Alle zwei bis drei Monate bekam Alice Spörri eine Blasenentzündung. «Schmerzen hatte ich nicht, aber ich musste häufig aufs WC», erinnert sich die 79-Jährige aus Turbenthal ZH. Antibiotika wollte Spörri nicht nehmen, denn sie verträgt diese nicht gut. Sie probierte mehrere sanfte Mittel, etwa ein Trinkgranulat mit Cranberry und D-Mannose. «Das half mir gut», sagt sie.
Wie Alice Spörri leiden viele Frauen an Harnweginfektionen, die regelmässig wiederkehren. Oft verschreiben Ärzte dann Antibiotika. Für Infektiologe Philip Tarr vom Kantonsspital Baselland unverständlich: «Bei gesunden Frauen, die nicht schwanger sind, kann man eine Blasenentzündung ohne Antibiotika behandeln.» Dies sei wichtig, weil immer mehr Bakterien gegen Antibiotika resistent werden.
Tarr empfiehlt einen Versuch mit natürlichen Mitteln. Neue wissenschaftliche Daten zeigen, dass Produkte mit Cranberry helfen. Mitte April veröffentlichte das unabhängige Forschungsnetzwerk Cochrane eine Übersichtsstudie mit fast 9000 Teilnehmerinnen. Frauen, die Cranberry in Form von Saft oder Kapseln einnahmen, hatten seltener eine entzündete Blase. Hausärztin Gisela Etter aus Richterswil ZH bestätigt: «Meine Patientinnen machen mit Cranberry gute Erfahrungen.» Auch europäische Preiselbeeren würden wirken, sagt Etter.
Bei pflanzlichen Mitteln wie Bärentraube und Extrakten aus Kapuzinerkresse und Meerrettich wie Angocin gibt es weniger zuverlässige Daten aus der Wissenschaft. Dennoch sagt Philip Tarr: «Ein Versuch mit Bärentraubenextrakt oder Kapuzinerkresse und Meerrettich kann sich lohnen, um schädliche Antibiotika zu vermeiden.» Gisela Etter sagt: «Pflanzen sind Vielstoffgemische mit breiter Wirkung. Viele Arzneipflanzen hemmen Entzündungen und bekämpfen Keime.»
Mittel mit Probiotika kann man als Pulver einnehmen oder in Form von Zäpfchen in die Scheide einführen. Zwar zeigte eine Cochrane-Analyse keinen Nutzen von Probiotika zum Einnehmen. Doch Philip Tarr verschreibt regelmässig Vaginaltabletten mit Probiotika: «Es ist einen Versuch wert.»
Antibiotika erst, wenn alles andere nicht wirkt
Auch der Nutzen von homöopathischen Mitteln ist nicht mit Studien belegt. Dennoch sagt Philip Tarr: «Das Ziel, Antibiotika zu vermeiden, ist so wichtig, dass ein Versuch mit klassischer homöopathischer Behandlung oder mit einer Urtinktur sinnvoll sein kann.» Auch Gisela Etter sagt: «Homöopathie hat zum Vorbeugen und Behandeln von Blasenentzündungen einen hohen Stellenwert in meiner Praxis.»
Rentnerin Alice Spörri machte mit homöopathischen Mitteln gute Erfahrungen. Sie liess sich von einer Naturärztin behandeln. «Wenn ich spüre, dass wieder eine Blasenentzündung kommt, nehme ich ein paar Chügeli», sagt sie.
Zeller und Melisana sagen, Studien hätten den Nutzen von Angocin und Femannose N belegt. Daher seien sie in die Leitlinie deutscher Ärztegesellschaften aufgenommen worden. Die Firma Allergosan empfiehlt Omni-Biotic femme wegen fehlender Studien nicht bei Blaseninfekten. OM Pharma sagt, die europäische Gesellschaft für Urologie empfehle Uro-Vaxom in ihrer Leitlinie.
Das hilft bei einer Blaseninfektion
- Lösen Sie nach dem Sex Wasser, um Keime aus der Scheide zu spülen. Halten Sie Ihre Füsse warm, und tragen Sie keine bauchfreien Tops.
- Bei einer Blasenentzündung mit Beschwerden sollten Sie zuerst drei Tage ein Schmerzmittel nehmen und viel trinken.
- Frauen sollten Antibiotika nur nehmen, wenn sie starke Symptome haben wie hohes Fieber, Schmerzen oder Blut im Urin.
- Für Frauen in den Wechseljahren ist der Aufbau der Scheidenschleimhaut mit Östrogenzäpfchen sinnvoll. Diese sind rezeptpflichtig.
Gratis-Merkblatt: «Blasenentzündung»
Das Merkblatt lässt sich hier herunterladen.