Um das Schmerzmittel Ibuprofen kursierten in den vergangenen Wochen widersprüchliche Informationen: Einmal warnte die Weltgesundheitsorganisation, Ibuprofen könne eine Corona-Infektion verschlimmern. Zwei Tage später nahm sie die Warnung zurück.
Wissenschaftlich ist es nicht bewiesen, dass Ibuprofen bei einer Infektion mit Coronaviren schadet. Trotzdem raten Fachleute zu Vorsicht. Der Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser von der deutschen Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» sagt: «Es gibt gute Gründe, bei einem starken Infekt der Atemwege auf Ibuprofen zu verzichten.» Das gilt auch für Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Diclofenac und Naproxen (siehe Tabelle im PDF).
Denn damit steigt das Risiko fürs Herz. Darauf deutete 2017 eine Studie aus Taiwan mit 10000 Teilnehmern hin. Diese erlitten häufiger einen Herzinfarkt, wenn sie solche Medikamente während einer Erkältung oder Grippe schluckten.
Fachleute vermuten, dass dies bei der Krankheit Covid-19 ähnlich ist. Denn auch sie betrifft die Atemwege. Patienten leiden unter Husten, Fieber und Atemnot. Wolfgang Becker-Brüser rät deshalb, in solchen Fällen Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Paracetamol vorzuziehen. Dazu gehören zum Beispiel Acetalgin oder Dafalgan. Sie lindern Gliederschmerzen und senken das Fieber. Der Vorteil: Die meisten Patienten vertragen Paracetamol sehr gut, auch Babys und Kinder. Der Wirkstoff schadet zudem weder dem Herz noch dem Magen.
Paracetamol ist oft ein hilfreiches Mittel
Auch bei anderen Schmerzen ist Paracetamol meist die beste Wahl – zum Beispiel bei Kopfweh und Migräne. Das zeigt eine neue Analyse der deutschen Zeitschrift «Gute Pillen – Schlechte Pillen». Die Experten haben die wichtigsten Studien zu Paracetamol geprüft. Bei Kopfweh und Migräne wirkt es gut, zumindest in einer Menge von einem Gramm. Das entspricht zwei üblichen Tabletten. Auch bei Zahnweh und Menstruationbeschwerden ist Paracetamol ein hilfreiches Mittel.
Patienten mit Rückenweh und Arthrose hilft Paracetamol allerdings wenig. Dies zeigten Studien der unabhängigen Wissenschafter der Cochrane Collaboration. Medikamente mit Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen wirken deutlich besser gegen Schmerzen in Rücken und Gelenken. Die Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie empfiehlt Patienten deshalb, eine erfolgreiche Therapie mit Ibuprofen zurzeit nicht zu stoppen, solange kein Verdacht auf einen Infekt mit Coronaviren besteht.
Wer typische Symptome von Corona hat, sollte besser auf Paracetamol setzen. In Studien wirkte es bei Rückenweh und Arthrose zwar nicht besser als ein Placebo. Doch Rheumaarzt Thomas Langenegger vom Zuger Kantonsspital sagt: «Ein Placebo lindert die Schmerzen um bis zur Hälfte.» Falls Paracetamol nicht ausreiche, seien Schmerztabletten mit dem Wirkstoff Metamizol wie Novalgin eine Alternative. Dafür brauchts aber ein Rezept.
Schmerzmittel nur fünf Tage lang nehmen
Erwachsene dürfen nicht mehr als vier Gramm Paracetamol pro Tag schlucken. Sonst kann das Medikament die Leber schädigen – vor allem, wenn man viel Alkohol trinkt.Zudem sollte man alle rezeptfreien Schmerzmittel nicht länger als drei bis fünf Tage schlucken. Wenn die Schmerzen nicht bessern oder stärker werden, muss man zum Arzt.
Die Hersteller schreiben, dass sie in der Packungsbeilage auf mögliche Nebenwirkungen aufmerksam machen. Zudem verweisen sie auf das Bundesamt für Gesundheit. Es sei zum Schluss gekommen, dass Ibuprofen den Krankheitsverlauf von Covid-19 nicht nachweislich beeinflusse. Zu den anderen Wirkstoffen würden dazu keine Informationen vorliegen. Laut Galenica erhöht eine kurzzeitige Therapie mit Algifor das Risiko fürs Herz nicht. Spirig schreibt, dass die Arzneimittelbehörde Nutzen und Risiken von Inflamac Dolo für gut befunden habe. Streuli Pharma schreibt, dass Paracetamol bei Rückenweh und Arthrose eine Alternative sei, wenn Patienten andere Mittel nicht vertragen.
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