Mit Slim-Yoga sollen die Pfunde nur so «purzeln», verspricht Petra Orzech. Die Deutsche mit Wohnsitz in der Schweiz hat ein neues Abspeckprogramm entwickelt: Schritt für Schritt werde man dabei Fett verlieren, «figurstraffende Muskeln» aufbauen und das Wohlbefinden verbessern.
Slim-Yoga ist eine Kombination aus Yoga und spezieller Ernährung. Orzech empfiehlt zweimal pro Tag 15 bis 20 Minuten Yoga zu machen – aber nicht an sieben Tagen pro Woche. Orzech unterrichtet sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen. Sie hat auch ein Buch mit Anleitungen fürs Üben daheim verfasst. Zudem kann man Kurse an der Migros Klubschule besuchen.
Kein Beleg, dass man so abnimmt
Fachleute halten jedoch nicht viel von Slim-Yoga: «Das ist ein Witz», sagt zum Beispiel Fitnessberater Fritz Bebie aus Erlenbach ZH. Für ihn ist Yoga zum Abspecken schlicht ungeeignet: «Es verbrennt zu wenig Kalorien», sagt er. Kommt dazu: Einen Beleg dafür, dass diese Yoga-Methode wirkt, gibt es nicht.
Auch Ernährungsberaterin Steffi Schlüchter von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung kritisiert das Programm. Es sei «haarsträubend» und würde vor populärwissenschaftlichen Ansichten «strotzen». Das sei höchst unwissenschaftlich. «Anbieter nutzen die Menschen dabei aus», ist sie überzeugt.
«Wissenschaftlich nicht fundiert»
Petra Orzech wirbt etwa für eine Säure-Basen-Diät. Diese diene dazu, den Körper zu entgiften. Durch Lebensmittel, die Säure bilden, werde «der Stoffwechsel träge und der Fettabbau behindert». Dazu gehören Kaffee, Weissbrot, Fleisch, Fertiggerichte und Alkohol. Wenn man auf solche Nahrungsmittel verzichte und sich somit basisch ernähre, würden auch «hartnäckige Pfunde purzeln».
Ernährungsberaterin Schlüchter kritisiert: «Der Körper verfügt über verschiedenste Mechanismen, um sein Säure-Basen-Gleichgewicht zu halten. Seltsame Ernährungsempfehlungen sind dafür nicht nötig.» Auch Präventivmediziner David Fäh von der Universität Zürich hält von Entgiften und Säure-Basen-Diät nichts: «Sie sind wissenschaftlich nicht fundiert. Ein gesunder Körper lagert keine schädlichen Giftstoffe ab und regelt den Säure-Basen-Haushalt von allein.»
Slim-Yoga setzt auf «Ernährung nach dem Biorhythmus», wie Orzech es nennt. Das rege die Fettverbrennung an und man verliere Gewicht, schreibt sie in ihrem Buch. Konkret bedeutet das: dreimal am Tag essen – ohne Snacks zwischendurch. Zum Frühstück Vollkornprodukte, mittags, worauf man Lust hat, abends keine Kohlenhydrate. Am Mittag sei ab und zu ein süsses Dessert erlaubt.
Snacks nicht zwingend Grund für Übergewicht
Schlüchter sagt dazu: «Wir nehmen dann ab, wenn wir mehr Energie verbrennen als wir dem Körper zuführen. Nimmt jemand bei den drei Mahlzeiten pro Tag genau die Tagesenergie auf, die er benötigt, hilft das weder Gewicht zu verlieren noch regt es die Fettverbrennung an.» Und Zwischenmahlzeiten seien nicht zwingend die Ursache für Übergewicht.
Natalie Brägger von der Migros Ostschweiz schreibt dem Gesundheitstipp zu Slim-Yoga: «Der Fokus des Kurses liegt nicht nur auf dem Abnehmen, sondern auf der Steigerung des Wohlbefindens.» Denn der Kurs sei für Personen gedacht, die ein stärkeres Bewusstsein für ihren Körper entwickeln und mit «dieser sanften Methode» einige Kilos verlieren möchten.