Der Berner Fernsehmoderatorin Andrea Jansen geht es mies: «Ich fühle mich oft erschöpft, nehme zu und bin laut meinem Mann oft gereizt», erzählt die 42-Jährige im Podcast «Mal ehrlich» auf ihrer Website Anyworkingmom.ch. Dann fragt sie die Berner Frauenärztin Anja Wüest: «Was ist mit mir los?» Die Antwort: «Du bist in einer ganz bestimmten Phase angekommen. Sie heisst Perimenopause.» Diese Phase setze schon Jahre vor dem Ausbleiben der Mens ein. Das Rezept der Ärztin: den Hormonstatus messen und Hormonpräparate verschreiben. Wer solche Mittel nehme, sitze kurz darauf in ihrem Wartezimmer «wie eine auferstandene Schönheit».
Auch andere Ärzte raten Frauen zu Hormonen – lange bevor die Mens ausbleibt. So schreibt das Zürcher Gynäkologiezentrum Gyn-Health: Hormone würden «sehr effektiv» gegen Beschwerden vor der Menopause helfen. Sie seien «in vielen Studien untersucht und sicher». Sogenannte bioidentische Hormone würden «natürlicherweise» im Körper vorkommen. Und die Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Menopause sagt, bei Symptomen vor der Menopause sei «die Hormonersatztherapie unbestritten die erste Wahl».
Experten kritisieren diese Empfehlung. Denn die Hormontherapie ist umstritten. Etzel Gysling, Herausgeber der Zeitschrift «Pharma-Kritik», sagt: «Die Hormontherapie kann zu Brustkrebs führen.» Das sei bei einer von 50 Frauen, die eine Hormontherapie erhalten, der Fall. Hauptverantwortlich für das erhöhte Krebsrisiko: Progesteron und ähnliche Hormone. Darauf würden die vorhandenen Daten hindeuten, sagt Gysling. Auch der deutsche Arzt Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber der Zeitschrift «Arznei-Telegramm», sagt, bei Symptomen wie Schlafstörungen, die mit einer bevorstehenden Menopause in Verbindung gebracht werden, sollten Ärzte Progesteron nicht empfehlen.
«Natürliche» Hormone sind nicht natürlich
Hinzu kommt: Sogenannte «natürliche» oder bioidentische Hormone sind nicht besser als andere Präparate. Sie enthalten Wirkstoffe wie Estradiol und Progesteron, die angeblich körpereigenen Geschlechtshormonen der Frau entsprechen. Doch Pharmafirmen stellen auch sie synthetisch her: Stoffe aus Pflanzen wie Yams oder Soja werden isoliert und chemisch verändert.
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt: «Der Begriff Perimenopause gibt vor, dass die Frau krank sei.» Dabei handle es sich um eine normale Phase, die man nicht behandeln müsse und für die es keine Diagnose brauche. Es gebe auch keinen Hormonmangel: «Lediglich Menge und Kombination der Hormone verändern sich.»
Das Messen der Hormone ist deshalb nicht nötig. Die Solothurner Frauenärztin Regina Widmer sagt: «Es ist nicht sinnvoll, bei über 40-jährigen Frauen einfach mal einen Hormonstatus machen zu lassen.» Für einen Laboruntersuch brauche es immer einen guten Grund. Dies sei etwa der Fall, wenn die Mens bei einer Frau unter 45 länger ausbleibe.
Tipps: Ohne Chemie durch die Wechseljahre
- Treiben Sie zwei- bis dreimal in der Woche Sport.
- Essen Sie abwechslungsreich und ausgewogen: viel Gemüse, Früchte, Vollkorngetreide und regelmässig Fisch.
- Nehmen Sie Hormone nur bei starken Beschwerden, wenn andere Mittel nicht helfen – möglichst niedrig dosiert und nur über kurze Zeit.
- Wenn die Mens unregelmässig kommt, helfen oft Präparate mit Extrakten aus Mönchspfeffer: Sie verstärken das körpereigene Progesteron.
- In den späteren Wechseljahren helfen Präparate mit Extrakten aus Traubensilberkerze: Sie stärken das Hormon Östrogen.
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