Erst kürzlich war Denise Frehner auf einer mehrwöchigen Wanderung. Ihr Weg führte die 35-Jährige durch das bergige Grenzgebiet von Österreich, Italien und Slowenien. Doch nach gut zwei Wochen begann ihr Knie zu schmerzen – «vor allem beim Beugen». Auch daheim in Zürich hatte sie Probleme. Die Nachbarin empfahl den «Wunderbalsam», ein Appenzeller Naturheilmittel mit ätherischen Ölen, Menthol und Kampfer. Frehner: «Schon nach 10 Minuten liess der Schmerz nach.»
Ob beim Wandern oder im Sport: Eine Schmerzsalbe oder ein Gel hilft bei vielen Beschwerden. Sei es bei einem verstauchten Fuss, einer Prellung, bei Muskelkater oder Gelenkschmerzen. Apotheken und Drogerien verkaufen in der Schweiz weit über 6 Millionen solcher Präparate pro Jahr. Es sind chemische Mittel, wie Voltaren Dolo oder Traumalix, und Mittel mit natürlichen Wirkstoffen. Dazu gehören Wallwurz, Arnika und ätherische Öle. Auch Salben aus Murmeltierfett oder mit essigsaurer Tonerde sind beliebt (siehe Tabelle im PDF).
Nebenwirkungen wie bei Schmerzpillen möglich
Salben und Gels vertragen die meisten Patienten besser als eine Schmerztablette. Denn über die Haut gelangt weniger Wirkstoff in den Körper. Laut Sport- und Rheumaarzt Christoph Reich-Rutz aus Zürich wirken Salben deshalb vor allem bei Schmerzen an oberflächlichen Muskeln und gut zugänglichen Gelenken wie Knie, Sprunggelenk, Hand- und Fingergelenken, weniger jedoch im Hüftgelenk.
Trotzdem: Auch Salben sind nicht völlig harmlos, vor allem jene mit chemischen Wirkstoffen. Wenn man Produkte wie Dolocyl über lange Zeit anwendet, können sie ähnliche Nebenwirkungen verursachen wie Schmerztabletten, zum Beispiel Probleme mit dem Herz. Laut Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sind auch Fälle von Magengeschwüren bekannt: «Je öfter und je grössere Flächen man eincremt, desto grösser ist das Risiko.»
Jürg Graf aus Balgach SG rieb drei Jahre lang Füsse, Waden und Handgelenke mit Voltaren Dolo ein – zwei Mal pro Tag. «Das half gegen die Arthroseschmerzen.» Doch plötzlich machte ihm das Herz zu schaffen. Schon bei der geringsten Anstrengung kam er ins Keuchen. «Ich bin sicher, dass die Salbe einen Einfluss hatte», sagt er. Jetzt verwendet er nur noch pflanzliche Produkte. Auch Mittel mit Salicylaten wie Sportusal oder Carmol darf man nicht allzu reichlich verwenden. Vor allem ältere Menschen, deren Nieren nicht mehr so gut funktionieren, sollten vorsichtig sein.
Eine gute Alternative – auch für langfristigen Gebrauch – sind Salben mit Wirkstoffen aus Wallwurz. Laut der internationalen Experten-Organisation Cochrane Collaboration können diese zum Beispiel gegen Arthroseschmerzen helfen.
Auch bei Verstauchungen kann Wallwurzsalbe helfen. In einer Studie wirkte sie genauso gut wie ein Gel mit dem Schmerzmittel Diclofenac. Auch kühlende Salben – etwa essigsaure Tonerde –, können bei solchen Verletzungen gut tun.
Christoph Reich-Rutz sagt: «Das Einreiben einer Salbe hat auch einen grossen Placeboeffekt, den man nutzen sollte.» Allerdings rät der Arzt, Schmerzsalben und kühlende Gels bei Verletzungen nur in den ersten ein bis zwei Tagen zu verwenden. «Danach behindern sie das Heilen eher.»
Salben mit ätherischen Ölen verwendet man am besten, wenn die Muskeln verspannt sind oder nach dem Sport schmerzen. Denn sie wärmen und regen die Durchblutung an. Ätherische Öle stecken etwa in der «Starken grünen Salbe» oder «Pferdesalbe». Davon raten Fachleute jedoch ab (Gesundheitstipp 1/2016). Denn diese Salben enthalten oft einen chemischen Salicylat-Wirkstoff und Kampfer, die zu Nebenwirkungen führen können.
Die Hersteller berufen sich auf die jahrelange Erfahrung und auf Studien. Diese würden zeigen, dass ihre Produkte gut verträglich sind und wirken. Permamed schreibt zudem, die Wirkstoffkombination von Sportusal wirke umfassend gegen die Folgen von Verletzungen. Man könne es, mit wenigen Ausnahmen, langfristig und grossflächig einsetzen. Laut Iromedica ist bei Carmol der Hinweis bezüglich Nierenschwäche «eine Vorsichtsmassnahme».
Glaxo-Smith-Kline und Mepha Pharma verweisen auf die Packungsbeilagen, wonach man Gels mit Diclofenac ohne Arztbesuch nicht länger als zwei Wochen verwenden soll. Laut Effigel-Hersteller IBSA sind bei langfristiger und grossflächiger Anwendung keine höheren Diclofenac-Werte im Blut messbar. Perskindol eignet sich laut Galenica bei Verstauchungen und Prellungen nur zum Ausheilen. Laut Melisana ist die Wirkung der ätherischen Öle in Dul-X gut belegt. Bei Dolocyl seien Nebenwirkungen selten, wenn man die Salbe nach Vorschrift verwende. Die Hersteller von Murmeltierprodukten schreiben, dass in Murmeltierfett Kortisonstoffe nachgewiesen wurden, die gegen Entzündungen wirken.