Nach einem schweren Unfall hatte der 38-jährige René Schnydrig aus Gampel VS genug vom Töfffahren. Er kaufte ein Quad. «Für mich ist das Spass pur», sagt er. Schnydrig schätzt an seinem Vehikel, dass er damit an der frischen Luft fahren kann.
Die vierrädrigen Fahrzeuge werden immer beliebter: 2009 wurden 932 Stück verkauft, letztes Jahr waren es 1534. Das zeigt die Statistik des Verbands Motosuisse. Doch die Vehikel sind gefährlich: Immer wieder passieren schwere Unfälle. Im letzten August stürzte ein Alphirt in den Flumserbergen ab, als er mit dem Quad zu seinem Vieh fahren wollte. Im März starb ein Fahrer, nachdem er bei Oberägeri ZG in einen Holzstapel geprallt war. Die Suva schätzt, dass in der Schweiz jedes Jahr rund 250 Unfälle mit Quads geschehen.
Auch René Schnydrig verunfallte. Als er zu schnell in eine Kurve fuhr, überschlug sich das Quad. «Das passierte, als ich das Fahrzeug noch nicht gut kannte.»Er hatte Glück und verletzte sich nicht.
Experten sehen die spezielle Konstruktion als Grund für die vielen Unfälle. Hans-Ulrich Sander, Mitarbeiter des Prüfinstituts TÜV Rheinland in Köln: «Quads wurden als Geländefahrzeuge entwickelt.» Wenn man auf der Strasse deutlich schneller als im Gelände fährt, werde es schnell kritisch.
Um ein Quad zu lenken, genügt ein Motorradfahrausweis. Dazu kommt: Man kann Quads auch ohne Fahrpraxis mieten. Eine Erhebung aus Deutschland zeigt: Jeder 14. Unfall passiert mit einem gemieteten Quad. Viele Reisebüros bieten geführte Touren an mit Quads, etwa in der Toskana oder an der spanischen Costa Blanca.
Quads mieten: Kurze Einführung für Kunden
Auch in der Schweiz vermieten Händler Quads. Vor der ersten Fahrt erhalten Kunden eine «Sicherheitsinstruktion» von 15 Minuten. Das sei viel zu wenig, kritisiert Hans-Ulrich Sander vom TÜV: «Eine so kurze Einweisung erzeugt bei den Kunden allenfalls eine Pseudosicherheit.»
Für ihn ist klar: «Quads sind nicht geeignet für unerfahrene Lenker und für Anfänger – schon gar nicht im Strassenverkehr.» Siegfried Brockmann von der deutschen Unfallforschung der Versicherer rät Neueinsteigern, ein Quad mit einer relativ geringen Motorleistung zu wählen und langsam zu fahren.
Importeur Paul Amsler aus Feuerthalen ZH sagt, die meisten Quads hätten ein Höchsttempo von 55 bis 75 Stundenkilometern. Die Vehikel seien nicht besonders schwierig zu steuern. Andy Rosinger von der Firma Swiss Quads sagt, er nehme sich für Neu- oder Gelegenheitsfahrer «besonders viel Zeit». Die Einführung dauere etwa 30 Minuten. Zudem könnten Kunden eine bis zwei Proberunden drehen. Wenn sich zeige, dass ein Lenker sich oder andere gefährden könnte, lehne er eine Vermietung ab. Bei der Einführung mache er Fahrer darauf aufmerksam, dass sie in Kurven vorsichtig und langsam fahren sollen.