Als Yves Auberson 36 Jahre alt war, konnte er plötzlich nichts mehr riechen. Erst zwei Jahre später wurde ihm klar, dass etwas nicht stimmt: Seine Hände zitterten, wenn er nach etwas greifen wollte. Die ärztliche Diagnose: Parkinson. Sie veränderte sein Leben: «Ich wusste nicht einmal, dass man die Krankheit so jung bekommen kann.» Damals war er Golfprofi, gewann etliche Turniere. «15 Jahre lang spielte ich jeden Tag Golf», sagt er. «Plötzlich war das nicht mehr möglich.»
Auf dem Golfplatz täglich Pestiziden ausgesetzt
Parkinson ist eine unheilbare Krankheit des Nervensystems und zerstört Zellen im Gehirn. Betroffene haben oft Mühe zu gehen oder zu sprechen, ihre Muskeln versteifen, ihr Körper zittert. Was die Krankheit auslöst, weiss man nicht genau. Yves Auberson hat jedoch eine Vermutung: «Auf dem Golfplatz war ich jeden Tag Pestiziden ausgesetzt.» Damit kein Unkraut auf dem Platz wuchert, werden sie in grossen Mengen versprüht. Auberson: «Ich bin überzeugt, dass das meine Krankheit begünstigte.»
Eine neue Studie lässt nun aufhorchen. Wissenschafter des Pariser Forschungsinstituts Inserm stellten anhand der Versicherungsdaten von über 200000 Parkinson-Patienten in Frankreich fest: Leute, die auf dem Land wohnen, erkranken viel häufiger an Parkinson als Städter. Besonders betroffen sind Anwohner in Weinbaugebieten. Dort ist das Risiko für Parkinson 12 Prozent höher als in anderen Regionen. Der Grund, so vermuten die Forscher: Weinbauern setzen bei ihrer Arbeit besonders viele Pestizide ein. In einer anderen aktuellen Studie fanden dieselben Forscher zudem heraus: Je höher die Pestizid-Dosis, der jemand ausgesetzt ist, desto grösser die Gefahr, an Parkinson zu erkranken.
Behörden sehen keinen Handlungsbedarf
Fachleute des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung hatten vor einigen Jahren zahlreiche Studien zu diesem Thema verglichen. Ihr Fazit: Die Daten weisen auf einen Zusammenhang zwischen Pestiziden und Parkinson hin. Peter Kälin, Präsident des Vereins Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz, überrascht das nicht: «Die meisten Pestizide stellen eine Gefahr für die Gesundheit dar.»
Für Stephan Bohlhalter, Chefarzt des Neurozentrums am Kantonsspital Luzern, sind die Ergebnisse der französischen Studie glaubhaft. Sein Fazit: «Pestizide sollten nur noch in geringen Mengen eingesetzt werden.»
Doch die Behörden sehen keinen Handlungsbedarf. Das Bundesamt für Gesundheit teilte dem Gesundheitstipp mit: Es gebe nicht genügend Daten, die einen Zusammenhang zwischen Pestiziden und Parkinson belegten. Im Moment würden deshalb keine Zulassungen bestehender Pflanzenschutzmittel überprüft.