Ein Werbespot des US-amerikanischen Unternehmens White Claw: Man sieht ein Schiff auf dem Meer, dazu Sonne, Wind und Wellen. Schlanke junge Leute springen ins Wasser und trinken «Hard Seltzer». Der Werbeslogan lautet: «Entdecke eine ganz neue Welle der Erfrischung.»
White Claw stellt die «Hard Seltzer» her. Die Getränke schmecken wie Sprudelwasser mit ein wenig Fruchtgeschmack – doch sie enthalten 5 Prozent Alkohol. Allerdings schmeckt man ihn kaum. Man hat also nicht das Gefühl, wirklich getrunken zu haben.
«Der enthaltene Akohol ist schädlich»
White Claw macht mit «Hard Seltzer»-Getränken mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz pro Jahr. In der Schweiz gibt es sie in Läden von Drinks of the World. Auch Schweizer Firmen wie Nylo, Bubblz oder Sparklys verkaufen jetzt solche Produkte. Zurzeit kann man sie ausschliesslich in den Internetshops der Hersteller bestellen: Sie kosten zwischen Fr. 1.65 und 5.60.
Fachleute sind besorgt. Thilo Beck, Chefarzt für Abhängigkeitserkrankungen am Arud Zentrum für Suchtmedizin in Zürich: «Auch in diesen Getränken ist der Alkohol schädlich.» Hersteller dürften ihre Produkte nicht verharmlosen.
Heikel: Das «Hard Seltzer» von Bubblz ist bereits ab 16 Jahren erhältlich – für lediglich Fr. 1.65 pro Dose. Suchtexperte Beck befürchtet nun «eine ähnliche Entwicklung wie bei den Alcopops». Vor knapp 20 Jahren kamen diese süssen Limonaden, denen die Hersteller Wodka oder Rum zugefügt hatten, zu ähnlichen Preisen in die Läden. Auch damals waren junge Leute das Zielpublikum. Laut einem Bericht des Bundesrats verzwanzigfachte sich der Verkauf von Alcopops innerhalb von nur zwei Jahren. Die Regierung warnte: Junge würden sich durch Alcopops daran gewöhnen, Alkohol zu trinken. Erst eine Sondersteuer bewirkte, dass der Konsum von Alcopops um mehr als die Hälfte zurückging. Heute kostet ein Alcopop rund 3 Franken.
Die Hersteller von «Hard Seltzer» preisen ihre Produkte als Wellnessdrinks und gesündere Alternative zu Alkohol an. Das zeigt sich etwa auf der Website von Bubblz. Zum «Hard Seltzer Tropical» heisst es: «Lebst du gesundheitsbewusst und fühlst dich schlecht, wenn du Wein oder Alcopops trinkst? Bubblz ist zuckerfrei, glutenfrei, vegan und hat im Verhältnis weniger Kalorien als andere alkoholhaltige Getränke.» Auch White Claw sagt, eine Dose enthalte bloss 100 Kalorien – statt der 130 bis 140 Kalorien bei Bier. Und die Zürcher Firma Nylo wirbt bei seinem «Lemon Hard Seltzer» damit, es seien wenig Kohlenhydrate drin. Die klare Botschaft der Hersteller: Man kann trinken – und bleibt trotzdem fit und schlank.
Markus Meury von Sucht Schweiz kritisiert dies: «Junge Leute meinen dann, der Alkohol in Form der ‹Hard Seltzer› sei weniger ungesund.» Studien zeigten, dass man mehr trinkt, wenn man glaubt, ein Getränk sei gesünder. Für Meury ist klar: Eine Sondersteuer muss die «Hard Seltzer» bremsen.
Der Spirituosenhersteller Hans Erismann, der «Hard Seltzer» von Nylo produziert, sagt gegenüber dem Gesundheitstipp, man sei sich der Verantwortung bewusst. Daher sei das Getränk erst ab 18 Jahren erhältlich und mit einem Hinweis auf den Alkoholgehalt versehen. Hersteller Bubblz äusserte sich nicht.
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