Brechreiz und Übelkeit – viele Frauen leiden in den ersten Monaten der Schwangerschaft. Auslöser sind vermutlich Hormone. Betroffene müssen auf die meisten Medikamente verzichten, denn sie könnten die Föten schädigen.
Doch den meisten Schwangeren können auch sanfte Mittel helfen, wie eine Übersicht der Cochrane-Collaboration kürzlich aufzeigte, einer Vereinigung von unabhängigen Wissenschaftern.
Die Forscher prüften insgesamt 37 Studien, die untersucht hatten, welche Therapien helfen. Insgesamt nahmen über 5000 Schwangere teil. Am Ende fanden sie zwar für keine Therapie einen wirklich guten Wirkungsnachweis. Doch einige Methoden konnten zumindest Linderung bringen:
Akupressur
Die Methode schnitt in Studien am besten ab, vor allem der Druck auf den Punkt P6, der sich drei Finger breit hinter dem Ansatz des Handgelenks, zwischen Streck- und Beugesehne befindet. Wer alle vier Stunden mit dem Daumen für fünf Minuten auf den Punkt drückt, kann nach wenigen Tagen die Übelkeit abdämpfen. Die Methode zeigte gemäss der Cochrane-Analyse eine mittelstarke Evidenz. Im Handel gibt es Akupressurbänder, die den P6-Punkt mechanisch stimulieren, wie zum Beispiel das «Sea-Band». Mehr als die Hälfte der Nutzer klagte jedoch über Gefühle von Taubheit, Schmerzen und geschwollene Hände. Egbert Beyer vom deutschen Sea-Band-Vertrieb entgegnet, das geschehe nur, «wenn das Band zu eng oder der Anwender sehr sensibel» sei.
Ingwer
Präparate aus der asiatischen Wurzel zeigten in einigen Studien ebenfalls akzeptable Wirkung. Dabei setzten die Forscher Kapseln mit ungefähr einem Gramm des Wurzelextraktes ein. In einer Studie konnte Ingwer das Auftreten von Erbrechen zur Hälfte reduzieren.
In der Schweiz gibt es kein Ingwerpräparat, das gegen Übelkeit in der Schwangerschaft zugelassen ist. Der Grund: unzureichende Studienlage. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser empfiehlt, stattdessen ein Stück Ingwer zu kauen: «Das hat eine vergleichbare Wirkung.»
Vitamin B6
Das Vitamin konnte in den Studien nicht überzeugen, auch wenn sein Bedarf in der Schwangerschaft grundsätzlich erhöht ist. In zwei Studien mit über 400 Schwangeren linderte es nach vier Tagen zwar die Übelkeit, die Frauen mussten sich aber trotzdem übergeben.
Hersteller Bayer schreibt, ihr Präparat sei auch nicht gegen Übelkeit gedacht, sondern gegen «ungenügende Zufuhr» von Vitamin B6.
Antihistaminika
Diese Medikamentengruppe hebt die Wirkung des körpereigenen Stoffs Histamin auf. Antihistaminika lindern nicht nur allergische Beschwerden, sondern machen auch müde. Ärzte verschreiben sie deshalb auch gegen Übelkeit. Doch der Nutzen ist mittelmässig gut belegt. In einigen Studien berichtete im Schnitt jede zweite Frau über eine Verbesserung nach dem dritten Tag.
In der Schweiz besitzt ein einziges Medikament die Zulassung gegen Übelkeit in der Schwangerschaft: Itinerol von Vifor mit dem Wirkstoff Meclozin. Das Präparat enthält neben Vitamin B6 noch Koffein. Die Fachzeitschrift «Pharma-Kritik» kommt zum Schluss, es gebe «keine Anhaltspunkte für schädliche Wirkungen auf den Fötus». Dennoch seien Medikamente mit Koffein am Abend fragwürdig.
Vifor schreibt dem Gesundheitstipp, ihr Medikament werde «nur vom Arzt und wenn absolut nötig» verschrieben. Die Zulassungsbehörden würden den Nutzen von Itinerol zudem höher bewerten als das Risiko.
Andere Wirkstoffe
Andere Medikamente gegen Übelkeit sind nicht genügend untersucht – zum Beispiel der Wirkstoff Ondansetron im Medikament Zofran oder Metoclopramid im Medikament Paspertin. In den letzten Jahren hatten Studien zwar bestätigt, dass sie wirken und Schwangere sie einsetzen könnten, Schäden am Fötus gab es auch nicht. Daniel Surbek, Chefarzt für Geburtshilfe am Inselspital Bern, sagt: «Sie sind jedoch nur zweite Wahl.» Denn bei den Untersuchungen handle es sich lediglich um Analysen eines Patientenregisters. Und diese seien zu wenig zuverlässig.
Zofran-Hersteller Glaxo Smith Kline räumt ein, dass man nicht beurteilen könne, ob ihr Medikament sicher sei bei Übelkeit in der Schwangerschaft. Grund: «mangelnde Datenlage». Es sei dafür aber nicht zugelassen, man könne es deshalb nicht empfehlen.
Fachleute sind sich allerdings einig. Mit dem richtigen Lebensstil können Schwangere bereits viel erreichen. Franziska Krähenmann von der Klinik für Geburtshilfe der Universität Zürich betont: «Das ist das Wichtigste.»
Fachleute setzen vor allem auf die Ernährung. Dazu gehört das Umstellen auf häufige kleinere, fettarme und kohlenhydratreiche Mahlzeiten. Frauen sollten auch nur geringe Mengen aufs Mal trinken. Eine kleine Studie zeigte, dass bei manchen Frauen eine Nahrung mit viel Eiweiss die Übelkeit reduziert.
Tipps: Zitronenduft kann helfen
- Trinken Sie Ingwertee oder knabbern Sie an Ingwer.
- Riechen Sie an einer aufgeschnittenen Zitrone, wenn Ihnen übel wird.
- Essen Sie Salzgebäck
- Meiden Sie fettreiche oder stark gewürzte Speisen.
- Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt.