Es ist fast unmöglich, einen Schoggihasen zu finden, den Levin essen darf. Die meisten enthalten nämlich Milch, Nüsse oder Spuren davon. Ostern ist deshalb eine grosse Herausforderung für uns. Mit Milch müssen wir besonders aufpassen. Wir haben nie welche im Haus. Wenn Levin Milch berührt, bekommt er einen Ausschlag. Noch schlimmer ist es, wenn er versehentlich Milchprodukte schluckt. Daran könnte er sogar sterben.
Unser Sohn reagiert auf viele Lebensmittel stark allergisch. Das stellten die Ärzte schon wenige Monate nach seiner Geburt fest. Er verträgt weder Milch, Eier, Soja, Nüsse, Samen, Kerne, Hülsenfrüchte noch Fische oder Weizen. Anfangs hiess es, dass sich das auswächst. Jetzt ist er aber schon elf Jahre alt, und es hat sich nur wenig gebessert.
Unser schlimmstes Erlebnis hatten wir ausgerechnet in einem Hotel, das sich auf Leute mit Allergien spezialisierte. In der Küche passierte ein Fehler. Jemand schöpfte das Sorbet für unseren Sohn mit einem Löffel, der vorher mit Rahmglace in Kontakt war. Vielleicht hatte man ihn auch nur im gleichen heissen Wasser ausgewaschen. Aber das reichte: Levins Lippen und Schleimhäute schwollen an, sein Gesicht wurde grün und blau, ihm war speiübel, und er bekam kaum noch Luft. Es war schrecklich. Wir gaben ihm Antihistamin und Kortison. Ein solches Notfallset haben wir immer dabei. Nach diesem Vorfall war ich noch einige Tage sehr angespannt. Die Angst, dass meinem Kind etwas passiert, war sehr gross.
Wenn ich Lebensmittel einkaufe, studiere ich genau, was alles drinsteckt. Ich koche fast alles selber. Das braucht viel Zeit. Levin isst am liebsten Wraps mit Gemüse und Hackfleisch. Ich wickle die Füllung in Reispapier. Solche Rezepte stelle ich auf meinen Blog www.himbeergelb.ch. Manchmal wünschen sich seine zwei Geschwister Hörnli oder Rührei. Das mache ich dann auch – halt in einer separaten Pfanne. Es ist mir wichtig, dass die Lust am Essen bei keinem Kind verloren geht.
Eigentlich gehen wir gern ins Restaurant. Spontan geht das aber nicht. Meistens rufe ich vorher an und informiere mich über die Zutaten. Levin bestellt fast immer Pommes frites. In der Fritteuse darf aber nichts anderes gekocht werden. Gibt es im Restaurant Fisch, dürfen wir nicht in der Nähe der Küche sitzen, sonst hat Levin Atemnot – nur wegen der Dämpfe.
Die Schule haben wir über Levins Allergien informiert. Vor einiger Zeit passierte etwas beim Turnen. Levins Lehrerin rief mich an, weil mein Sohn plötzlich auf dem Boden lag und nicht mehr richtig atmen konnte. Ich rannte sofort hin und trug ihn nach Hause. Dort versorgte ich ihn mit Medikamenten. Was den Zusammenbruch in der Turnhalle auslöste, wissen wir leider nicht.
Vergangenen Herbst war Levin zum ersten Mal im Klassenlager. Das war eine neue Herausforderung für mich. Zum Glück kam uns die Schule sehr entgegen: Es gab während des ganzen Lagers keine Kuhmilch. Dafür gaben wir für alle Haferdrink mit. Das reichte aber noch nicht: Ich kochte für Levin alle Mahlzeiten vor, für die ganze Woche. Ich war während des ganzen Lagers sehr nervös. Glücklicherweise lief alles gut. Das gibt uns Hoffnung und stärkt unseren Sohn.
Allergien: Ursache liegt oft im Dunkeln
Jedes dritte Kind hat ein erhöhtes Risiko für Allergien. Der Körper bekämpft dann Stoffe, die an sich ganz harmlos sind. Eltern können das Risiko reduzieren, indem sie nicht rauchen. Die Mütter sollten wenn möglich natürlich gebären und das Baby stillen. Ausserdem hilft es, wenn das Baby ab dem vierten Monat immer wieder neue Nahrungsmittel probiert – am besten schrittweise, im Abstand von ein paar Tagen. So merkt man, wenn das Kind etwas nicht verträgt.
Information und Beratung: Allergiezentrum Schweiz, Aha.ch, Tel. 031 359 90 50