Es geschah auf der Autobahn Richtung Zug. Ein 42-Jähriger prallte bei Cham mit seinem Auto zuerst in die Leitplanke, dann ins Heck eines anderen Wagens. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Später stellte sich heraus: Der Mann hatte nach einem Arztbesuch ein Medikament geschluckt. Es machte ihn so müde, dass er während der Fahrt einschlief. Auch nach dem Unfall sei der Mann schläfrig gewesen, berichtete die «Luzerner Zeitung».
Das ist kein Einzelfall: Die Zahl der Ausweisentzüge nach Medikamenten- oder Drogenkonsum hat sich seit 2011 fast verdoppelt. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Strassen. Viele wissen nicht, dass ihre Medikamente einen Einfluss aufs Autofahren haben. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser bestätigt, dass die Risiken beim Arztbesuch häufig vergessen gehen: «Das kommt oft erst dann zur Sprache, wenn ab 70 die Kontrollen wegen des Führerscheins anfangen.»
Verkehrsmediziner Rolf Seeger sagt: «Am gefährlichsten sind Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie starke Schmerzmittel.» Dazu gehören Mittel wie Valium oder Stilnox (siehe Tabelle im PDF). Studien hätten gezeigt: Über 70-Jährige, die am Abend das starke Schlafmittel Seresta schlucken, haben am nächsten Morgen ein doppelt so hohes Unfallrisiko. «Zwischen Einnahme und Autofahren sollten mindestens acht Stunden vergehen», sagt Seeger. Auch Mittel gegen Diabetes sind riskant. Unterzucker ist eine mögliche Nebenwirkung, die Patienten bewusstlos machen kann.
Selbst rezeptfreie Medikamente wie Erkältungs- und Grippemittel können müde machen. Zum Beispiel Pretuval und Neocitran. Der Basler Arzt Urspeter Masche erklärt: «Sie enthalten oft Antihistaminika, die schläfrig machen.» Aufs Autofahren muss man deshalb nicht unbedingt verzichten: «Man sollte aber darauf achten, ob man sich schläfrig fühlt und das Gefühl hat, langsamer zu sein als sonst.»
Die Hersteller verweisen auf die Fach- oder Patienteninformationen. Darin seien die Risiken beim Autofahren erwähnt. Roche schreibt, Patienten werde empfohlen, «auf das Lenken eines Fahrzeugs oder die Arbeit an gefährlichen Maschinen zu verzichten, bis sie wissen, wie sich Valium auf ihren Körper auswirkt.»
Tipps
- Fahren Sie nicht Auto, wenn Sie ein Medikament zum ersten Mal nehmen oder die Menge verändern.
- Beachten Sie auch bei rezeptfreien Mitteln, ob Sie schläfrig werden.
- Wenn Sie regelmässig Medikamente nehmen: Verzichten Sie vor Autofahrten auf Alkohol.
- Eine Risikoanalyse von Medikamenten im Zusammenhang mit dem Strassenverkehr finden Sie auf www.mymedi.ch } Medis am Steuer