Die Auswahl an Sportgeräten für den Plausch auf der Piste ist gross: Neben den Carving-Ski und Snowboards gibts auch Kurzski und Skibobs. Der 43-jährige Jürg Buschor aus Altstätten SG hat schon fast alle Spielarten des Skisports probiert. Am liebsten fährt er Ski, ab und zu steigt er aufs Snowboard. Beim Skifahren gefällt ihm, dass er dabei «den Kopf durchlüften kann», wie er sagt. Doch für die Gesundheit sind nicht alle Skisportarten gleich gut. Sportmediziner Walter O. Frey von Balgrist Movemed, Fitnessberater und Ex-Skilehrer Fritz Bebie aus Erlenbach ZH sowie Daniel Friedli vom Bundesamt für Sport haben den Nutzen der beliebtesten Skisportarten für den Gesundheitstipp bewertet. Kriterien: Wie gut sind sie für Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit? Wie viel tragen sie zum Entspannen bei?
Den Spitzenplatz erhält das Telemarken. Dieser traditionelle Fahrstil ist seit ein paar Jahren wieder im Aufwind. Dabei geht der Sportler auf dem bergseitigen Ski stark in die Knie und schiebt den Talski nach vorn. Telemarken kann man mit Carving-Ski. Man benötigt jedoch eine spezielle Bindung und flexible Schuhe, in denen man die Fersen heben kann. Zudem müssen die Stöcke 10 bis 15 cm kürzer sein als bei der Carving-Ausrüstung.
Einer der Vorteile laut Skitrainer und Telemark-Spezialist Mike Grünig: «Beim Telemarken ist die Herausforderung punkto Koordination der Muskeln grösser als beim Alpinskifahren.» Der Puls ist höher, weil der Körper mehr arbeitet.
Grünig begann mit dem Telemarken, weil ihm Carving zu einfach war. Jetzt erlebe er den Schnee ganz anders und das Telemarken sei spannender. Allerdings ist dieser Stil erst ab ca. 12 Jahren möglich – für kleinere Kinder gibts keine passende Ausrüstung. Die kleinsten erhältlichen Schuhe sind in Grösse 34. Hobbysportler Jürg Buschor gefallen beim Telemarken die komplexen Bewegungsabläufe. «Wenn die Piste zerfahren ist», so Buschor, «wird es aber sehr anstrengend.»
Doch das Verletzungsrisiko ist beim Telemarkfahren kleiner als beim Alpinfahren. Denn die Sportler sind wegen ihrer typischen Haltung meist näher am Boden und fallen deshalb weniger tief, falls sie stürzen. Auch werden die Gelenke weniger belastet, weil Hüft- und Kniegelenke die Schläge auf hartem Schnee besser abfedern.
Auch Carving und Snowboarden schneiden im Vergleich gut ab: Beide erhalten die Bewertung «gut». Snowboard-Experte Daniel Friedli erklärt: «Die Kraft der Muskeln wird gut trainiert.» Denn um den Fliehkräften beim Kurvenfahren entgegenzuhalten, sind die Beinmuskeln stark gefordert.
Auch Ausdauer und Beweglichkeit werden gefördert, wenn auch weniger intensiv. Beide Sportarten eignen sich prima, um Stress abzubauen. Allerdings sollte man die Technik beherrschen. Fitnessberater Bebie sagt: «Nur dann kann man das Skifahren richtig geniessen.» Für Anfänger kann das Skifahren aber stressig sein. Deshalb empfiehlt ihnen Bebie einige Lektionen bei einem Skilehrer.
Die Suva-Statistik zeigt, dass beim Carven weniger Unfälle passieren: Pro Million gefahrene Stunden verunfallen 677 Snowboarder, aber nur 461 Skifahrer. Die Statistik sagt jedoch nichts aus über den Schweregrad der Unfälle.
Laut David Kerschbaumer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung hängt das grössere Unfallrisiko der Snowboarder damit zusammen, dass die Fahrer jünger und risikobereiter sind. Er empfiehlt, einen Handgelenkschutz zu tragen, weil die Handgelenke bei Stürzen stark belastet werden.
