Das Entfernen von Haaren sei jetzt «so leicht wie Abschminken». So preist der Hersteller Swissdepil einen neuen Handschuh mit Schleifpapier an. Man reibt ihn in kreisenden Bewegungen über die Haut. Die Steinkristalle auf dem Schleifpapier sollen die Härchen zuerst aufstellen und dann abschleifen. Dieses «geniale» System sorge für eine «wunderbar weiche Haut», schreibt der Hersteller. Ein Set mit fünf Schleifscheiben kostet rund 30 Franken.
Fachleute raten allerdings von dieser Methode ab. Die Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht SZ sagt: «Die scharfkantigen Kristalle können empfindliche Haut reizen.» Sie bestehen aus Silizium-Karbid – daraus sind auch Schleifscheiben für Holz und Lack gemacht. Ausserdem hält die Wirkung nicht lange an. Die Kristalle schneiden die Härchen ab, lassen die Haarwurzeln aber stehen. Nach einigen Tagen wachsen die Haare nach. Swissdepil sagt, man solle das Produkt auf einer kleinen Fläche ausprobieren. Das Papier sei «anders als Schleifpapier vom Baumarkt», man habe es an Personen getestet».
Ein Gesundheitstipp-Vergleich zeigt: Zum Entfernen von Haaren gibt es sanftere Methoden (siehe Tabelle im PDF). Am längsten wirken solche, bei denen man die Haare samt der Wurzel ausreisst. Das tut zwar weh und sorgt für kleine Verletzungen an diesen Stellen, irritiert die Haut aber weniger als Schleifpapier.
Im Vergleich schneidet Sugaring am besten ab. Dabei entfernt man die Haare mit einer Zuckerpaste. Die Luzerner Kosmetikerin Susan Meier, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Fachverbands für Kosmetik, bestätigt: «Das ist die sanfteste Methode.» Man streicht die Paste auf die Haut und reisst sie mit den Haaren ab. Anschliessend dauert es gegen sechs Wochen, bis die Haare nachgewachsen sind.
Sugaring eignet sich auch bei kräftigem Haar
Auch Forscher konnten zeigen, dass sich die Zuckerpaste gut eignet. So kam das «Journal of the American Medical Association» vor zwei Jahren zum Schluss, dass mit Sugaring ein geringeres Risiko für Hautirritationen und Narbenbildung besteht als mit Rasieren oder Warmwachs. Die Zuckermasse könne das Haar so umfassen, dass weniger Haare abbrechen. Ausserdem entferne die Paste selbst kurze Härchen.
Samantha Oppido Rendón aus Wettswil ZH verwendet die Zuckerpaste zu Hause. Die 40-Jährige sagt: «Meine Haut fühlt sich nachher sehr weich und zart an.» Sie führt die Behandlung an Achseln und Beinen etwa alle vier Wochen durch. Seither wurden die Haare dünner und wachsen spärlicher. «Ich habe kaum mehr Probleme mit eingewachsenen Haaren.» Laut Hautärztin Schlagenhauff eignet sich Sugaring auch bei kräftigeren Haaren.
Samantha Oppido Rendón stellt die Zuckermasse selber her (siehe Rezept im PDF). «Ich streiche die Masse mit einem Spatel vom Knöchel her in Richtung Knie auf das Bein und drücke einen Stoffstreifen darauf.» Mit einem Ruck zieht sie den Stoff vom Knie her nach unten vom Bein – und die Haare sind weg. «Mittlerweile schmerzt das kaum noch», sagt sie.Die Stoffstreifen kann man aus einem Leintuch fertigen, das man zerschneidet und säumt. Sie lassen sich waschen und wiederverwenden. Um beide Beine zu enthaaren, braucht Samantha Oppido Rendón etwa 30 Minuten. Ein Zuckertopf reicht bei ihr für zwei Anwendungen. Man kann die Paste auch fertig kaufen. Eine 250-Gramm-Dose kostet rund 20 Franken.
Ähnlich funktioniert die Methode mit Kaltwachs. Man reibt dazu vorgefertigte Wachsstreifen zwischen den Händen. Dann drückt man sie auf die Haut und zieht die Haare mit einem Ruck ab. Aufwendiger ist die Warmwachs-Methode. Dabei schmilzt man den Wachs in einem Gerät und trägt ihn mit einem Spatel oder Roller auf.
Epiliergeräte erfassen die Härchen mit kleinen Pinzetten und reissen sie samt Haarwurzel aus. Das ist am Anfang sehr schmerzhaft. Sowohl Wachsen als auch Epilieren sind nur bedingt geeignet, weil man die Haare – anders als mit der Zuckerpaste – gegen die Wuchsrichtung ausreisst. «Dabei können sich die Haarwurzeln entzünden», sagt Bettina Schlagenhauff. Zudem klebt der Wachs stärker auf der Haut als eine Zuckermasse und kann sie verletzen. «Beim Sugaring ist diese Gefahr etwas kleiner.»
Rasieren: Eine gute Alternative zum Sugaring
Enthaarungscremes lösen die Haarstruktur chemisch auf. Auch sie können unangenehme Nebenwirkungen haben: Die Thioglycolsäure, die in vielen Cremes enthalten ist, kann empfindliche Haut reizen und röten. Eine gute Alternative zum Sugaring ist Rasieren. Dabei bleibt die Haarwurzel unverletzt. Die Wirkung hält allerdings nur wenige Tage an. Bettina Schlagenhauff empfiehlt diese Methode bei «nicht zu kräftigen und nicht zu schnell wachsenden Haaren». Für die Nassrasur braucht man Rasierschaum und einen Einwegrasierer. Damit schneidet man die Haare in Wuchsrichtung ab. Das klappt am besten nach dem Duschen. Elektrorasierer kratzen weniger auf der Haut als Nassrasierer. Das Resultat hält ebenfalls nicht lange, dafür ist die Prozedur kurz und schmerzlos.
Die Hautärztin rät, die Haut nach der Behandlung zu pflegen. Dazu eignet sich eine desinfizierende Wundcreme.