Mehr als zehn Jahre lang litt Silvie Hauser immer wieder an Magenkrämpfen, Gelenkschmerzen und hatte Asthma. «Egal, was ich versuchte – nichts half», sagt die 33-Jährige aus Obermumpf AG. Zahlreiche Ärzte hat sie konsultiert, die diversen Therapien kosteten ihre Krankenkasse bereits tausende Franken. «Es war alles bloss Symptombekämpfung, weil niemand die Ursache herausgefunden hatte.»
Bis im letzten Oktober. Da ging Hauser zu einem Bioresonanztherapeuten, der auch Arzt ist. «Schon in der ersten Sitzung sagte er mir, mein Körper vertrage kein Histamin.» Plötzlich passte alles: Sämtliche Beschwerden liessen sich auf den Stoff zurückführen, der in reifem Käse und Würsten, aber auch in Auberginen oder Tomaten zu finden ist. «Mit dieser Diagnose ging ich zum Hausarzt, und der hat sie bestätigt», sagt Silvie Hauser. Seit sie Lebensmittel mit viel Histamin meidet, haben sich ihre Beschwerden stark gebessert.
Immer wieder berichten Gesundheitstipp-Leser, dass ihnen Bioresonanz geholfen habe. Sie ist eine weit verbreitete Methode der Alternativmedizin. Sie geht davon aus, dass alle Stoffe ihre eigene elektromagnetische Schwingung haben, auch die Zellen und Organe des Körpers.
Zur Therapie setzt die Bioresonanz ein spezielles Gerät ein, das die krankmachenden Schwingungen mit eigenen Schwingungen neutralisiert. Oft kommt die Methode bei Allergien zum Einsatz, aber auch bei anderen chronischen Krankheiten.
«Bioresonanz-Geräte sind Hokuspokus»
Doch die Methode ist umstritten. Brunello Wüthrich, langjähriger Leiter der Allergiestation am Unispital Zürich, sagt: «Ich habe Hunderte von Patienten gesehen, die erfolglos mit Bioresonanz behandelt wurden.» Es gebe keine verlässlichen Studien, die beweisen würden, dass die Therapie wirkt. Im Gegenteil: Mehrere Studien zeigten, dass sie nicht besser nütze als eine Scheinbehandlung. Aus diesem Grund zahlt auch die Grundversicherung der Krankenkasse die Methode nicht.
Kritiker werfen der Bioresonanz zudem vor, dass sie Wissenschaftlichkeit nur vorgaukle. Mit dem Verwenden von Computer und Datenbanken und dem Bezug auf elektromagnetische Felder erwecke sie den Eindruck einer hoch technisierten Methode auf der Basis der modernen Physik, so Wüthrich. Doch das stimme nicht: Es gebe zwar feine Impulse von einer Zelle zur anderen. «Aber die kann man mit so einem Gerät nicht feststellen. Das ist Hokuspokus.»
Laut Wüthrich wirkt nicht die Therapiemethode, sondern vielmehr die intensive Beziehung zwischen Therapeut und Patient: «Wenn ein Patient sich ernst genommen fühlt, ist dies der Beginn des Heilungsprozesses.»
«Richtige Schwingung löst Heilreaktion aus»
Hans Ruedi Aeberli, Präsident der Schweizerischen Bioresonanz-Gesellschaft, verteidigt die Therapie. Sie wirke auf der «biophysikalischen Ebene» des Körpers. Er verweist zudem auf mehrere Studien. So wirkte Bioresonanz etwa bei Kindern mit Allergien besser als Medikamente. Allerdings nahmen an dieser Studie aus China gerade einmal 170 Kinder teil. Andere Studien hatten sogar nur 20 bis 30 Teilnehmer.
Natürlich fördere eine gute Beziehung zwischen Therapeut und Patient die Heilung, so Aeberli. «Auch in der Schulmedizin spielt der Placeboeffekt eine grosse Rolle.» Er erkläre aber nur einen Teil der Wirkung: «Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass erst die richtige Schwingung am richtigen Ort eine deutliche Heilreaktion auslöst.»