«Schwangere müssen Fleisch essen»
Falsch. Stephanie von Orelli, Chefärztin an der Frauenklinik im Zürcher Triemli-Spital, sagt, vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft sei kein Problem. Wichtig ist, Fleisch durch Eiweiss aus Milchprodukten und Hülsenfrüchten zu ersetzen. Und wenn ihr Eisenwert zu tief ist, müssen Vegetarierinnen auch zusätzlich Eisen einnehmen. Eine vegane, also rein pflanzliche Ernährung kann dagegen die Entwicklung des Nervensystems des Babys stören.
«Ein Glas Wein pro Tag schadet nicht»
Zu diesem Schluss kam zwar kürzlich eine britische Langzeitstudie. Die Forscher sagten: Bis zu sieben Gläser Alkohol pro Woche würden dem Kind nicht schaden. Andere medizinische Studien zeigen jedoch, dass bereits sehr wenig Alkohol für die Entwicklung des Kindes schlecht ist. Forscher der Emory-Universität in Atlanta (USA) etwa kamen kürzlich zum Schluss: Je mehr eine Mutter trinkt, desto kleiner sind später Gehirn und IQ des Kindes. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt Schwangeren, ganz auf Alkohol zu verzichten.
«Pflanzliche Medikamente sind kein Problem»
Falsch. «Eine Schwangere sollte keine selbstgewählten Medikamente einnehmen», sagt Barbara Stocker, Präsidentin des Schweizerischen Hebammenverbands. Denn viele Heilpflanzen seien schlecht für den Fötus. Huflattich und Borretsch etwa schädigen die Leber des Ungeborenen. Bärentraube, Ginseng, Wacholder, Eisenkraut und Thuja können frühzeitige Wehen auslösen.
«Sport ist schädlich»
So pauschal stimmt das nicht. Forscher der Johns-Hopkins-Universität in Maryland (USA) kamen vor zwei Jahren sogar zum Schluss, dass selbst intensives Training kein Problem ist. Sie hatten die Auswirkungen von Sport auf die Herzfrequenz der Föten untersucht. Barbara Stocker bestätigt: «Bewegung ist sehr wichtig und gut.» Frauen, die bisher kaum Sport getrieben hätten, sollten Sportarten wie Nordic Walking, Yoga oder Schwimmen wählen.
«Schwangere müssen für zwei essen»
Das ist ein Mythos. Schwangere brauchen gemäss der schweizerischen Gesellschaft für Ernährung ab dem vierten Monat der Schwangerschaft zwar mehr Energie. 200 bis 300 Kalorien mehr pro Tag genügen aber im Normalfall. Das entspricht in etwa einem Stück Vollkornbrot mit Käse oder einer Handvoll Dörrfrüchten mit Nüssen.
«Katzen streicheln ist nicht erlaubt»
Dieses Verbot geht zu weit. Katzen sind zwar häufig Träger von Toxoplasmose-Parasiten. Beim Ungeborenen könnten diese Fehlbildungen verursachen. Dennoch dürfen Schwangere Katzen streicheln. Chefärztin Stephanie von Orelli: «Für Frauen, die nicht wissen, ob sie Toxoplasmose haben oder nicht, oder wenn der Test negativ ausfiel, gilt: Sie sollten sich nach dem Kontakt mit Katzen die Hände gut waschen und zum Reinigen des Katzenklos Handschuhe tragen.»
«Haare färben schadet dem Kind»
Viele schwangere Frauen glauben, dass die Kopfhaut beim Färben giftige Chemikalien aufnimmt. Einen Beweis dafür gebe es nicht, sagt von Orelli. Und: «Schwangere dürfen sich die Haare färben.»
«E-Zigaretten sind eine - gute Alternative zu normalen Zigaretten»
Das ist Irrglaube. E-Zigaretten enthalten meistens Nikotin. Hebamme Stocker kritisiert: «Sie enthalten weitere schädliche Stoffe, bei denen man nicht weiss, wie sie auf das Baby wirken.» Auch Forscher der kanadischen McMaster-Universität in Ontario warnten kürzlich in einer Übersichtstudie vor E-Zigaretten in der Schwangerschaft.
«Fliegen ist gefährlich»
Falsch. Wenn eine Schwangerschaft normal verläuft, sind einzelne Flugreisen gesundheitlich kein Problem. Dies bestätigt auch Stocker. Wenn der Geburtstermin unmittelbar bevorsteht, sollte man aber nicht mehr fliegen. Viele Airlines nehmen Schwangere aber sowieso nur bis zur 36. Woche mit. Sie wollen verhindern, dass während des Flugs ein Kind zur Welt kommt.
«Sex löst Wehen aus»
Diese Angst ist unbegründet. «Sex schadet grundsätzlich nicht», sagt von Orelli. Nur bei Risikoschwangerschaften mit Blutungen, vorzeitigen Wehen oder zu weit geöffnetem Muttermund müsse man vorsichtig sein. Dasselbe gelte, wenn eine Frau schon eine Fehlgeburt gehabt habe.