Manchmal wache ich in der Nacht auf und spüre meine Arme und Beine nicht mehr. Dann bin ich wie gelähmt. Das passiert, wenn ich viel zu wenig Zucker im Blut habe. Dann funktionieren mein Gehirn und meine Nerven nicht mehr richtig. Solche schweren Unterzuckerungen habe ich alle zwei bis drei Monate. Als ich es das erste Mal hatte, war es ganz schlimm. Ich konnte nicht einmal mehr sprechen. Wir fuhren dann mit der Ambulanz ins Spital. Aber daran erinnere ich mich nicht mehr so genau.
Seit ich fünf Jahre alt bin, habe ich Diabetes. Mein Zwillingsbruder Shane hat ihn auch. Aber bei ihm fällt der Blutzucker nie so tief.
Nach einer schweren Unterzuckerung bekomme ich Kopfweh und muss mich immer wieder übergeben. Das kann bis zu acht Stunden dauern. Dann lege ich mich am liebsten ins Badezimmer neben das WC. Mein Hund Wave legt sich zu mir. Er ist ein Warnhund für Diabetes und mein Beschützer. Meine Eltern kauften ihn, damit er nachts Alarm schlägt, falls mein Blutzucker zu tief ist. Oft verschläft er es aber und reagiert erst, wenn schon alle wach sind. Am Tag macht er es aber ganz gut. Er schnuppert dann an meinem Gesicht. Das kitzelt. Wenn mein Blutzucker zu tief ist, bringt Wave meiner Mami eine Kordel, die am Halsband baumelt. Dann messen wir sofort den Blutzucker.
Am Oberarm habe ich einen weissen Knopf. Das ist ein Sensor mit einem Schlauch, der unter die Haut geht und ständig den Blutzucker misst. Mit einem Gerät lese ich den Wert ab. Das ist besser, als jedes Mal in den Finger zu stechen.
Ich würde gerne mal Zuckerwatte probieren. Die riecht so gut und ist so schön farbig. Wir waren an der Chilbi, und da hatten viele Kinder eine Zuckerwatte. Aber Mami und Papi haben es nicht erlaubt, weil ich dann sehr viel Insulin spritzen müsste.
Einmal durfte ich nicht an den Geburtstag eines Gspänlis. Seine Eltern wollten das nicht. Es war ihnen zu kompliziert. Das fand ich doof. Aber meistens darf ich gehen. Dann muss mein Mami wissen, was es da zu essen gibt. Sie sagt mir, wie viel ich davon nehmen darf.
Alles, was ich esse, muss ich genau wägen. Es darf nicht zu viel und nicht zu wenig sein. Mein Mami hat darum immer eine kleine Waage in der Tasche. Zum Zmorge esse ich genau 24 Gramm Cornflakes mit 2 Deziliter Milch. Von gekochten Spaghetti darf ich 180 Gramm essen.
Diesen Sommer war ich in einem Lager für Kinder mit Diabetes. Dort habe ich gelernt, wie ich mir die Spritze in den Bauch machen kann. Vorher habe ich sie immer ins Bein gemacht. Das tut viel mehr weh. Im Lager war es schön. Wir wanderten, machten Sport und bauten ein Indianerdorf.
Vielleicht bekomme ich bald eine Insulinpumpe. Dann muss ich nämlich gar nicht mehr spritzen. Und wenn ich mal eine Glace zu viel esse, dann tippe ich das irgendwo ein und die Pumpe gibt das zusätzliche Insulin automatisch ab. Erst fand ich das komisch, weil sie am Bauch ist und sie dann alle sehen. Aber im Lager hatten das auch recht viele Kinder. Jetzt finde ich das gut.
Diabetes Typ 1: Oft tritt die Krankheit im Kindesalter auf
Diabetes Typ 1 ist eine Auto-immunkrankheit. Meist trifft sie schon Kinder. Das Immunsystem zerstört jene Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Der Körper braucht Insulin, um Zucker zu verarbeiten. Ohne Insulin zirkuliert zu viel Zucker im Blut. Der Körper versucht dann, den Zucker mit Wasser hinauszuschwemmen. Deshalb haben Betroffene oft grossen Durst – eines der ersten Anzeichen eines Diabetes. Ohne Therapie geraten Patienten innert zwei Wochen in Lebensgefahr. Viele Kinder müssen erst ins Spital, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und die Therapie anzupassen. Dann müssen sie lebenslang Insulin spritzen.
Infos im Internet
Swissdiabeteskids.ch,
Assistenzhundeschule.ch,
Swisshelpdogs.ch