Lara Heller war erst etwa sechs Monate alt, als sie zum ersten Mal in der Sauna war. Ihre Mutter stammt aus Finnland. «Dort gehört das dazu», sagt die 25-jährige Studentin aus Winterthur ZH. Noch heute geht sie alle zwei bis drei Wochen in die Sauna: «Es tut mir einfach gut.» Sie spüre, wie sich der ganze Körper entspanne. Zudem werde ihre Haut reiner und das Bindegewebe straff. Auch Ärger und schlechte Laune verschwinden beim Schwitzen: «Ich bin danach immer gut gelaunt», sagt sie.
So gesund wie moderate oder intensive Bewegung
Ein Vergleich des Gesundheitstipp zeigt: Vor allem Schwitzbäder mit heisser Luft sind für Herz und Kreislauf nützlich (siehe Tabelle im PDF). Wissenschaftlich gut untersucht ist dies allerdings nur für die finnische Sauna. Eine neue Studie der Universität von Ostfinnland zeigt, dass sie das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senkt. Sie lässt den Puls ansteigen und verbessert die Durchblutung. Autor Jari A. Laukkanen: «Der Körper reagiert ähnlich wie bei moderater oder intensiver Bewegung.»
Wichtig fürs Herz ist nicht allein das Schwitzen, sondern der Wechsel von Hitze und Kälte. Bei der finnischen Sauna ist dieses Hin und Her besonders intensiv. Lara Heller: «In Finnland tauchen wir danach jeweils in den See.» Im Winter geht es hinaus in den Schnee. Das Wechselbad trainiert die Blutgefässe, vor allem an der Oberfläche des Körpers: Bei Hitze dehnen sich die Gefässe aus, in der Kälte ziehen sie sich zusammen. So bleiben sie elastischer. Zudem muss das Herz stärker pumpen.
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt: «Ein Saunabad regt den Kreislauf an und kann sogar den Blutdruck senken.» Denn selbst bei hohem Blutdruck und stabilen Herzkrankheiten darf man in die Sauna. Betroffene sollten es aber nicht übertreiben und sich langsam abkühlen. Thomas Walser rät, dem eigenen Gefühl zu vertrauen: «Man sollte nur so lange schwitzen und abkühlen, wie man sich wohlfühlt.»
Ein weiterer Vorteil der finnischen Sauna: Sie schützt vor Schnupfen und Grippe. Fachleute vermuten, dass dies an den gut durchbluteten Schleimhäuten in Nase und Bronchien liegt. Zudem steigt in der Sauna die Temperatur im Körperinnern an, wie bei leichtem Fieber. Das fördert die Abwehrkräfte. Die 53-jährige Brigitte Juon aus Winterthur ZH bestätigt: «Ich bin so gut wie nie krank.» Sie geht jede Woche ein bis zwei Mal in die Sauna der Winterthurer Badi Wülflingen. Die Sauna fordert sie aber auch: «Sie ist körperliche Arbeit.»
Sanfte Alternativen zur finnischen Sauna
Zur Sauna gibt es sanftere Varianten wie Infrarot-Sauna, Bio-Sauna oder Helarium. Auch bei diesen wechselt man zwischen Hitze und Kälte, aber weniger intensiv. Ob sie für Herz und Abwehrkraft genauso nützlich sind wie die finnische Sauna, ist nicht untersucht. Viele empfinden diese Sauna-Arten aber als besonders entspannend. Der Grund: Die Hitze ist nicht so gross, zudem tragen Duftstoffe oder Farbtherapie-Leuchten zum Wohlbefinden bei. Ätherische Öle tun auch den Atemwegen gut. Brigitte Juon geht gern in die Bio-Sauna: «Dort kann ich mich gut entspannen.» Manchmal nicke sie dabei sogar kurz ein.
Anders als in der Sauna herrscht in Dampfbädern eine hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 100 Prozent, etwa im türkischen Hamam, im japanischen Sento oder im römisch-irischen Bad. Solche Dampfbäder sind ideal, um sich zu entspannen, für Herz und Kreislauf haben sie vermutlich wenig Vorteile. Zu diesem Schluss kamen mehrere Studien zum türkischen Hamam. Die Autoren vermuten, dass dies am weniger abrupten Wechsel von Wärme und Kälte liegt.
Feuchtes Dampfbad befreit die Atemwege
Die hohe Luftfeuchtigkeit tut aber den Atemwegen gut. Eine kleine Studie der Universität Istanbul zeigte zudem, dass der türkische Hamam Schmerzen lindern kann. Autorin Mine Karagülle führt dies auf die feuchte Wärme zurück sowie auf die Massagen mit Seifenschaum, die zum Ritual gehören. Massagen gibt es auch im römisch-irischen Bad.
Die sehr feuchte Luft in Dampfbädern verträgt allerdings nicht jeder. Brigitte Juon: «Ich kann dort nicht richtig schwitzen.» Ärztin Ulrike Novotny, Autorin eines Saunabuchs, bestätigt: «In der feuchten Luft kann der Schweiss schlechter verdunsten.» Deshalb kühle er die Haut weniger gut.
Auch nicht für jeden geeignet ist die russische Banja – eine Mischung aus Sauna und Dampfbad. Denn die Banja ist anstrengend: Durch die Feuchtigkeit im Raum fühlt sich die Luft noch heisser an. Zusätzlich schlägt der Banjameister mit nassen Birkenzweigen auf die Rücken der Gäste. Dies soll die Haut besser durchbluten.