Die Schweizer Salinen in Pratteln BL fügen dem Salz Jod und Fluor bei. Sie produzieren aber auch Speisesalz ohne diese Stoffe. Damit wollen sie laut eigenen Angaben «die verschiedenen Bedürfnisse der Kunden erfüllen».
Eine Stichprobe in Zürcher Lebensmittelgeschäften zeigt jedoch: Viele Läden verkaufen kein pures Salz mehr. Nur Coop, Migros und der Bio-Supermarkt Alnatura verkaufen «Sel des Alpes» ohne Jod und Fluor. Die Discounter Aldi, Denner und Lidl haben hingegen nur jodiertes und fluoridiertes Speisesalz im Angebot.
Zwar verkaufen Aldi und Denner auch Meersalz ohne Jod in der Mühle. Es ist aber 15 bis 27 Mal so teuer wie das normale Kochsalz.
Bei Denner sagt man, der Platz in den Regalen der kleinen Läden sei begrenzt. Deshalb fokussiere man sich auf die am stärksten nachgefragten Produkte. Auch Lidl gibt an, das Sortiment auf ausgewählte Produkte zu fokussieren.
Die Stichprobe ergab zudem: Bei Coop und Migros ist das reine Salz teurer als die Variante mit Jod und Fluor. Auf Anfrage des Gesundheitstipp äussern sich die beiden Grossverteiler nicht zum Grund für den Preisunterschied. Sie geben nur an, ihre Preise laufend zu überprüfen und «gegebenenfalls» zu ändern. Unterschiede in der Produktion können die Preisdifferenz nicht erklären. Denn die Schweizer Salinen verkaufen beide Sorten zum gleichen Preis an den Handel und die Industrie. Die Gestaltung der Konsumentenpreise obliege dem Handel, sagt ein Sprecher.
Fluor kann Knochen schaden und Zähne fleckig machen
Das Versetzen von Kochsalz mit Zusatzstoffen hat eine lange Geschichte: Seit den 1950er-Jahren mischen die Schweizer Salinen dem Salz Fluor bei. Es macht den Zahnschmelz widerstandsfähig und schützt die Zähne vor Karies. Zahnärztin Ruth Besimo aus Schwyz erklärt: «Bei Milchzähnen ist Fluor besonders wichtig, weil der Zahnschmelz sehr empfindlich ist.» Allerdings kann zu viel Fluor zu Flecken auf den Zähnen führen und den Knochen schaden.
Bei Kindern ist der Grat zur Überversorgung schmal. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung warnt: Kleine Kinder können den empfohlenen Maximalwert relativ schnell überschreiten. Denn Kinder verschlucken einen grossen Teil der Zahnpasta, die ebenfalls Fluor enthält. Deshalb empfiehlt das Institut, Kindern nicht gleichzeitig fluoridiertes Salz und Fluortabletten zu geben.
Erwachsene brauchen gemäss Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser kein fluoridiertes Salz, falls sie Zahnpasta mit Fluorid verwenden: «Und auch sie sollten die Zahnpasta ausspucken.»
Schwangere sollten genug Jod zu sich nehmen
Die Schweizer Salinen mischen dem Kochsalz immer mehr Jod bei. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen erhöhte die Dosis vor zehn Jahren von 20 auf 25 Milligramm pro Kilo. Dies sei nötig, um Krankheiten wie Kretinismus und Kropf zu vermeiden.
Der Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule sagt: «Vor allem wer sich vegan ernährt, nimmt zu wenig Jod auf.» Am wichtigsten sei die Versorgung für Ungeborene und Kleinkinder. Deshalb sollten Schwangere darauf achten, dass sie genügend Jod zu sich nehmen.
Befürchtungen, dass Jod allergische Reaktionen erzeugt, seien unbegründet, sagt Fäh: «Wissenschaftliche Studien zeigen, dass es keine Jodallergie gibt.» Fast immer seien Eiweisse verantwortlich für allergische Reaktionen. Jod sei ein lebensnotwendiges Element wie Natrium oder Kalium. Es sei daher unmöglich, dass das Immunsystem auf Jod reagierte.
Leute mit Schilddrüsenkrankheiten wie Morbus Basedow und Hashimoto dürfen nicht zu viel Jod aufnehmen. Denn es kann bei ihnen die Fehlfunktion der Schilddrüse verstärken. Der deutsche Schilddrüsenspezialist Reinhold Lunow empfiehlt Betroffenen, auf Jodsalz zu verzichten.
