesamten UV-Strahlen aus. Der Grossteil davon sind UVA-Strahlen. Diese dringen in tiefere Hautschichten ein und fördern den Alterungsprozess der Haut. Studien deuten darauf hin, dass sowohl UVB- als auch UVA-Strahlen zu Hautkrebs beitragen.
Produkte, die zusätzlich vor UVA-Strahlen schützen, sind auf der Verpackung mit einem kleinen Kreissymbol gekennzeichnet, in dem «UVA» steht. Dieses Zeichen besagt, dass der Schutz vor UVA-Strahlen einem Drittel des Lichtschutzfaktors entspricht.
Bei einem Schutzfaktor 30 liegt der Schutz vor UVA-Strahlen also bei 10. Hautarzt Günther Hofbauer aus Wetzikon ZH sagt: «Das ist ein grosser Fortschritt gegenüber früher, als Produkte nur vor UVB-Strahlen schützten.» Ein besserer Schutz vor UVA-Strahlen sei zu begrüssen.
Kein Sonnenbad von 11 bis 15 Uhr
Das Problem sieht Hautarzt Hofbauer jedoch an anderer Stelle: Sonnencremes könnten Schäden durch die Sonne nur ungenügend auffangen. «Sinnvoll und wirksam ist eine Sonnencreme nur, wenn man sich gleichzeitig vernünftig verhält.» Hofbauer rät, im Hochsommer zwischen 11 und 15 Uhr nicht an die Sonne zu gehen. Zum Schutz vor den Strahlen empfiehlt er zudem langärmlige Kleider und einen Sonnenhut.
So schützen Sie sich vor der Sonne
- Machen Sie nur kurze Sonnenbäder am Strand, auch wenn Sie Sonnencreme aufgetragen haben.
- Verwenden Sie eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und UVA-Symbol.
- Streichen Sie genügend Sonnencreme ein. Für den ganzen Körper brauchen Erwachsene etwa drei Esslöffel.
- Halten Sie sich vor allem von 11 bis 15 Uhr im Schatten oder im Haus auf. Das gilt auch bei bewölktem Himmel: Wolken schwächen die UV-Strahlen nur leicht ab.
- Tragen Sie einen Hut, eine Sonnenbrille und Kleidung. Dunkle Kleider schützen besser als helle.