Was ist Ihr nächstes Ziel?
Ich möchte im März den Halbmarathon in New York in weniger als drei Stunden rennen.
Letztes Jahr gewannen Sie an der Weltmeisterschaft der Senioren im spanischen Malaga mehrere Medaillen. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Eine Medaille ist für mich nicht das Wichtigste, aber mit dem letzten Platz wäre ich nicht zufrieden. Wichtig ist für mich, dass ich mein persönliches Ziel erreiche. Wettkämpfe motivieren mich, dieses Ziel zu erreichen.
Weshalb tun Sie sich das in Ihrem Alter noch an?
Ich bewege mich einfach gerne. Im Alter sollte man sich nicht nur von einem Fauteuil zum nächsten bewegen. Sonst wird man träge und fühlt sich wirklich alt.
Wie oft trainieren Sie?
Etwa zweimal pro Woche renne ich und zusätzlich gehe ich zweimal ins Fitnessstudio. Und einmal wöchentlich walke ich in einer Gruppe oder gehe spazieren.
Das ziehen Sie knallhart durch?
Meistens. Wenn es regnet, schneit oder sehr kalt ist, bleibe ich zu Hause oder mache nur Fitness.
Und wenn Sie keine Lust haben?
Dann gehe ich nicht. Ich habe keinen Trainingsplan, den ich strikt einhalte. Ich setze mir meistens ein Wochenziel, zum Beispiel insgesamt 20 Kilometer rennen. Ob ich das aber in mehreren kurzen Läufen oder zwei langen erreiche, ist nicht wichtig.
Trainieren Sie alleine?
Früher trainierte ich manchmal mit meinem Partner. Er ist vor fünf Jahren gestorben. Jetzt renne ich meistens dem Rhein entlang. Dort hat es immer noch andere Jogger.
Ist Ihnen das wichtig?
Ja. Die Läufer kennen sich – mal winken wir uns nur zu, mal machen wir eine Pause und schwatzen. Und schliesslich bin ich ja nicht mehr die Jüngste. Falls etwas passiert, möchte ich nicht allein im Wald liegen.
Haben Sie Angst davor?
Angst nicht, aber ich bin vorsichtiger als früher. Vor einigen Jahren ging ich einmal alleine langlaufen. Mir wurde schlecht, ich setzte mich hin und musste warten, bis jemand vorbeikam und mir half. Das will ich nicht nochmals erleben. Deshalb trainiere ich nicht mehr wie früher alleine im Wald.
2017 mussten Sie das ganze Jahr pausieren. Warum?
Ein Nerv in meinem Rücken war entzündet. Ich konnte kaum noch gehen. Warum, weiss ich nicht.
Was half gegen die Entzündung?
Der Arzt gab mir Medikamente und riet mir, vorläufig keinen Sport mehr zu machen. Das nützte aber nicht viel. Eines Tages hatte ich einen Krampf in beiden Beinen, ich fiel hin und brach mir einen Rückenwirbel. Ich trug ein Korsett, damit der Bruch verheilen konnte, und ging in die Physiotherapie. Seither geht es mir wieder gut.
Spüren Sie manchmal das Alter?
Ja. Ich bin nicht mehr so schnell warmgelaufen wie früher und ermüde rascher.
Zur Person: Ruth Helfenstein
Die 87-Jährige aus Muttenz BL rennt seit dreissig Jahren. Auch andere Hobbys sind ihr wichtig: Sie unternimmt viel mit Freunden, kocht gerne und lötet aus Glasstücken Tiffany-Lampen und Bilder.