Sie ist grün, riecht streng und soll bei Gelenkbeschwerden sehr gut wirken: Die «Starke grüne Salbe» oder Pferdesalbe, wie sie auch genannt wird, ist bei Fussballern, Pferdehaltern und vielen Gesundheitstipp-Lesern beliebt. Leser Heinz Soder aus Möhlin etwa rieb die Salbe bis vor kurzem gegen Gelenkbeschwerden ein. Ältere Leute mit Rheuma nutzen die Salbe rege. Im Forum von Runnersworld.de bezeichnet sie ein Nutzer als «das Wundermittel schlechthin». Mit rund 20 Franken pro 450 g ist sie relativ günstig und ohne Rezept bei Tierärzten sowie in Apotheken und Drogerien erhältlich.
Daniel Demuth vom Institut für Veterinärpharmakologie an der Uni Zürich mahnt zur Vorsicht: «Wenn man erhebliche Mengen grossflächig auf die Haut reibt, kann dies zu gesundheitlichen Problemen führen.» Dies, weil der Körper die Wirkstoffe der Salbe teilweise aufnehme. «Zudem ist das Tierarzneimittel für den Gebrauch bei Menschen weder getestet noch zugelassen.» Auch Rolf Heeb, Geschäftsleiter des Herstellers Virbac, weist darauf hin, dass das Mittel nur als Tierarzneimittel zugelassen ist.
Arzt Markus Gnädinger aus Steinach SG bestätigt, dass die Salbe Rheuma und Gelenkbeschwerden lindern könne. «Allerdings können die beiden Hauptwirkstoffe der Salbe, Kampfer und Methylsalicylat, starke Nebenwirkungen auslösen.» Dies erläuterte Gnädinger zusammen mit Karin Fattinger, Chefärztin am Kantonsspital Schaffhausen, in einem Artikel im «Schweizerischen Medizin-Forum».
Eine Überdosis an Kampfer kann laut Gnädinger und Fattinger zu Verdauungsbeschwerden führen. Im schlimmsten Fall sind die Anwender verwirrt, sie halluzinieren und erleiden Erregungszustände oder Krämpfe. Methylsalicylat birgt in Verbindung mit anderen Medikamenten das Risiko von Nierenbeschwerden – besonders bei älteren Menschen, die mehrere Medikamente einnehmen.
Auch für Junge kann der Wirkstoff gefährlich sein: Die 17-jährige US-Läuferin Arielle Newman erlag einer Salicylat-Vergiftung, nachdem sie sich regelmässig und grossflächig mit Rheumaölen eingerieben hatte.
«Hinweise auf mögliche Gefahren fehlen»
Leser Heinz Soder war sich der Gefahren nicht bewusst: «Die Apotheke verkauft die Salbe ohne Hinweise auf mögliche Gefahren und Kenntnisse über Nebenwirkungen. Eine Packungsbeilage ist auch nicht vorhanden.»
Jetzt ist er umgestiegen auf die «Apothekers Original Pferdesalbe Gold», die für Menschen zugelassen ist und in Apotheken verkauft wird. Sie enthält kein Methylsalicilat. Inhaltsstoffe sind Arnikaextrakt, Rosmarinöl, Menthol – allerdings auch Kampfer. Dazu sagt Esther Schmidt, Geschäftsführerin des Herstellers Equimedis: Die vom Körper aufgenommene Konzentration an Kampfer sei so gering, dass für Gesunde eine Gefährdung ausgeschlossen werden könne. Wie hoch die Kampferdosis ist, sei ein Betriebsgeheimnis.