Der PSA-Test soll helfen, Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen und somit die Heilungschancen zu erhöhen. Ein hoher Wert bei dieser Blutuntersuchung deutet auf Tumore hin. Doch seit Jahren steht die Methode in der Kritik. Jetzt kommt auch das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen zum Schluss: Der Test schadet mehr als er nützt.
Die Wissenschafter hatten elf Studien mit insgesamt mehr als 400000 Teilnehmern ausgewertet: Im Lauf von zwölf Jahren bewahrte der Test nur 3 von 1000 Männern tatsächlich vor Krebs mit Ablegern in anderen Organen (siehe Tabelle). Das frühzeitige Erkennen hatte aber keinen Einfluss darauf, ob die Patienten läger leben. Bei 200 von 1000 Teilnehmern schlug der Test zwar Alarm, doch ein Tumor liess sich durch weitere Abklärungen nicht bestätigen. Das heisst: Der Test versetzte diese Patienten in unnötige Angst.
Und bei 35 bis 60 Männern erkannte der Test Prostatakrebs zwar korrekt. Diese Tumore machten aber den Patienten keine Probleme, weil die Krankheit nur sehr langsam voranschreitet. Ihre Lebenserwartung war nicht tangiert. Doch sie mussten unnötige Krebstherapien über sich ergehen lassen, wie zum Beispiel eine Operation. Dies kann zu dauerhafter Inkontinenz und Impotenz führen. «Und das in relativ jungem Alter», sagen die deutschen Forscher.
Das Zürcher Ärztenetzwerk Medix rät Männern ohne besondere Risiken sowie solchen über 70 Jahren vom PSA-Untersuch ab. Wer allerdings einen Vater, Onkel oder Bruder mit Prostatakrebs hat, sollte ab dem 45. Lebensjahr das Gespräch mit dem Hausarzt suchen.
Facharzt Tullio Sulser leitet die Klinik für Urologie am Unispital Zürich und ist Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Urologie. Er schreibt, der PSA-Untersuch sei «noch immer der einzige Test», der über mögliche Risiken des Prostatakrebs Aussagen machen könne. Für eine Einzelmessung sei der Bluttest allerdings «nur bedingt tauglich». Wenn man ihn aber über viele Jahre anwende, liessen sich die Risiken gut abschätzen.
Die Prostata-Hilfe Deutschland schreibt, man müsse jeden Patienten individuell beurteilen, damit man erkenne, wie bösartig ein Tumor sei. Der Krankheitsverlauf könne sehr unterschiedlich sein. Gerade bei älteren Männern würde es oft genügen, den Prostatakrebs nur zu beobachten.
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