«E-Trottinette sind gefährlich»
KONTRA: Monika Litscher, Geschäftsleiterin Fussverkehr Schweiz
«Vieles spricht gegen die E-Trottinette. Es gibt immer wieder Unfälle. In der Region Genf stiess ein E-Trottinett-Fahrer mit einer Frau zusammen. Sie brach das Handgelenk. In Luzern verletzte sich ein Fahrer schwer bei einer Kollision mit einem Auto. In Paris starb ein Fahrer sogar.
Die Gefährte sind riskant. Das liegt auch an ihrer Konstruktion: Sie fahren schnell, haben aber nur kleine Räder. Sie sind keineswegs für den Strassenverkehr konstruiert. Das Licht und die Bremsen sind teilweise auch ein Problem.
Vor allem Fussgängerinnen und Fussgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer leiden unter diesen neuen Fahrzeugen. Sie beschneiden den Platz auf den Gehwegen, zum Beispiel, wenn sie kreuz und quer abgestellt werden.
Auf dem Trottoir dürfen diese motorisierten Gefährte zwar nicht fahren. Das sollte aber auch dort gelten, wo Fussgängerinnen und Fussgänger sich mit Velos die Wege teilen müssen. Sie haben das Recht, sich auf Gehwegen frei und sicher zu bewegen. Doch dieses Recht wird immer mehr aufgeweicht. Dagegen wehre ich mich.
Auch für die Gesundheit der Fahrer bringen die motorisierten Gefährte keine Vorteile: Untersuchungen zeigten, dass sie vor allem Wege ersetzen, die vorher zu Fuss oder mit dem Velo zurückgelegt wurden. Und das wäre besser für die Gesundheit: Sich aus eigener Muskelkraft fortzubewegen, verbessert massgeblich das körperliche und seelische Wohlbefinden. Es wäre deshalb sinnvoller und dringlicher, wenn man den Fuss- und Veloverkehr fördert und sicherer macht.»
«Sie sind nötig für eine gesündere Stadt»
PRO: Thomas Sauter-Servaes, Mobilitätsforscher ZHAW
«E-Trottinette sind nicht grundsätzlich gefährlicher als Trottinett, Velo oder Auto. Die Sicherheit hängt davon ab, ob Fahrer rücksichtsvoll oder skrupellos unterwegs sind. Dem Rowdytum muss man mit klaren Verkehrsregeln begegnen. Es sollte aber kein Grund sein, die neuen Gefährte zu verbieten.
Im Vergleich zum Auto stellen die Trottis eine viel geringere Gefahr dar. Autos verursachen mehr und schwerere Unfälle. Wir haben uns bloss so sehr an den Autoverkehr gewöhnt, dass wir das gar nicht mehr wahrnehmen. Zudem hat sich die Bauweise der Miet-Trottinette innert kurzer Zeit klar verbessert: Sie sind stabiler und sicherer geworden.
Gefährliche Situationen entstehen vor allem deshalb, weil Fussgänger, Velo- und Trottinettfahrer nicht genügend sichere Wege vorfinden. Wir werden den Platz auf der Strasse neu verteilen müssen. Denn: Wollen wir in einer gesünderen Stadt leben, müssen Kleinfahrzeuge wie Velos und E-Trottis dringend eine grössere Rolle spielen. Fahren weniger Menschen Auto, ist der Verkehr sicherer und verursacht weniger Schadstoffe und Treibhausgase.
Von heute auf morgen passiert das nicht. Es muss zuerst attraktive Angebote geben, die eine wirkliche Alternative zum Privatauto sind. Dazu gehören bequem nutzbare Mobilitätspakete, die E-Trottinette nahtlos mit dem öffentlichen Verkehr, Velo- und Autoverleih verknüpfen. Dann sind die Leute auch wieder mehr zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs.»
Aufruf: Was halten Sie von E-Trottinetten?
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