Bei uns zu Hause haben wir mit einem Messer einen Strich in die Butter gezeichnet. Auf einer Seite steht ein M für Mami – das ist meine. Die andere Seite gehört meinem Mann und meinen Töchtern. Von dieser nehme ich nicht, denn es könnte Krümel von normalem Brot dranhaben. Esse ich diese, bekomme ich Bauchkrämpfe vom Gluten, das darin enthalten ist.
Es liegt für mich nicht drin, nach der Arbeit noch schnell den Einkauf zu erledigen. Ich muss die Zutatenlisten aller Produkte lesen. Gluten hat es in vielen Getreidesorten, nicht nur in Weizen. Dazu zählen etwa Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer. Und es findet sich auch in vielen Produkten, in denen man es nicht erwartet: in Soja- und Bratensauce, Maggi, Aromat und vielen anderen Gewürzmischungen.
Manchmal ändert sich die Zusammensetzung, oder ein Produkt fällt aus dem Sortiment. Das ist mühsam, weil ich dann wieder einen Ersatz suchen muss. Die speziell glutenfreien Esswaren sind zudem teurer als die normalen, und sie schmecken anders.
Die Diagnose Zöliakie bekam ich vor zwölf Jahren. Endlich kannte ich den Grund für das häufige Bauchweh und den Durchfall. Früher hatte ich manchmal so starke Krämpfe, dass ich mich in öffentlichen Toiletten auf den Boden legen musste.
Ich weiss noch, wie ich eine letzte Scheibe Zopf ass. Danach besuchte ich eine Ernährungsberaterin und probierte Alternativen aus. Mein erstes selbstgebackenes glutenfreies Brot war hart wie Stein. Heute habe ich einige Rezepte, die gut funktionieren. Doch auch wenn es machbar ist: Ich würde nicht freiwillig auf Gluten verzichten. Viele Leute ernähren sich glutenfrei, weil sie das für gesünder halten. Sie meinen etwa, so abnehmen zu können. Das hat zwar dazu geführt, dass die Läden mehr Produkte für uns anbieten. Gleichzeitig werden wir «Zölis» aber auch weniger ernst genommen.
Ich stehe oft im Mittelpunkt, ohne es zu wollen – beispielsweise, wenn ich mich im Restaurant nach den Zutaten erkundige. Viele fragen dann: «Macht es denn etwas, wenn nur ganz wenig drin ist?» Deshalb muss ich mich jedes Mal überwinden, nach den Inhaltsstoffen zu fragen. Es fällt mir leichter, solche Dinge direkt bei der Reservation zu klären – am liebsten per E-Mail.
Der Restaurantbesuch ist aber jedes Mal ein Risiko. Deshalb ist es ein Höhepunkt, ein wirklich gutes Lokal zu finden. Fühle ich mich an einem Ort wohl, gehe ich immer wieder hin. Wenn es nur schon ein paar glutenfreie Gerichte auf der Karte gibt, bin ich zufrieden.
Denken Leute aus meinem Umfeld für mich mit, bedeutet mir das viel. Mein Mann stritt einmal mit einem Koch, weil es im Kartoffelstock Mehl hatte. Und zum Muttertag schenkte mir der Kindergarten Erdbeeren statt Guetsli.
Zöliakie: Eiweiss Gluten führt zu Entzündung im Dünndarm
Leute mit Zöliakie vertragen das Protein Gluten nicht. Es kommt in vielen Getreidesorten vor. Durch den Verzehr glutenhaltiger Produkte entzündet sich die Schleimhaut im Dünndarm. Dadurch sterben die Zotten ab. Das sind kleine Ausstülpungen, welche die Nährstoffe aus dem Essen filtern und an den Körper weitergeben. Wenn das passiert, kommt es zu einer Unterversorgung an wichtigen Vitaminen und Spurenelementen. Viele Betroffene leiden dadurch unter Bauchkrämpfen, Blähungen und Durchfall. In der Schweiz hat etwa 1 von 100 Personen Zöliakie.
Infos und Beratung
Die IG Zöliakie liefert nützliche Informationen und vernetzt Betroffene untereinander:
Tel. 061 271 62 17, Zoeliakie.ch
Buchtipp: Carine Buhmann,«Glutenfrei kochen und backen», AT Verlag, Fr. 32.90