Bei Schwangeren dehnt sich die Haut am Bauch stark. Nicht immer bildet sie sich nach der Geburt wieder zurück. Der Bauch bleibt häufig weich und schlaff. Schönheitschirurgen bieten eine Lösung an: das Straffen der Bauchdecke mit dem Skalpell. Die Ärzte schneiden dabei überschüssige Haut und Fett heraus. Die Klinik Pyramide am See in Zürich etwa verspricht, so lasse sich die «unangenehme Begleiterscheinung» der Schwangerschaft korrigieren. Die Zürcher Praxis Rivr verspricht, der Eingriff bringe «eine harmonisierte Körpersilhouette» zurück. Und die Aareklinik in Bern schreibt, die Operation sei sicher. Der Eingriff ist ein gutes Geschäft: Er kostet 10 000 bis 20000 Franken. Laut der Schweizerischen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie zählt das Straffen des Bauchs zu den häufigsten Schönheitsoperationen.
Eine grosse Narbe ist geblieben
Doch das Resultat des Eingriffs lässt immer wieder zu wünschen übrig –etwa bei Nicole Lang aus Lengnau bei Biel BE: Die 47-Jährige liess sich vor zwei Jahren nach zwei Geburten und einem Magenbypass die Bauchdecke straffen. Heute erinnert eine grosse Narbe an den Eingriff. «Sie ist asymmetrisch und sieht nicht schön aus. Das macht mich traurig», sagt Lang. Eine Patientin schreibt in einem Forum von ähnlichen Erfahrungen: «Meine Narbe ist sehr schief und der Schamhügel sehr hoch – und zu meinem grossen Entsetzen auch noch asymmetrisch.» Eine weitere Patientin schreibt: «Ich sehe nun aus wie ein Muffin und bin total unglücklich.»
Das chirurgische Straffen der Bauchdecke ist bei Fachleuten umstritten. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt, der Eingriff sei nicht nachhaltig. «Die Chirurgen spannen meist nur etwas schlaffe Haut.» Nur bei Leuten, die massiv abnehmen, könne es kosmetisch notwendig sein, überschüssige Haut zu entfernen.
Hinzu kommt: Die Operation ist nicht so sicher, wie die Chirurgen behaupten. Beim Eingriff kann sich unter der Bauchdecke Wundwasser ansammeln. Der Schnitt ist gross: Er verläuft meist bogenförmig vom Schamhügel bis zur Leiste oder zu den Hüftknochen. Nicole Lindenblatt, leitende Ärztin der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie am Universitätsspital Zürich, sagt: «Die Haut ist gespannt und wird so zusammengenäht. Sie heilt deshalb schlechter.»
Auch bei Nicole Lang füllte sich die Wunde mit Wundwasser. «Die Naht platzte auf, und das Wundsekret lief aus», erinnert sie sich. Die Ärzte mussten an der offenen Wunde eine Vakuumpumpe anschliessen, um das Wundwasser abzuleiten. Danach nähten sie die Wunde zu. Doch diese verheilte schlecht. Nicole Lang musste Antibiotika nehmen: «Ich war zehn Wochen lang arbeitsunfähig und lag in dieser Zeit nur auf dem Sofa.»
Studie: Häufig kommt es zu Komplikationen
Eine US-amerikanische Vergleichsstudie der Universität Alabama mit 25000 Patienten zeigte vor sechs Jahren: Bei Operationen gibt es oft Probleme. Bei den Eingriffen kam es rund 1000 Mal zu Komplikationen. Am häufigsten traten Blutergüsse, Infektionen und Blutgerinnsel in den Beinen auf. Die Forscher kamen zum Schluss: Im Vergleich zu anderen ästhetischen Eingriffen ist das Risiko von Komplikationen beim Straffen der Bauchdecke höher. Laut Marita Stengle, Plastische Chirurgin am Berner Inselspital, steigt das Risiko bei Übergewichtigen, Rauchern und Patienten mit Diabetes.
Viele Ärzte raten Frauen, nach der Geburt ihres Kindes viel Sport zu treiben. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser: «Das ist besser, als sich operieren zu lassen.» Der Gesundheitstipp hat ein Merkblatt mit Übungen zusammengestellt, mit denen Frauen den Bauch zu Hause trainieren können (siehe Merkblatt). Der Berner Fitnessexperte Niklaus Jud bestätigt: «Zum Straffen des Bauchs ist das Trainieren des Rumpfs gut geeignet.»
Die Praxis Rivr schreibt, bei jeder Operation könne es Komplikationen geben. Eine «unschöne Fettschürze» schränke die Lebensqualität von Patienten massiv ein. Nach einem Eingriff bleibe der Bauch straff und flach.
Gratis-Merkblatt: «Bauchtraining»
Das Merkblatt lässt sich hier herunterladen