Proteinpulver findet man nicht nur in einschlägigen Läden für Bodybuilder, sondern auch in den Gestellen der Grossverteiler Coop, Migros oder Aldi. Die Pulver, die man meist mit Wasser vermischt und trinkt, sollen die Muskeln aufbauen und bei der Regeneration helfen. Beliebt sind Pulver aus Molkenproteinen, sogenannte Whey-Pulver. Sie enthalten kaum Fett und Kohlehydrate.
Die Unterschiede beim Proteingehalt können beträchtlich sein. Das zeigt ein Test des Gesundheitstipp. Er liess 16 Produkte in einem Labor analysieren. 11 davon schnitten gut ab (siehe Tabelle). Das Labor bestimmte den Gehalt an Proteinen und an der Aminosäure Leucin, die für den Muskelaufbau besonders wichtig ist. Das Labor unterschied zwischen Konzentraten und Isolaten. Letztere sind stärker filtriert und weisen deshalb in der Regel einen höheren Proteingehalt auf. Isolate enthalten zudem keinen Milchzucker und eignen sich auch für Leute, die keinen Milchzucker vertragen.
Der Nutzen der Präparate ist umstritten
Die besten Pulver enthielten bis zu 85 Prozent der Proteine, die schlechteren um 70 Prozent. Alle Isolate enthielten über 80 Gramm Protein pro 100 Gramm Pulver, und auch die gemessenen Werte von Leucin waren hoch. Allerdings bekommt man nicht überall gleich viel Protein fürs Geld: Eine Portion von 30 Gramm des Isolats von Myprotein enthält zirka 25 Gramm Protein und kostet 1 Franken. Die gleiche Portion kostet beim Produkt von Powerbar mehr als das Doppelte.
Bei den Konzentraten erreichten nur zwei Produkte hohe Werte mit Proteingehalten über 81 Prozent: «Chiefs Whey Valley» von Coop sowie das günstige «Crane Whey Protein» von Aldi. Das Produkt von NA Nutriathlethic enthält zwar deutlich weniger Protein, hat dafür am meisten der Aminosäure Leucin.
Der Nutzen von solchen Proteinpräparaten ist allerdings umstritten. Sie sind teuer und nicht unbedingt nötig. Pro Tag benötige der Körper rund 1 Gramm Eiweiss pro Kilo Körpergewicht, sagt Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser. Für eine Frau mit einem Gewicht von 60 Kilo sind das etwa 60 Gramm.
Diese Menge lässt sich durch eine abwechslungsreiche Ernährung erreichen – wenn man täglich proteinreiche Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Hülsenfrüchte, Quark, Hüttenkäse oder Milch auf den Speiseplan setzt. Zum Vergleich: 100 Gramm Joghurt enthalten etwa 10 Gramm Eiweiss, ein gekochtes Ei rund 13 Gramm, 100 Gramm Tofu etwa 10 Gramm.
Zu bedenken ist auch, dass zu viele Proteine im Essen die Nieren belasten können. Studien weisen zudem darauf hin, dass sie das Risiko für Diabetes erhöhen. Viele Fachleute raten deshalb davon ab, pro Tage mehr als 2 Gramm Proteine pro Kilo Körpergewicht zu sich zu nehmen.
Auch für Sportler gibt es natürliche Alternativen, wie Arzt Walser sagt: «Zu einem guten Muskelaufbau braucht man nur sehr wenig Proteine.» Und das erreicht man auch ohne Nahrungsergänzungsmittel. Walsers Trick: Etwa 60 Minuten nach dem Muskeltraining 3 Deziliter Milch trinken. «Das entspricht 10 Gramm Eiweiss, das genügt bereits.» Zudem enthält Milch auch viel von der Aminosäure Leucin.
Proteinpulver enthalten unnötige Zusatzstoffe
Dazu kommt: Viele Pulver enthalten nicht nur Proteine, sondern unnötige Zusatzstoffe wie Mineralien, Vitamine, Süssstoffe oder Verdickungsmittel. So enthält «Valley» von Chiefs unter anderem Vitamin E. Das kann bei Rauchern Lungenkrebs begünstigen. Die deutsche Konsumentenzeitschrift «Ökotest» bewertete deshalb vor drei Jahren 12 von 14 Produkten als mangelhaft oder ungenügend.
Hersteller Sponser schreibt, der Gehalt von Leucin hänge vom Futter ab, das die Kühe fressen. Chief, Hersteller von «Valley», sagt, Sportler hätten einen erhöhten Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen. Der Produzent des «NA Nutriathletic Essential Whey Concentrate» gibt an, bewusst mehrere Süssstoffe einzusetzen, um einen zuckerähnlichen Geschmack zu erzielen. So könne man die Konzentration der einzelnen Substanzen tief halten.
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