Es war Anfang Januar. Wir wollten noch ein letztes Mal die Kerzen am Christbaum anzünden. Doch innert weniger Sekunden brannte der Baum lichterloh. Voller Panik versuchte ich, den Brand mit einem Kessel Wasser zu löschen. Meine Frau wollte die Flammen mit Tüchern ersticken. Doch alles nützte nichts. Wegen des heissen Rauchs konnte ich kaum mehr atmen. Ich realisierte, dass der Brand nicht zu löschen war. So rannte ich zur Tür und rief: «Raus! Raus!» Als ich die Tür öffnete, griffen die Flammen explosionsartig um sich. Meine Frau konnte durch ein Fenster flüchten. Sie erlitt schwere Brandwunden an den Armen, am Nacken und am Rücken. Die silberne Halskette, die ich ihr zu Weihnachten geschenkt hatte, brannte sich tief in ihre Haut ein. Unser Haus wurde ein Opfer der Flammen, zum Teil bis unters Dach.
Die Erinnerung an das schlimme Ereignis kommt immer wieder hoch. Die Ruine ist ein schrecklicher Anblick. Sie kommt mir vor wie eine schwarze Höhle. Meine Frau wollte das zuerst gar nicht sehen. Sie leidet immer noch unter den Brandwunden. Ich behandle ihre Narben zweimal täglich. Ich hingegen kam mit dem Verlust von ein paar Haaren und mit kleineren Verbrennungen an der Stirn und an den Ohren davon.
Meine Seele brauchte länger, um den Schock zu verarbeiten. Kurz nach dem Brand träumte ich von einem Abschiedsgottesdienst für das ausgebrannte Haus. Viele Freunde waren dabei. Aber wir konnten nicht anfangen, weil der Organist fehlte. «Er wird schon noch kommen», sagte jemand. Offenbar brauchte ich Orgelmusik, um mich vom Haus verabschieden zu können. Ab und zu träumte ich nachts von brennenden Christbäumen.
Zum Glück wohnten wir in der Nähe von Zürich. So konnte uns die Ambulanz rasch ins Spital bringen. Wir standen beide so stark unter Schock, dass wir vorerst fast keine Schmerzen fühlten. Meine Frau blieb drei Wochen im Spital, bis ihre Brandwunden einigermassen verheilt waren. Ich konnte das Spital noch am gleichen Tag verlassen. Mein Sohn musste mir neue Kleider besorgen, da alles verbrannt war. Nur vom Geschirr blieb uns noch etwas. Besonders schmerzhaft: Wir verloren Antiquitäten, die seit vielen Generationen in unserer Familie waren. Auf dem Estrich verbrannte ein Teil der Sammlung der Evangelischen Informationsstelle Relinfo, die mein Sohn leitet. Diese Stelle klärt über Sekten und religiöse Gemeinschaften auf. Wir hatten zum Beispiel viele Dokumente über Uriella.
Zwar haben wir in Frankreich einen zweiten Wohnsitz. Trotzdem waren wir dankbar, für ein paar Wochen bei meiner Schwester und einem befreundeten Ehepaar wohnen zu dürfen. Ich war auch überwältigt von der Hilfsbereitschaft meiner Söhne und unserer Nachbarn. Zusammen durchwühlten wir die Asche, wo wir Silberbesteck, Münzen und die elektronischen Karten meiner Frau fanden. Gegen den Rauchgestank hilft aber kein Mittel.
Nun möchten wir das Haus wieder aufbauen. Zunächst freue ich mich aber auf Weihnachten. Ich liebe Weihnachtslieder über alles. Auf einen Christbaum möchte ich künftig verzichten. Vielleicht kaufen wir neue Krippenfiguren. Dieser Anblick könnte uns helfen, das Erlebte weiter zu verarbeiten.
In der Weihnachtszeit brennt es oft
In der Advents- und Weihnachtszeit kommt es in der Schweiz jede Woche zu rund 70 Bränden, die Kerzen ausgelöst haben. Tannennadeln können sich von selbst entzünden, wenn sie zu nahe an der Hitze stehen. Die Unfallversicherung Suva rät, einen Kessel Wasser neben den Christbaum zu stellen. Bricht ein Brand aus, sollte man Fenster und Türen im betroffenen Raum schliessen, damit die Luft das Feuer nicht anfacht.
Infos: Beratungsstelle für Brandverhütung,
Bundesgasse 20, 3011 Bern, Tel. 031 320 22 22, bfb-cipi@vkg.ch