Gegen Falten spritzen Schönheitsärzte sogenannte «Filler»: Sie polstern die Haut so auf, dass man die Falten weniger oder gar nicht mehr sieht. Oft verwenden die Ärzte Hyaluronsäure. Die Klinik-Kette Beauty2Go wirbt dafür auf ihrer Internetseite: Das Spritzen von Hyaluronsäure sei «sehr gut verträglich», die Gefahr von Nebenwirkungen «minimal». Und die Zürcher Schönheitsklinik Smoothline schreibt: Nebenwirkungen seien «in aller Regel milde und nur vorübergehend».
Heikel sind Nase, Lippen, Augenlider oder Kinn
Das sehen Experten anders. Sie warnen: Eingriffe mit solchen Füllmaterialien bergen Risiken. Das gilt nicht nur für die Hyaluronsäure, sondern auch für andere Stoffe, zum Beispiel Polymilchsäure oder Kalziumhydroxylapatit. Thomas Fischer, Präsident der Schweizer Gesellschaft für Plastische Chirurgie, behandelt immer wieder Patienten, die unter schweren Nebenwirkungen leiden.
Am häufigsten seien Knoten unter der Haut, Entzündungen oder allergische Reaktionen. Ausserdem könne die Haut absterben, wenn Filler in ein Blutgefäss gelangen und es verstopfen. Fischer sagt: «Es sind Fälle beschrieben, bei denen die Patienten erblindeten.» Heikle Bereiche seien Nase, Wangen, Augenlider, Lippen und das Kinn.
Hyaluronsäure setzen Ärzte vor allem ein bei feinen Falten um die Augen oder den Mund. Doch gerade hier gibt es oft Nebenwirkungen. Darauf deutet eine Auswertung der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA hin. Sie analysierte 3800 Fälle, bei denen Komplikationen auftraten, und stellte fest: Bei fast jedem zweiten Fall war Hyaluronsäure dafür verantwortlich. Allerdings setzen Ärzte die Substanz auch am häufigsten ein.
Ein Vorteil: Hyaluronsäure baut sich im Gegensatz zu anderen Materialien innerhalb von wenigen Monaten wieder ab. Und Hautärzte sagen, sie können sie wieder auflösen. Dazu spritzen sie ein Enzym in das betroffene Hautareal. Allerdings sind oft mehrere Behandlungen nötig, das Enzym kann zudem allergische Reaktionen auslösen. Und: Es entstehen zusätzliche Kosten.
Einige Füllstoffe bleiben für immer unter der Haut
Polymilchsäure soll tiefere Falten, Narben oder auch eingefallene Wangen wieder glätten (siehe Tabelle im PDF). Ausserdem regt sie die Bildung von Kollagen in der Haut an. Dies führt dazu, dass die Wirkung länger anhält. Nicole Lindenblatt, Professorin an der Klinik für Plastische Chirurgie am Universitätsspital Zürich, sagt: «Polymilchsäure kann sich auch mal abkapseln und entzünden.» Und das sei nicht einfach zu behandeln, da sich das Material nur schwer wieder entfernen liesse. «Oft muss man die Füllstoffe chirurgisch entfernen.» Das wiederum hinterlasse Narben.
Bei tieferen Gesichtsfalten nehmen Schönheitschirurgen auch Kalziumhydroxylapatit. Es bleibt mehrere Jahre unter der Haut. Auch hier können Abkapselungen und Entzündungen vorkommen. Polymethylmethacrylat (PMMA) kann gar dauerhaft unter der Haut bleiben. Gemäss Lindenblatt sollte man das Material nicht einsetzen: «Das Komplikationsrisiko ist zu gross.»
Eigenfett ist als Filler gut verträglich
Eine Alternative zu den künstlichen Fillern könne, so Lindenblatt, eine Behandlung mit Eigenfett sein. Dazu entnimmt der Arzt am Bauch oder an den Beinen Fettgewebe, das er dann in die Falten spritzt. Der körpereigene Stoff ist gut verträglich. Lindenblatt: «Der Vorteil ist, dass das Fett zu einem grossen Teil anwächst und dauerhaft an der behandelten Stelle bleibt.» Allerdings ist der Aufwand bei einem solchen Eingriff höher und damit auch die Kosten.
Experten raten, sich grundsätzlich nur von erfahrenen Fachärzten für Plastische Chirurgie oder Dermatologie behandeln zu lassen. Nur sie dürfen in der Schweiz entsprechende Eingriffe vornehmen. Vor der Behandlung sollte man nachfragen, wie oft der Arzt Unterspritzungen macht und welche Produkte er verwendet. Bei einer Behandlung mit Hyaluronsäure kann man ausserdem fragen, ob der Arzt das Enzym gegen mögliche Komplikationen vorrätig hat.
Beauty2Go schreibt dem Gesundheitstipp, Patienten würden vor der Behandlung von einem erfahrenen Arzt beraten und erhielten ein Infoblatt zu den möglichen Nebenwirkungen. Für den Fall einer Komplikation seien die Ärzte gut geschult.
So vermeiden Sie Falten
- Lassen Sie das Rauchen. Es trocknet die Haut aus und lässt sie rasant altern.
- Schützen Sie das Gesicht das ganze Jahr vor Sonnenstrahlung.
- Schlafen Sie pro Nacht sieben bis acht Stunden.
- Bewegen Sie sich regelmässig, um die Durchblutung der Haut zu fördern.
- Ernähren Sie sich ausgewogen. Nehmen Sie genug Gemüse, Hülsenfrüchte, Fisch und Olivenöl zu sich.
- Waschen Sie Ihr Gesicht mit milden und ph-neutralen Produkten.
- Trocknen Sie die Haut vorsichtig, vor allem um die Augen. Nur tupfen, nicht rubbeln.
- Pflegeprodukte sollten zu Ihrem Hauttyp passen. Lassen Sie sich im Zweifel vom Hautarzt beraten.