Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes fühlte sich Fabienne Meier (40) aus Däniken SO nicht mehr wohl in ihrem Körper. Sie war schlank, hatte aber einen sehr grossen Bauch: «Ein Jahr nach der Schwangerschaft sah ich noch aus, als ob ich im sechsten Monat schwanger wäre.» Fabienne Meier litt sehr darunter. Sie versuchte, den Bauch unter Kleidern zu verbergen.
Bauchspalt macht den Rumpf instabil
Bei Schwangeren öffnet sich der Spalt zwischen den Bauchmuskeln, um dem Baby Platz zu geben – das ist bei allen Frauen so. Nicht bei allen Frauen zieht er sich später wieder zusammen. Bei Fabienne Meier war der Spalt etwa sieben Zentimeter breit. Der ganze Rumpf wird dadurch instabil. Norwegische Forscher untersuchten dies 2016 in einer Studie. Sie stellten fest: Sechs Monate nach der Geburt hatte noch jede zweite Frau einen Bauchspalt, nach einem Jahr immerhin noch jede dritte. Hebamme Marianne Indergand-Erni aus Kerns OW sagt: «Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt nach einer Schwangerschaft mit Zwillingen, bei einem sehr schweren Baby und bei jeder weiteren Schwangerschaft.»
Oft helfen einfache Übungen, um den Rumpf wieder zu stabilisieren. Die Physiotherapeutin Anne-Louise Haas aus Binningen BL hat für Gesundheitstipp-Leserinnen ein Merkblatt zusammengestellt mit Übungen, die man zu Hause machen kann (siehe Kasten). Sie sagt: «Die Übungen aktivieren und entspannen die Muskeln gezielt.» Im Fokus stehen die tiefen, quer verlaufenden Bauchmuskeln und die Muskeln im Rumpfbereich.
Training sollte alle Muskeln aktivieren
Studien bestätigen, dass solche Übungen wirken. Eine kleine kanadische Untersuchung mit 32 Frauen zeigte 2019, dass Übungen aus der Physiotherapie die Rumpfkraft verbessern. Die Frauen besuchten ein halbes Jahr lang drei Mal pro Monat einen Physiotherapeuten und machten täglich zu Hause Übungen. Am besten ist ein Training, das alle Muskelgruppen im Rumpf aktiviert. Eine Studie zeigte 2019: Frauen, die so trainierten, hatten nach acht Wochen weniger Mühe, anstrengende Alltagstätigkeiten auszuüben, als Frauen, die nur die Bauchmuskeln trainierten. Die Autoren untersuchten 40 Frauen. Hinzu kommt, dass reine Bauchmuskelübungen den Spalt sogar vergrössern können.
Wichtig: Auch im Alltag sollte man darauf achten, die äusseren Bauchmuskeln nicht isoliert anzuspannen. Das heisst: aus dem Bett über die Seite aufstehen, Heben mit aufrechtem Körper, angespanntem Beckenboden und Bauch. Auf der Toilette hilft ein Hocker für die Füsse, die Bauchmuskeln zu entlasten.
Auch Fabienne Meier hat ihre Muskeln im Rumpf mit Übungen trainiert. Sie brauchte dafür viel Durchhaltewillen. Doch nach zwei Jahren hatte sich ihr Bauch zurückgebildet, ihr Rumpf fühlte sich stabiler und fester an. Auch ihre Beckenfehlstellung war korrigiert. Sie sagt: «Das war ein grosser Gewinn für meine Lebensqualität.»
Übung «Kniesitz»
Knien Sie auf den Boden, der Po ruht auf den Fersen. Verhaken Sie die Finger über dem Bauch ineinander. Atmen Sie ein, und drehen Sie dabei langsam den Oberkörper nach rechts. Dann ziehen Sie die Hände sanft auseinander. Atmen Sie langsam aus, und drehen Sie den Oberkörper wieder zur Mitte. Führen Sie die Übung langsam auf beiden Seiten aus. Die Schultern fallen dabei locker nach unten. Spannen Sie den Beckenboden an.
Weitere Übungen im Merkblatt «Schwangerschaftsbauch»
Das Merkblatt lässt sich hier herunterladen.
Oder zu bestellen bei: Gesundheitstipp, «Schwangerschaftsbauch», Postfach, 8024 Zürich