Daniel Voss (50) aus Unterkulm AG ist ein begeisterter Schwimmer. Viel lieber als im Hallenbad trainiert er draussen im nahen Hallwilersee. Er sagt: «Die Landschaft ist fantastisch und ich finde es herrlich, mich in der freien Natur zu bewegen.» Voss schwimmt zwei- bis dreimal pro Woche während etwa einer Stunde im See. Der ehemalige Rettungsschwimmer legt in dieser Zeit rund 3 Kilometer im Wasser zurück. Lange Strecken im offenen Wasser zu schwimmen stärkt nicht nur den Kreislauf, man verbrennt auch mehr Kalorien als etwa beim Joggen.
Daniel Voss ist immer mit anderen Schwimmern unterwegs: «Wenn viele Boote auf dem Wasser sind, schwimmen wir dem Ufer entlang, andernfalls kraulen wir auch mal über den See.» Die Sicherheit stehe an erster Stelle: Voss trägt immer eine leuchtfarbene Neopren-Kappe, eine getönte Schwimmbrille und schwimmt mit einer leuchtfarbenen Boje (siehe unten). Manchmal begleitet ein Boot die Schwimmer. Voss geht auch bei Temperaturen unter 15 Grad in den See. Dann schützt er sich mit einem Neoprenanzug mit langen Ärmeln und Beinen vor der Kälte.
Für Marc Audeoud von der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft ist das Schwimmen im See anspruchsvoller als im Hallenbad: «Wenn jemand problemlos einen Kilometer in der Halle schwimmt, bedeutet das noch lange nicht, dass er das auch im See problemlos schafft.» Im Becken könne man sich nach jeder Länge wieder am Rand abstossen und kurz innehalten. Audeoud: «Im See ist das natürlich nicht der Fall.» Auch die Orientierung ist schwieriger. Distanzen lassen sich nur schwer abschätzen und es ist weniger einfach, den Kurs zu halten. Wer im See nur mit der Badehose bekleidet schwimmt, kühlt rasch aus. Offene Gewässer seien auch psychisch anspruchsvoller, sagt Audeoud: «Der See ist viel tiefer als das Hallenbad. Manche Leute bekommen Panik, wenn Sie nicht mehr wissen, wo der Grund ist.» Er rät Anfängern, zuerst in Ufernähe zu schwimmen.
Ausserdem braucht es im See mehr Vorbereitung und Material als im Schwimmbad. Doch selbst mit der besten Ausrüstung und dem besten Training könne man einen Krampf bekommen oder einen Schwächeanfall erleiden, sagt Marc Audeoud. «Deshalb ist es am besten, wenn jemand auf einem Stand-Up-Paddel oder im Boot mitfährt.»
Bei einem Krampf die Wade massieren
Wer erschöpft ist, dreht sich am besten auf den Rücken, legt den Kopf in den Nacken und hält sich mit leichten Arm- und Beinbewegungen über Wasser. Dieses Vorgehen hat Daniel Voss auch schon geholfen, wenn er einen Krampf in der Wade hatte: «Ich ziehe dann die Zehen zu den Knien, um den Muskel zu dehnen oder massiere die Wade.» Nach einem Krampf sollte man an Land schwimmen. Wer zu Krampfanfällen neigt, sollte die entsprechenden Muskeln gezielt mit Übungen kräftigen.
Die richtige Ausrüstung
Schwimmen im See ist anspruchsvoll – nicht nur in Bezug auf Ausdauer. Denn das Wasser entzieht dem Körper Wärme. Zudem sollten Schwimmer für Bootsführer gut sichtbar sein. Die Tipps:
Schwimmkappe
Eine Schwimmkappe in einer knalligen Farbe macht einen Schwimmer für Bootsführer von Weitem erkennbar. Ausserdem sorgt sie dafür, dass der Kopf weniger schnell auskühlt. Zwei Kappen übereinander wärmen noch besser.
Schwimmbrille, getönt
Wasser in den Augen erschwert die Orientierung und manche Schwimmer bekommen Panik. Mit einer Schwimmbrille sind die Augen geschützt. Zudem kann sich der Schwimmer so auch unter Wasser orientieren. Am besten sind getönte Gläser. Sie schützen vor der intensiven Lichteinstrahlung im See. Wer im Alltag eine Brille braucht, sollte eine Schwimmbrille mit korrigierten Gläsern tragen.
Boje, aufblasbar
Beim Schwimmen im See bietet eine Boje Sicherheit. Sie dient als mobile Insel, wenn man eine Schwimmpause braucht oder sich von einem Krampf erholen muss. Gut ist z. B. eine orange Rettungsboje wie in der TV-Serie «Baywatch». Sie macht den Schwimmer auch für Bootsführer besser sichtbar.
Neoprenanzug
Viele Schwimmer überschätzen die Wassertemperatur. Denn bei 20 Grad Seetemperatur haben die meisten Leute schon nach einer halben Stunde kalt.
Ein Neoprenanzug hält den Körper wärmer und sorgt zusätzlich für Auftrieb beim Schwimmen.