Gegen Husten verkauft die Firma Biomed zwei Präparate: Bronchipret-Tabletten (10 Franken) und einen Sirup (17 Franken). Beide enthalten Extrakte aus Thymian und anderen Pflanzen. Beide Präparate stellt die deutsche Firma Bionorica her. Sie rühmt sich auf der Website, es sei in «klinischen Studien» nachgewiesen, dass die Präparate wirken.
Unverkennbarer Thymianduft
Doch Experten bezweifeln dies in der neuesten Ausgabe der deutschen Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm». Die Firmenstudien zeigten zwar, dass die Hustenanfälle mit den Präparaten abnehmen, von 27 Anfällen pro Tag auf 8. Bei der Gruppe, die ein Scheinmedikament ohne Thymian bekam, nahmen die Anfälle von 27 auf 14 ab. Weder die Versuchsärzte noch die Teilnehmer sollen gewusst haben, wer ein Scheinmedikament bekommt. Die Experten fragen sich, wie das möglich sei. Denn Geschmack und Geruch von Thymian seien unverkennbar. Und wer weiss, dass er das richtige Medikament schluckt, dem geht es bereits besser.
Schon früher gab es Zweifel. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA folgerte 2016: Für Jugendliche und Schwangere seien die Präparate wegen «unzureichender Daten» nicht zu empfehlen (Gesundheitstipp 2/2018).
Österreichische Firmenforscher machten schon früher den Test bei fünf Reitpferden mit Lungenproblemen. Pferde realisieren ja nicht, ob sie Medikamente schlucken und bei einer Studie mitmachen. Nachdem die Pferde einen Monat lang Thymianextrakt gefuttert hatten, pfiffen ihre Lungen zwar etwas weniger, aber der Husten blieb. Das berichteten die Forscher im Fachblatt «Veterinary Record».
Fazit von «Arznei-Telegramm»: Die Extrakte sind allenfalls «eine Möglichkeit» für Patienten, die dies wünschen. «Eine breitere Anwendung lässt sich unseres Erachtens nicht rechtfertigen.»
Biomed schreibt dem Gesundheitstipp, sie hätten in der Studie den Geschmack berücksichtigt, andere Aussagen seien «spekulativ». Das Fazit von «Arznei-Telegramm» stehe nicht im Einklang mit jenem von Fachleuten. Zur Studie mit den Reitpferden äusserte sich Biomed nicht.