Vor Saisonbeginn Kraft und Ausdauer trainieren
Um Unfälle zu vermeiden, ist auch das Fitnesstraining vor Saisonbeginn wichtig: Ist der Gleichgewichtssinn gut entwickelt, meistert man kritische Situationen auf der Piste besser. Und hat man Krafttraining gemacht, ermüdet man weniger schnell.
In der Schweiz gibts überall Skiturn-Gruppenkurse, trainieren kann man aber auch alleine: David Kerschbaumer empfiehlt Joggen, Velofahren oder Walken für die Ausdauer. Dabei sollte man den Puls so in die Höhe treiben, dass man zeitweise ausser Atem kommt. Kraft und Gleichgewicht lässt sich auch mit dem Programm «Top 10» der Suva trainieren (siehe «Tipps»).
Für die Fitness nützt das Fahren auf Kurzski und Skibob am wenigsten, so das Fazit der Fachleute. Mit Kurzski kann man nicht stundenlang die Piste hinunterflitzen, denn sie bieten zu wenig Halt und Stabilität. Sie gelten als Spassgeräte, die man zur Abwechslung fährt. Kurzski eignen sich gut für Anfänger, um Schwünge und das Bremsen zu üben. Wer auf Akrobatik steht, verwendet Kurzski, um Freestyle-Tricks zu üben. Sie sind nur 60 cm bis 1 Meter lang. Wegen der kurzen Kanten ist das Bremsen schwierig. Deshalb sind die Ski für Kinder und Senioren nicht empfehlenswert.
«Ist man fit, passiert mit Skibobs wenig»
Skibobs sieht man nur selten auf den Pisten. Rolf Ries vom Verband Swiss Snow Bike räumt ein: «Skibobfahren ist bequemer als das Skifahren und weniger anstrengend.» Zum Verletzungsrisiko gibt es keine statistischen Daten. Ries sagt aber, es sei geringer als beim Carven: «Ist man fit, passiert wenig, denn man hat nur ganz kurze Ski an den Füssen.» Das Gerät schont die Gelenke. Weniger komfortabel ist hingegen der Transport der Skibobs am Sessel- oder Skilift: Nicht alle Bergbahnen akzeptieren Skibobs.
Egal ob Carving, Telemarken oder Snowboarden: Skifahren ist gut für die Gesundheit. Das beweisen wissenschaftliche Studien. Forscher der Uni Salzburg (A) fanden vor vier Jahren heraus: Der Kreislauf kommt in Schwung, das Fahen macht gute Laune. Die Sportwissenschafter hatten Skifahrer im Alter ab 50 untersucht. Sogar während der Fahrt auf dem Skilift war die Herzfrequenz der Skiläufer erhöht. Nach dem Skifahren sank der Blutdruck – ausser wenn die Sportler auf steilen, harten Pisten fuhren.
Michael Vogt, Forschungsleiter beim Verband Swiss Ski, sagt: «Das Naturerlebnis und die Geselligkeit tragen dazu bei, dass man Stress reduziert und sich entspannen kann.»
Jürg Buschor fährt am liebsten abseits der Piste im Pulverschnee. Das Gefühl, fast kraftlos zu gleiten, sei grandios, schwärmt er. Mit seinen drei Kindern fährt er aber lieber auf der Piste: «Sie sind zu klein für den Pulverschnee.» Buschor stört es gar nicht, «wenn die Schneeflocken waagrecht fliegen. Dann merke ich, dass ich lebe.»
Tipps: So fahren Sie sicher Ski
- Trainieren Sie vor der Skisaison die Kondition und die Beweglichkeit – im Turnverein oder mit dem Programm «Top 10» der Suva. Weitere Infos: Suva.ch/Prävention/Schneesport-Themen/Vorbereitung
- Anfänger sollten einen Skikurs besuchen.
- Lassen Sie Ihre Skibindung jährlich im Fachgeschäft überprüfen und einstellen.
- Tragen Sie einen Helm, der der Euro-Norm entspricht. Snowboardfahrer sollten zudem einen Handgelenkschutz verwenden.
- Wählen Sie ein gemütliches Tempo auf der Piste und legen Sie regelmässig Pausen ein.
- Die Gratis-App «Slope Track» der Suva zeichnet Route und Tempo auf und macht Sie auf Risiken aufmerksam.