Diese Liebe beginnt im Jahr 1969 mit einem Sturz ins kalte Wasser. Ulrich Bolleter ist als Student in den US-Bundesstaat Indiana gekommen und unternimmt an einem freien Tag mit einer Studentengruppe eine Kanufahrt. In seinem Boot sitzt die 23-jährige Nancy aus Ohio. Plötzlich stösst es an einen grossen Stein – und kippt. «Als Nancy wieder auftauchte, schaute sie mich trotz der Kälte so herzig an und lächelte freundlich. Dieses Bild werde ich nie vergessen», erinnert sich Ulrich Bolleter. Damals entschuldigte er sich fürs unfreiwillige Bad mit einer Einladung zum Abendessen. Die beiden Studenten entdeckten viele Gemeinsamkeiten: Familiensinn, Religion, Interesse für Wissenschaft und Politik, die Liebe zur Natur.
Miteinander reden und sagen, was man möchte
Nach der Hochzeit zog das junge Paar in die Schweiz. Sie arbeitete im Forschungslabor der Lebensmittelfirma Maggi in Kemptthal ZH, er als Maschineningenieur beim Industriekonzern Sulzer. Nancy und Ulrich Bolleter sind mittlerweile 43 Jahre verheiratet, haben vier Kinder und sieben Enkelkinder.
Das Liebesglück ist geblieben. «Wir fühlen uns einfach wohl zusammen», sagt sie. «Ich finde sie noch immer attraktiv, auch wenn sie ein paar Fältchen hat», sagt er. Das Rezept für ihre Beziehung haben sie schon früh gefunden: miteinander reden. Und dabei zu sagen, was man möchte: «Wir sehen uns nicht nur als Paar, sondern auch als zwei eigenständige Personen mit je eigenen Vorstellungen», sagt Ulrich Bolleter. Das gelte für alle Lebensbereiche, auch für Sex.
Kinder verändern die Paarbeziehung, betont der Berner Paartherapeut Klaus Heer. «Die Liebesbeziehung muss einer liebenden, gemeinsamen Elternschaft weichen», sagt er. «Viele Paare wehren sich dagegen und torpedieren so ihr neues Beziehungsglück.» Weshalb glückte Bolleters dieser Wechsel? «Wir wollten Kinder. Und dass ich als Mutter den Beruf aufgeben würde, war für uns damals völlig klar.» Heute sei das komplizierter und für junge Eltern wohl eine Herausforderung, vermutet Nancy Bolleter.
Als die Kinder älter waren, ging sie in die Politik und sass zehn Jahre im Kantonsrat – «als erste eingebürgerte US-Amerikanerin», sagt Ulrich Bolleter stolz. Politik blieb nicht das einzige Hobby: Das Ehepaar wandert gern, fährt Ski oder Tandem und besucht Konzerte.
Anderes unternehmen sie lieber getrennt: Er geht gern auf längere Bergtouren und liest internationale Zeitungen, sie singt im Chor und spielt Orgel. Die Engagements sorgen für Terminkollisionen, die ausdiskutiert werden, aber auch für viel Gesprächsstoff. «Es ist immer interessant mit dir», sagt sie. «Sie ist eine Wundertüte, weil sie häufig Unerwartetes berichtet», sagt er.
Stress von aussen kann Beziehungen zerstören
Die Frage «Wie war dein Tag?» ist wichtig. Das bestätigen Wissenschafter wie Guy Bodenmann, Professor für Klinische Psychologie an der Uni Zürich. Er und sein Forscherteam haben herausgefunden, wie stark externe Faktoren Beziehungen beeinflussen. «Viele werden durch Stress von aussen zerstört», sagt er. Neben Karriere, Familie, Freizeitaktivitäten und Terminen mit Freunden gehe der Partner oft unter. Ein Risiko. Denn wer nicht weiss, dass der Partner Stress im Büro hat, bezieht es eher auf sich, wenn der andere genervt nach Hause kommt.
Bolleters haben auch Tipps für den Alltag. So schlafen sie nebeneinander, aber in separaten Betten. «Wenn man nicht um die Decke kämpfen muss, ist schon viel gewonnen.» Beide Augen drückte er zu, wenn es um Ordnung auf dem Pult seiner Frau ging: «Ich lernte zu schweigen, denn solche Sachen muss man akzeptieren.» Dasselbe gilt für sie, wenn er wieder einmal zu viel organisiert hat. Dass sie in der Küche oft versehentlich eine Schranktür offen stehen liess, war hingegen über Jahre ein Ärgernis – zumal sich die untere Kante genau auf der Höhe seiner Nase befand.
Vor wenigen Monaten ist das Ehepaar aus dem Haus in Seuzach ZH, in dem es 40 Jahre lang gelebt hat, in eine Wohnung nach Winterthur umgezogen. In der neuen Küche ist das Einzige, das auf Ulrich Bolleters Nasenhöhe steht, eine rote Rose. «Die ist jetzt zwar von mir, aber punkto Geschenke war ich nie ein Held», sagt er. «Das musstest du auch nicht», sagt sie. «Du bist Geschenk genug.»
Damit kommt eine innere Haltung zum Ausdruck, die wichtig ist. Paartherapeut Heer rät: «Nehmen Sie jede Gelegenheit wahr, Freude am Gegenüber zu äussern.» Laut Psychologe Bodenmann erforscht man verstärkt die Verbindlichkeit langjähriger Partner. Resultat: Die Chancen aufs grosse Glück steigen für Paare, die mit ihrem Partner alt werden wollen, ihm emotional am nächsten stehen möchten und sich um schöne Sexualität bemühen.
Tipps: Das hält eine Beziehung zusammen
- Erzählen Sie einander täglich, was Sie gerade beschäftigt.
- Planen Sie jede Woche einen Abend zu zweit ein.
- Seien Sie grosszügig mit kleinen Dankeschöns wie Lächeln, Lob oder Blumen.
- Schrauben Sie Ihre Erwartungen herunter. Ihr Partner hat nicht die Aufgabe, Sie glücklich zu machen.
- Keine Zeit für Sex? Planen Sie ihn ein – es ist aufregender, als es tönt.
- Wenn zerdrückte Zahnpastatuben Sie nerven: Überlegen Sie, weshalb das so ist. Und sprechen Sie darüber.
- Sehen Sie über kleine Ärgernisse hinweg, die Sie nicht nachhaltig stören.
- Kritisieren Sie nie aus dem Affekt.
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