Manchmal male ich mir aus, wie ich Babykleider einkaufen gehe, in welchen Farben ich das Kinderzimmer einrichte. Oder wie das Kind von meinem Freund und mir wohl aussehen wird.
Wir versuchen jetzt schon eine ganze Weile, dass ich schwanger werde. Aber Anfang des Jahres hatte ich eine Eileiterschwangerschaft. Seitdem klappt es nicht mehr. Das macht mir ziemlich zu schaffen. Ich habe das Gefühl, als würde ich versagen. Und ich frage mich, ob etwas mit meinem Körper nicht in Ordnung ist, ob ich überhaupt «richtig» schwanger werden kann. Oder ob ich irgendetwas falsch mache. Es ist jedes Mal zermürbend, wenn die Periode wieder einsetzt und ich wieder nicht schwanger geworden bin. So langsam habe ich Angst, dass ich überhaupt kein Kind mehr bekommen kann.
Dabei war ich so glücklich: Im Januar hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Mein Freund und ich verbrachten gerade ein Wochenende am Vierwaldstättersee. Wir freuten uns riesig, es sollte unser erstes Kind sein. Doch eine Woche später blutete ich plötzlich, und es zog stark im Unterleib. Da wusste ich sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Meine Frauenärztin untersuchte mich und stellte die Diagnose. Die befruchtete Eizelle hatte sich nicht in der Gebärmutter, sondern in meinem linken Eileiter eingenistet. Dort kann sich ein Embryo aber nicht entwickeln. Mein Eileiter wäre früher oder später gerissen, das hätte eine für mich lebensgefährliche Blutung verursachen können. Deshalb musste der Embryo abgetrieben werden.
Nach der Diagnose funktionierte ich nur noch. Man spritzte mir das Medikament Methotrexat, wodurch ich ein paar Tage lang blutete. In regelmässigen Abständen wurde mein Hormonspiegel gemessen. So lange, bis der Anteil
des Schwangerschaftshormon hCG im Blut gesunken war. So weiss man, dass die Schwangerschaft zu Ende ist.
Danach stand ich unter Schock. Die Angst und die Trauer waren überwältigend. Auch wenn ich erst sehr früh in der Schwangerschaft war, hatte ich mich doch sehr auf alles gefreut, was noch kommen sollte. Neben all dem erfuhr ich, dass ich die gesamte Behandlung selbst bezahlen muss. Es waren insgesamt knapp 2500 Franken, genau so viel wie mein Selbstbehalt. Eigentlich übernimmt die Krankenkasse solche Kosten wären der Schwangerschaft. Allerdings erst
ab der 13. Schwangerschaftswoche. Vorher gilt man laut Gesetz als krank. Ich finde diese Regel schlicht absurd. Sie ist demütigend für alle Mütter, die eine solche Erfahrung machen müssen, und macht es noch schwerer, die Fehlgeburt zu verarbeiten.
Inzwischen sind einige Monate seit dem Schwangerschaftsabbruch vergangen. Vor Kurzem habe ich abklären lassen, ob meine Eileiter überhaupt noch funktionieren. Laut meiner Ärztin sieht aber alles gut aus. Sie geht sogar davon aus, dass ich bald wieder schwanger werde.
Ich glaube, dann wäre ich der glücklichste Mensch auf Erden.
Verengte oder vernarbte Eileiter sind oft Ursache
In ein bis zwei Prozent aller Schwangerschaften nistet sich die befruchtete Eizelle ausserhalb der Gebärmutter ein,
etwa im Eileiter. Dafür gibt es verschiedene Ursachen: Infektionen oder Tumoren in den Geschlechtsorganen, verengte oder vernarbte Eileiter sowie Hormontabletten. Weil der Eileiter platzen würde, muss die Eizelle mit Medikamenten oder einer Operation entfernt werden. Bei Frauen, die bereits eine Eileiterschwangerschaft hatten, ist in der Folge das Risiko erhöht, erneut eine zu haben.
Weitere Informationen und Beratung: Fachstelle Kindsverlust, www.kindsverlust.ch