Die Spitex-Kundin Isabella Häberli wird bald 90 Jahre alt. Sie hat Rückenschmerzen, weil zwei Wirbel gebrochen sind. Dennoch macht sie den Haushalt selber. Nur beim Staubsaugen braucht sie Hilfe. Alle vier Wochen kommt eine Mitarbeiterin der Spitex Zürich Limmat vorbei. Die Spitex teile das Personal nicht gut ein, kritisiert Isabella Häberli. «Jedes Mal kommt eine andere Frau.» Das stört sie: «Ich habe keine Lust, der Spitex-Mitarbeiterin immer wieder neu zu erklären, was sie machen muss.»
Wie Isabella Häberli lassen sich immer mehr Leute von der Spitex unterstützen – heute sind es laut Zahlen des Bundesamts für Statistik rund 370000 Personen. Deshalb erstaunt es nicht, dass immer mehr Firmen auf den Markt drängen. Etwa drei Viertel der Spitexleistungen sind Arbeiten in der Pflege, der Rest sind Hilfeleistungen im Haushalt.
Der Gesundheitstipp hat das Angebot von neun grossen Spitex-Diensten verglichen (siehe Tabelle im PDF). Dabei zeigt sich: Es gibt grosse Preisunterschiede. So ist die private Spitex vergleichsweise teuer. Beispiel: Bei der öffentlichen Spitex Zürich Limmat kostet die Haushalthilfe je nach Einkommen 31 Franken pro Stunde oder mehr. Privatfirmen wie Permed und Private Care verlangen für die gleiche Leistung mindestens 48 Franken. Nur die Pflege kostet überall gleich viel, denn die Krankenkassen zahlen den grössten Teil.
Hinzu kommt: Die private Spitex rückt nur aus, wenn es für sie rentiert. Kurze Einsätze unter einer Stunde lehnen die meisten Firmen ab. Die öffentliche Spitex hingegen kommt auch für kurze Einsätze ab zehn Minuten. Anders als die Privaten ist sie verpflichtet, alle Patienten anzunehmen, selbst wenn diese weitab vom Stützpunkt wohnen. «Das ist für die Patienten ein grosser Vorteil», sagt der pensionierte Zürcher Stadtarzt Albert Wettstein. Eine vom Kanton Zürich in Auftrag gegebene Studie zeigt zudem: Die öffentliche Spitex betreut mehr komplexe Pflegefälle und beschäftigt besser ausgebildetes Personal.
Vertrag kann man kurzfristig kündigen
Es ist nicht einfach, die richtige Spitex zu finden. Der Altersforscher François Höpflinger aus Zürich sagt: «Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist nicht transparent.» Albert Wettstein sagt: Entscheidend für die Qualität sei die Person, die kommt. «Eine wenig ausgebildete, aber einfühlsame Pflegerin kann besser sein als eine hochnäsige Person mit sehr guter Ausbildung.» Falls man nicht zufrieden ist, kann man den Vertrag meist innert ein bis zwei Tagen kündigen und eine andere Spitex suchen.
Isabella Häberli darf sich freuen: Die Spitex Zürich Limmat verspricht, ihren Wunsch nach weniger personellen Wechseln bald zu erfüllen. Sprecherin Muriel Meyer sagt, die Spitex formiere sich bis nächsten Frühling neu – mit kleineren, selbst organisierten Teams in den Quartieren. Nachher gebe es viel weniger Wechsel beim Personal.
Die Spitex Bern erklärt, es sei nicht nötig, dass eine Spitex-Organisation sowohl Pflege als auch Haushalthilfe anbietet. Die Spezialisierung verbessere die Qualität. Die Spitex für Stadt und Land weist darauf hin, dass private Firmen keine Subventionen erhalten. Deshalb könnten sie keine kurzen Einsätze mit langen Anfahrtswegen leisten, ohne Verluste zu erleiden. Die private Spitex erbringe anteilmässig mehr Leistungen der Grundpflege als die öffentliche. Dafür genüge eine Ausbildung als Pflegehelferin.
Die Firma Private Care schreibt, sie habe gut ausgebildetes Personal und betreue auch komplexe Pflegefälle nach den geltenden Qualitätsstandards.
Für die Pflege brauchts Verordnung vom Arzt
Grundsätzlich gilt: Vergleichen lohnt sich. Holen Sie Offerten bei verschiedenen Spitex-Diensten ein. Für Pflegeleistungen der Spitex benötigt man eine Verordnung vom Arzt. Dann zahlt die Krankenkasse. Je nach Kanton berechnet die Spitex eine «Patientenbeteiligung» von 5 bis 16 Franken pro Tag. Hilfe im Haushalt muss man selber zahlen, auch bei der öffentlichen Spitex. Einige Zusatzversicherungen der Krankenkassen zahlen diese Leistungen.