Sie arbeiten in der Küche, bedienen die Gäste und richten ihre Betten her. Ist das streng?
Ja, es ist ein «cheibe Chrampf». Ich bin jeden Abend todmüde.
Wie sieht Ihr Tag aus?
Ich stehe um 6 Uhr auf und gehe um 23 Uhr ins Bett. Dazwischen arbeite ich.
Sie haben aber bestimmt auch Pausen.
Kaum. Zum Essen nehme ich mir aber Zeit, das ist mir wichtig. Da müssen die Gäste dann auch mal kurz warten. An den Wochenenden sind meine Angestellten und ich aber immer auf Zack. Während der Woche kann ich mich auch mal für eine Stunde ausklinken.
Was machen Sie dann?
In der Nähe der Hütte haben wir zwischen Steinen eine Hängematte montiert. Dort lese ich.
Im Sommer kommen Sie kaum ins Tal. Fühlen Sie sich einsam ohne Ihren Partner?
Natürlich hätte ich meinen Partner gerne hier bei mir. Einsam fühle ich mich aber nicht. Mein Partner hat viel Verständnis für meine Arbeit und unterstützt mich, wo er kann. Er wusste, dass ich als Hüttenwartin arbeite. Wenn er das nicht akzeptieren würde, wäre aus unserer Beziehung wohl nichts geworden.
Haben Sie nicht Angst, dass die Beziehung scheitern könnte?
Nein. Wir planen bereits weiter: Wenn seine Kinder älter sind, möchte er auch in der Hütte arbeiten.
Wann können Sie denn gemeinsam Zeit verbringen?
Er besucht mich in der Hütte und ich bin ja auch mal im Tal. Im Frühling und im Herbst gehen wir jeweils einige Wochen zusammen in die Ferien.
Das reicht?
Ja. Wir telefonieren natürlich regelmässig. Ich bin nicht ab der Welt.
Wie pflegen Sie Freundschaften?
Das ist schwierig. Geburtstage oder Anlässe wie das Glarner Stadtfest verpasse ich oft. Das ist schade.
Sie hantieren mit schweren Töpfen, im Winter räumen Sie meterhohen Schnee weg. Das hinterlässt sicher Spuren.
Ja. Ich habe an beiden Handgelenken ein Karpaltunnelsyndrom. Das heisst, ein Nerv wird abgeklemmt. Meine Finger fühlen sich deshalb manchmal taub an.
Was tun Sie dagegen?
Ich ging in die Akupunktur. Das half zunächst, doch dann kam das taube Gefühl zurück. Vor kurzem liess ich mir deshalb das rechte Handgelenk operieren. Das linke kommt im Herbst dran.
Können Sie mit tauben Fingern überhaupt arbeiten?
Es ist ein merkwürdiges Gefühl. Aber es geht.
Zur Person: Simone Landolt
Die 45-Jährige stammt aus Niederurnen GL und ist gelernte Konditorin. Seit zwei Jahren wartet sie die Leglerhütte im Glarner Kärpfgebiet. Die SAC-Hütte hat über 60 Schlafplätze und ist auch im Winter an Wochenenden offen. Zuvor arbeitete Lan-dolt über zehn Jahre in einer anderen Berghütte.