Rund vier von zehn Krebsfällen lassen sich mit dem richtigen Lebensstil vermeiden. Dies berechnete vor kurzem die private britische Krebsorganisation Cancer Research UK, wie das Fachblatt «British Journal of Cancer» berichtete. Auch die Schweizer Krebsliga schreibt auf ihrer Website, «etwa ein Drittel» der Krebsfälle liessen sich vermeiden. Die grössten Risikofaktoren sind Rauchen, Übergewicht, Alkohol, falsche Ernährung und Sonnenbaden. Die Risiken sind deutlich belegt (siehe Tabelle im PDF).
Rauchen: Der mit Abstand grösste Risikofaktor und Auslöser für die meisten Krebsfälle in der Schweiz. Über 70 Substanzen im Tabakrauch verändern das Erbgut in den Zellen und können so vor allem Lungenkrebs erzeugen.
Die Krebsliga sagt: Das Risiko, an einer typischen Raucherkrankheit zu sterben, steigt, je jünger man damit anfängt, je mehr man raucht, je länger man raucht und je tiefer man inhaliert. Wichtig ist deshalb, so früh wie möglich und konsequent mit dem Rauchen aufzuhören, denn das Krebsrisiko geht nur sehr langsam zurück: Zehn Jahre nach dem Rauchstopp ist das Risiko immer noch halb so gross wie vor dem Rauchstopp. Erst nach über 20 Jahren ist es wieder gleich klein wie bei einem Nichtraucher. Das zeigte 2018 eine Untersuchung des Unispitals Lausanne. Die Forscher untersuchten gegen 10 000 Krebsfälle in den Kantonen Waadt und Wallis von 1995 bis 2013.
Am besten klappt der Rauchstopp mit der Verhaltenstherapie. Darauf weisen verschiedene Untersuchungen hin. Dabei überprüft man die Situationen, in denen man zur Zigarette greift.
Übergewicht: Zählt ebenfalls zu den wichtigeren Risikofaktoren. «Allerdings erst ab einem Body-Mass-Index von 30», sagt der Ernährungsmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule. Das trifft dann zu, wenn eine 1,6 Meter grosse Frau schwerer ist als 77 Kilo. Den Body-Mass-Index berechnet man so: Körpergewicht (in kg) geteilt durch Grösse (in m) im Quadrat. Cancer Research UK kam in einer Berechnung zum Schluss: 41 von 1000 Frauen mit einem solchen Übergewicht entwickeln Krebs am Gebärmutterhals – bei normalgewichtigen Frauen sind es lediglich 16.
Es ist noch unklar, warum Übergewicht Krebs auslösen kann. Möglicherweise sorgt der gestörte Stoffwechsel für chronische Entzündungen und schwächt die körpereigene Krebsabwehr.
David Fäh rät: «Wenn möglich sollten Betroffene nachhaltig abnehmen.» Eine gute Diät sei die mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und Obst, gesunden Fetten und wenig Fleisch. Dazu solle man sich viel bewegen.
UV-Strahlung: Sie schädigt die Erbsubstanz in den Hautzellen, besonders bei Sonnenbrand. Die Fälle von gefährlichem schwarzem Hautkrebs haben sich in den letzten Jahren verdoppelt. Hautexperten empfehlen: Von 11 bis 15 Uhr im Schatten bleiben, Sonnenschutzcreme, Sonnenbrille, Hut und Kleider tragen, auffällige Muttermale abklären lassen. So liessen sich neun von zehn Melanomen verhindern, kommt Cancer Research UK zum Schluss. Solarien sollte man meiden, denn sie belasten die Haut zusätzlich. Die Weltgesundheitsorganisation stuft Solarien in der höchste Gefahrenkategorie ein.
Alkohol: Ist ein Zellgift und schädigt die Erbsubstanz der Schleimhäute, der Speiseröhre und der Leber. Dies erhöht das Krebsrisiko (Gesundheitstipp 1/2018). Ausserdem verändert Alkohol die Hormone im Körper.Dadurch steigt das Risiko für Brustkrebs. Deutlich belegt ist das aber nur bei übermässigem Konsum. Eine Flasche Rotwein pro Woche erhöht bei Frauen das Risiko für Krebs etwa gleich viel wie der Konsum von zehn Zigaretten pro Woche (bei Männern fünf Zigaretten). Entsprechende Berechnungen legten Forscher des Universitätsspitals Southampton (UK) diesen Frühling im Fachblatt «BMC Public Health» vor.
Präventivmediziner David Fäh relativiert allerdings: «Wer höchstens ein Glas Wein am Tag trinkt und einen Tag in der Woche alkoholfrei lebt, hat sicher ein geringes Risiko.» Fäh empfiehlt auch hier den mediterranen Lebensstil: «Ein wenig Rotwein zu einer gesunden Mahlzeit liegt drin.»
Röntgen: Schon kleine Strahlendosen schaden, sagt der Basler Krebsarzt Claudio Knüsli. Bei jemandem, der jährlich die Zähne auf Schäden röntgen lässt, steigt möglicherweise das Risiko für Hirntumore («Saldo» 5/2019). Klare Belege gibt es aber nicht. Die Strahlenbelastung beim Computertomografen ist wesentlich grösser – und damit auch das Risiko für Krebs: Die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden berechneten, dass einer von 200 Patienten nach dem Untersuch Krebs entwickelt.
Fleisch: Der häufige Genuss von gepökeltem, geräuchertem und stark gesalzenem Fleisch erhöht das Risiko für Magen- und Darmkrebs. In Studien zeigten Personen, die mehr Gemüse und weniger Fleisch essen, ein geringeres Risiko, an Krebs zu erkranken. David Fäh: «Ab etwa 300 Gramm pro Woche wird das Krebsrisiko relevant.» Bei verarbeitetem Fleisch sei es zudem grösser als bei unverarbeitetem rotem Fleisch. Das bei Würsten oft zugesetzte Nitritpökelsalz bildet bei hohen Temperaturen Nitrosamine, die Krebs auslösen können. Cancer Research UK berechnete, dass 40 von 10000 Personen, die jeden Tag mehr als 20 Gramm Fleisch essen, an Darmkrebs erkranken.
David Fäh: «Ein- bis zweimal Fleisch in der Woche ist wahrscheinlich unproblematisch, solange man sonst viele frische pflanzliche Produkte isst.»